Düsseldorfer Flughafen Ärger um zusätzliche Nachtflüge

Düsseldorf · In den Ferien steigt die Zahl der Nächte, in denen der Düsseldorfer Flughafen das Nachtflugverbot verletzt, sagen Fluglärmgegner. Der Flughafen verteidigt, vor allem die Gewitternacht am Donnerstag und Radarausfälle seien schuld, alle Flüge wären von der Bezirksregierung genehmigt.

Es ist ein ewiger Kampf zwischen den lärmgeplagten Anwohnern des Flughafens auf der einen und der Betreibergesellschaft und den Airlines auf der anderen Seite. Wie in jedem Sommer hat, bedingt durch die Ferien der Flugverkehr in Düsseldorf stark zugenommen. Das ruft die Aktivisten der Initiative "Bürger gegen Fluglärm" auf den Plan. Sie werfen dem Flughafen und den dort ansässigen Airlines vor, das Düsseldorfer Nachtflugverbot zu missachten. Akribisch wird von der Bürgerinitiative jeder landende und startende Jet in den Abendstunden gezählt und die Daten tabellarisch ausgewertet.

Das Ergebnis der Erhebung: "Pro Tag gab es im Juli dieses Jahres im Schnitt 12,7 Flugbewegungen nach 23 Uhr", sagt Christoph Lange, Vorsitzender von "Bürger gegen Fluglärm". Kontinuierlich seien die Überschreitungen gegen das Nachtflugverbot seit Jahresbeginn gestiegen. Im Januar maßen die Lärmgegner nur durchschnittlich 0,5 Verstöße pro Nacht. Im Mai seien es schon 3,4 — im Juni bereits 5,1 gewesen. "Und mit Beginn der Ferien dann dieser rapide Anstieg", meint Lange. Außerdem beklagt er die sinkende Zahl von "regelgerechten Nächten am Flughafen Düsseldorf. Im Januar gab es davon noch 21 pro Monat, im Juni noch eine, im Juli keine einzige mehr."

Zu häufig Ausnahmeregelungen?

Grundsätzlich verboten sind die späten Flüge nicht. Den so genannten Home Base-Carriern, das sind die Fluggesellschaften, die ihre Maschinen in Düsseldorf warten und reinigen, ist es erlaubt, bis Mitternacht zu landen. Darunter befinden sich auch die beiden größten deutschen Airlines Lufthansa und Air Berlin. Auch kurz nach Mitternacht können noch Maschinen in Düsseldorf landen, sofern die Bezirksregierung eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Und das hat sie nach Ansicht der Lärmgegner in den vergangenen Tagen viel zu häufig getan. "Diese Ausnahmegenehmigung ist keine Ausnahme mehr, sondern inzwischen die Regel", sagt Lange. Auch mit verspäteten Starts nach 22 Uhr werde ähnlich großzügig verfahren.

Der Flughafen sieht die Dinge anders und verteidigt sich gegen die Vorwürfe. "Nach unseren Zahlen ist eine Aushöhlung der Nachtflugbeschränkung nicht erkennbar. Wir haben Verständnis für die Bürger, aber die Luftfahrt ist ein hochkomplexes System. Das zeigen zum Beispiel Streiks oder der Ausfall der Radaranlagen in München und Frankfurt, die die Flugpläne in ganz Deutschland durcheinandergewirbelt haben", sagt Flughafensprecher Thomas Kötter.

Außerdem gebe es auch Probleme bei heftigen Sommergewittern. So mussten am Donnerstag vergangener Woche fünf Flieger sehr spät landen. "Die Sicherheit geht immer vor. Und alle Flüge waren von den Airlines bei der Bezirksregierung ordnungsgemäß genehmigt worden", sagt Thomas Kötter weiter.

Streit gärt seit 50 Jahren

Lärmgegner Lange dagegen wirft Airlines und Flughafen vor, die Gewitter nur als Vorwand zu benutzen. "Das Wetter ist eine gern genommene Ausrede. In Wirklichkeit sind die Kapazitäten am Flughafen gegen Abend völlig ausgeschöpft, daher die späten Flüge", meint Lange. Die Fluggesellschaften würden die Ausnahmeregelungen ausnutzen und viel zu knapp planen, vor allem bei den Umladezeiten. "Die Airlines könnten bei einer besseren Verteilung der Starts und Landungen auf Flüge nach 22 Uhr komplett verzichten", sagt Christoph Lange.

Der Streit um Fluglärm und Nachtflüge ist fast so alt, wie der Passagier-Flughafen selbst. Seit 1959 sind Nachtflüge auf dem Airport grundsätzlich verboten, das älteste Verbot dieser Art in Deutschland. 1965 schlossen der Flughafen und die umliegenden Gemeinden den so genannten Angerland-Vergleich (s. Info), der eine Kompromisslösung vorschreibt. Doch immer wieder streiten Bürgerinitiative und Flughafen um die Auslegung des Angerland-Vergleiches.

(RP/top)
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