SeTa in Düsseldorf Action-Theater für Senioren

Düsseldorf · In "Silverday" kämpft der 75-jährige William Hodali vom Seniorentheater gegen einen Geiselnehmer. Das mit dem "Dramatikerinnenpreis NRW" ausgezeichnete Stück hat nun im Forum Freies Theater Premiere. Autorin Almut Baumgarten kritisiert darin den Umgang mit älteren Menschen.

 Schauspieler William Hodali und Autorin Almut Baumgarten vor dem Forum Freies Theater, wo heute das Stück "Silverday" zur Aufführung kommt.

Schauspieler William Hodali und Autorin Almut Baumgarten vor dem Forum Freies Theater, wo heute das Stück "Silverday" zur Aufführung kommt.

Foto: Christoph Göttert

Senioren und Silber — das scheint zusammenzupassen. Zumindest wenn man sich die kulturellen Angebote speziell für ältere Menschen ansieht. Sie führen gern das Silber im Titel, als beschönigende Anspielung auf das Grau der Haare. Im Theaterstück von Almut Baumgarten geht es im Forum Freies Theater (FFT) um einen solchen silbernen Nachmittag für Senioren im Fitnesscenter "Silverday". Donnerstags müht sich die Generation 70plus vier Stunden lang im Beinpressen und Rudern, beim Bank- und Nackendrücken ab.

Doch die gemütliche Atmosphäre im Fitnesscenter wird jäh unterbrochen — von einem als Affenmenschen verkleideten, bewaffneten Einbrecher, der die Senioren als Geiseln in seine Gewalt bringt. Als die Situation sich zuspitzt und klar wird, dass die Rettung der Senioren mangels öffentlichen Interesses ausbleibt, die Gesellschaft die Alten ihrem Schicksal überlässt, müssen die Senioren ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen. Für Dramatikerin Almut Baumgarten eine Aufforderung, um über die Behandlung von älteren Menschen in der Gesellschaft nachzudenken.

Auf die Idee, ein actionreiches Theaterstück für ein Seniorenensemble zu schreiben, kam Almut Baumgarten (41) während des 2009 zum ersten Mal ausgeschriebenen Wettbewerbes für den "Dramatikerinnenpreis NRW — Reif für die Bühne". Ausgeschrieben hatten den Preis das Frauenkulturbüro NRW, das Institut für Bildung und Kultur Remscheid, das Literaturbüro Ruhr in Gladbach und das FFT. Ziel des Wettbewerbes war es, Dramatikerinnen in NRW zu fördern und Stücke schreiben zu lassen, die von Ensembles für Ältere in NRW gespielt werden können — etwa dem Seniorentheater in der Altstadt.

"Ein Theaterstück mit zehn bis 20 Senioren-Schauspielern hatte wohl keiner der Wettbewerbsteilnehmer in der Schublade", sagt die Literaturwissenschaftlerin und Preisträgerin Almut Baumgarten. "Eins wusste ich sofort: dass ich kein langweiliges Stück schreiben wollte, kein Stück wollte, in dem die Senioren sich im Park treffen oder nur Kaffee und Kuchen trinken und essen. Bei mir sind sie aktiv, fallen sogar um."

In dem rasanten Theaterstück geben Schauspieler des Seniorentheaters wie der in Betlehem geborene William Hodali, der einen Trainer spielt, auch körperlich an ihre Grenzen: "Ich bin froh, dass ich in einem Stück spiele, in dem ich meine Fitness zeigen kann. Und die ist für meine 75 Jahre sehr gut." Ein Senior zu sein — das bedeute nicht zwangsläufig, dass man ein ruhiges Stück spielen wolle.

"Natürlich haben unsere Schauspieler gewisse altersbedingte körperliche Beschwerden, auf die wir Rücksicht nehmen müssen", sagt Regisseurin Marlin de Haan, "aber ich bin überrascht, wie fit die Senioren sind. Eine unserer Damen liegt auf dem Rücken und kreuzt sehr lange immer wieder die Beine." Und der Titel? "Silverday" — ein versilberter Tag: Das sei ein "beschönigender Name", meint die in Velbert lebende Dramatikerin. "Er ist irritierend. Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn wir solche Namen für etwas geben, mit dem wir Senioren von anderen Menschen abgrenzen. Das stelle ich zur Diskussion."

Für den 75-jährigen William Hodali sind Angebote für Senioren wie der im Drama beschriebene "Silverday" keine Alternative: "Ich würde genau dann trainieren, wenn alle anderen Menschen auch trainieren. Es gibt keinen Grund, ältere Menschen von anderen zu trennen."

(RP)
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