Düsseldorf Älteste Stadtmauer freigelegt

Düsseldorf · Die Geschichte im Boden der Altstadt ist zu riechen. Denn die schwarzbraune Tonerde, die Archäologe Gunnar Franke zwischen seinen Fingern zerreibt, hat einen fauligen Geruch wie ein morastiger Teich. "Das spricht dafür, dass wir bei den Ausgrabungen auf Schichten der Rheinbucht vor der mittelalterlichen Altstadt, einen sogenannten Eder, gestoßen sind", erklärt Franke.

 Gunnar Franke vor den Resten der Stadtmauer (rechts), an die dann ein Gewölberaum für das Kreuzherrenkloster angebaut wurde.

Gunnar Franke vor den Resten der Stadtmauer (rechts), an die dann ein Gewölberaum für das Kreuzherrenkloster angebaut wurde.

Foto: Andreas Bretz

Der Eder mit einer Schiffs-Anlegestelle grenzte direkt an die erste Befestigungsmauer, die nach der Stadterhebung 1288 angelegt wurde und auf die Archäologen bei Kanalbauarbeiten in der Ursulinengasse / Ritterstraße gestoßen waren. Das belegen alte Pläne.

Krug hilft bei Datierung

Die Bauarbeiter hatten in dem Schacht, der für neue Rohre gegraben werden musste, Mauern mit einem Gewölbe entdeckt und darin menschliche Gebeine. Wochenlang hatten dann die Fachleute vorsichtig Erde unter dem Gewölbe abgetragen. "Jetzt sind wir in einer Tiefe von 50 Zentimetern unterhalb der Mauer auf die alten Erdschichten des Uferbereiches gestoßen, auf denen die Mauer gebaut wurde", erklärt Franke. Damit seien die Arbeiten abgeschlossen. Ein Glücksfund erleichterte den Archäologen die Datierung: "Wir haben Reste einer Kanne und eines Kruges aus Keramik nach Siegburger Machart gefunden", sagte Franke. Diese Gefäße seien im frühen 14. Jahrhundert gebräuchlich gewesen. Die Mauer müsse also zu dieser Zeit schon gestanden haben. Außerdem waren etliche menschliche Schädel, Arm- und Beinknochen in Schichten übereinander entdeckt worden.

Aufgrund der Lage der Mauern und der Funde ist sich Franke sicher, dass die mit Basaltsteinen verstärkte Ziegelwand Teil der ersten Stadtmauer ist. Als Düsseldorf dann gewachsen war, eine neue Befestigung weiter östlich in Höhe der heutigen Straße Ratinger Mauer bekam und die Mauer keine Bedeutung mehr für die Verteidigung hatte, wurden Gewölbehallen angebaut. Die gehörten zum angrenzenden Kreuzherrenkloster. In dem Gewölbe sammelten die Mönche wahrscheinlich Skelettreste aus Grabstätten im Kloster, die für neue Bestattungen freigemacht werden mussten.

Wegen des neuen Kanals müssen die alten Mauern an zwei Stellen durchbohrt werden, damit Rohre verlegt werden können. Nach einer genauen Dokumentation der alten Mauern wird das Gewölbe mit Flüssigboden aufgefüllt, die Baugrube dann geschlossen. Franke: "Die Mauern sind dann zwar nicht mehr zu sehen, aber sie bleiben der Nachwelt erhalten."

(RP)
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