Der Widerstand wächst Ärzte wehren sich gegen neue E-Card

Düsseldorf · Ein Bündnis von Ärzteverbänden, Datenschützern und Patienten hat dem Bundesministerium für Gesundheit den Kampf angesagt. Der Grund ist die im Rahmen der umstrittenen Gesundheitsreform geplante Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Viele Versicherte und Ärzte lehnen diese bereits seit 2006 entschieden ab. Mit dabei: Die Düsseldorfer Ärztin Ingeborg Dorn-Schomburg.

 Ingeborg Dorn-Schomburg (l.) mit ihrem Praxis-Team bei einer Demonstration gegen die Honorar-Reform.

Ingeborg Dorn-Schomburg (l.) mit ihrem Praxis-Team bei einer Demonstration gegen die Honorar-Reform.

Foto: RPO, Johannes Bornewasser

"Widerstand kam zuerst von der Freien Ärzteschaft. Danach haben drei Deutsche Ärztetage in Folge - 2007, 2008 und 2009 - die E-Card in der jetzigen Form abgelehnt", erklärt die Medizinerin. Sie wehrt sich bereits seit 2007 gegen die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte. Diese soll anders als auf der bisher bekannten Krankenversicherungskarte auch sämtliche Vorerkrankungen und medizinische Verordnungen erfassen.

Befürworter der umfassenden elektronischen Erfassung sind er Auffassung, dass die Vertraulichkeit der Arzt-Patient-Beziehung gesichert bliebe. Die Düsseldorfer Ärztin meint dagegen: "Es geht um Überwachung, Kontrolle, Datensammlungen, Einflussnahme und Gängelung von Ärzten und Patienten." Das Ziel sei demnach eine elektronische Krankenakte, die auf zentralen Servern bei den Krankenkassen gespeichert wird. "Damit ist sie jederzeit für Hacker erreichbar."

Die Patientendaten liegen nämlich nicht, wie bei der Vorstellung des Projekts von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) erklärt, auf der E-Card selber und somit in der Hand der Patienten, sondern auf zentralen Servern. Auf der Gesundheitskarte sind lediglich die Personalien, Stammdaten, ein Foto und elektronische Rezepte sowie optional Notfalldaten des Versicherten.

Weitere medizinische Daten wie Berichte von Ärzten und Krankenhäusern oder gar Röntgenaufnahmen können dagegen aufgrund des geringen Speicherplatzes nicht auf der Karte hinterlegt werden. Die E-Card fungiert daher lediglich wie ein digitaler Schlüssel, der es dem Arzt ermöglicht, die Daten online einzusehen.

Verschiedene Gruppierungen, beispielsweise das Aktionsbündnis "Stoppt die E-Card", der Chaos Computer Club (CCC) und diverse Patientenverbände, haben sich inzwischen gegen die E-Card positioniert. Und sie verzeichneten bereits einen ersten Erfolg, denn "immerhin haben erst 39,4% der Nordheinischen Ärzte ein onlinefähiges Lesegerät geordert", sagt Dorn-Schomburg. Eingeführt werde die E-Card jedoch erst, "wenn 85% der niedergelassenen Ärzte ein solches Gerät besitzen".

Neben dem gefährdeten Datenschutz sieht die Ärztin ein weiteres, den Patienten betreffendes Problem des neuen Systems, denn "diese Lesegeräte werden bis 31. Oktober von den Krankenkassen bezahlt - natürlich mit Versicherten-Geldern. Und die Kosten werden sich am Ende nicht wie angegeben auf 1,4 Milliarden Euro belaufen, sondern deutlich höher ausfallen."

(born)
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