Eller Ärger über Dauerlärm der Bahn

Düsseldorf · Die Anwohner am Abstellgleis in Eller hören Wochenende für Wochenende denselben Krach: Lokomotiven, die dort parken, laufen weiter, obwohl sie tagelang nicht benötigt werden. Die Bahn sagt, es gehe nicht anders.

 Auf diesen Abstellgleisen stehen die Lokomotiven, die nach Messungen der Anwohner Krach bis zu 85 Dezibel verursachen - Tag und Nacht.

Auf diesen Abstellgleisen stehen die Lokomotiven, die nach Messungen der Anwohner Krach bis zu 85 Dezibel verursachen - Tag und Nacht.

Foto: RP, Christoph Göttert

Trotz des schönen Wetters gehen Michael Strelow und seine Nachbarn derzeit nur ungerne in den Garten. Der Elleraner wohnt nur wenige Meter von einem Abstellgleis entfernt und hört von dort in regelmäßigen Abständen mächtigen Krach.

Die Deutsche Bahn parkt dort freitags Lokomotiven, die erst nach dem Wochenende wieder zum Einsatz kommen. Dennoch bleiben die Loks in Betrieb und verursachen Tag und Nacht regelmäßig Lärm. "Der Krach ist so unerträglich, dass wir zum Teil nicht schlafen können", sagt Strelow. Er hat nachgemessen und einen Spitzenwert von 85 Dezibel ermittelt. Das entspricht laut Experten dem Lärm einer Kettensäge in zehn Metern Entfernung.

Für die Anwohner wiederholt sich damit der Ärger, den sie vor acht Jahren schon einmal erlebt haben. "Damals fand die Bahn nach wiederholten Beschwerden einen Softwarefehler in den Programmen der Lokomotiven", sagt Anwohner Strelow. "Danach war Ruhe, bis vor einigen Wochen das Ganze wieder losging." Seitdem versuchen die Elleraner bei der Bahn Gehör für ihre Probleme zu finden.

Die Deutsche Bahn bestätigte auf Anfrage der RP, dass die Lokomotiven am Wochenende weiterlaufen, und erklärte, dass dieses Vorgehen technische Gründe haben. Wenn Temperaturen unter fünf Grad Celsius drohten, müssten die Loks in Betrieb bleiben, andernfalls könnten Schäden am Antrieb oder der Elektronik der Fahrzeuge entstehen. Wenn die Systeme laufen, gehört dazu eine Luftdruckanlage, aus der alle 30 bis 60 Minuten Luft abgelassen werde.

Dies führe zu dem von den Anwohnern kritisierten Krach. Ein Bahnsprecher versuchte die Elleraner zu beruhigen: "Das Problem hat sich aber in einigen Wochen erst einmal erledigt, dann ist es warm genug, dann müssen wir die Lokomotiven nicht mehr laufenlassen." Frühestens im Herbst sei wieder mit lauten Loks auf dem Abstellgleis zu rechnen.

Zugleich sagte der Bahnsprecher, dass das Unternehmen nicht gegen geltendes Recht verstoße: "Die Maschinen sind so gebaut, dass sie alle Grenzwerte des Immissionsschutzgesetzes einhalten. Ganz ohne Krach geht es bei Bahnanlagen leider nicht."

Das Bundesumweltamt in Dessau macht den Betroffenen wenig Hoffnung. Der Schutz vor Lärm von Bahnanlagen sei in Deutschland nicht generell geregelt, heißt es von der Behörde. Lediglich, wenn eine neue Strecke gebaut oder eine bestehende deutlich abgeändert werde, könnten die Pläne mit der Auflage versehen werden, Schallschutzwände zu bauen oder Schallschutzfenster zu finanzieren. Denkbar sei daher nur Lärmschutz als freiwillige Maßnahme des Bundes — diese ist aktuell aber nicht abzusehen.

Aus dem Düsseldorfer Umweltdezernat bietet sich den Anwohnern des Abstellgleises zumindest ein Ansatzpunkt. Denkbar sei es Parallelen zur Straßenverkehrsordnung zu ziehen, sagte ein Sprecher des Dezernats. Diese besage, dass Autofahrer, die ihren Motor ohne Grund laufenlassen, mit einem Bußgeld zu belegen sind. Demnach müssten die Betroffenen nachweisen, dass die Lokomotiven ihnen ohne wichtigen Grund das schöne Wetter vermiesen.

(RP)
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