Düsseldorf Achenbach-Sprecher listet Wertsteigerung auf

Düsseldorf · Aufstellung einiger verkaufter Werke weist Millionenzuwächse auf. Berthold Albrecht habe eigenes Kunstmuseum erwogen.

Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach
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Foto: Endermann, Andreas

Ein Sprecher des in Untersuchungshaft sitzenden Kunstberaters Helge Achenbach hat jetzt eine Liste von Kunstwerken vorgelegt, die von Achenbach an Berthold Albrecht verkauft worden sind und angeblich eine enorme Wertsteigerung erfahren haben. Laut diesem Sprecher kann schon deshalb nicht von einem Betrug gesprochen werden: "Der Vorwurf eines Vermögensschadens ist absurd. Es hat nachweislich eine positive Wertentwicklung stattgefunden."

Seine Beispiele: Das an Albrecht verkaufte Werk von Ernst-Ludwig Kirchner "Mutter und Sohn" sei von 1,8 auf 2,5 Millionen gestiegen, "Zwei Akte im Wald" von 1,2 auf 1,85, die "Nächtliche Straße mit beleuchteten Figuren" von 1,45 auf 2,35. Picassos "La Familie du Jardinier" stieg von 5,5 auf 7,6, "La Couple" von fünf gar auf zehn bis 25 Millionen, das Werk "Maria" von Gerhard Richter von 4,5 auf 7,6 und zwei Stücke von Roy Lichtenstein seien derzeit statt 4,5 bis zu 6,5 Millionen wert.

Die Werte hat der Sprecher aus Galerie-Unterlagen und Preislisten von Auktionshäusern zusammengetragen, außerdem sichtete er die Daten in der weltweit genutzten "artnet price Database", teilweise - bei Richter und Picasso - orientierte man sich an vergleichbaren Bildern der jeweiligen Epoche, Machart und Größe. Als Zeiträume der Wertsteigerung nannte der Sprecher drei bis fünf Jahre.

Dass es eine solche Wertsteigerung geben würde, war bei den Geschäften zwischen Achenbach und Albrecht durchaus erwünscht und geplant gewesen, hieß es. Der 2012 verstorbene Aldi-Nord-Chef habe Kunst als Investment gesehen und gleichzeitig geplant, womöglich für eine aufzubauende Sammlung ein eigenes Museum zu errichten.

Dass die Staatsanwaltschaft angeblich von einem Schaden in Höhe von 60 Millionen Euro ausgeht, halten Achenbachs Anwälte für absurd. Diese Zahl sei entstanden, als man die Kaufpreise der insgesamt rund 50 verkauften Stücke den zu Steuerzwecken ermittelten Werten gegenüberstellte. Diese Wertermittlung hat ein Kölner Auktionshaus übernommen, sie wurde, so die Familie Achenbachs, aber nie überprüft.

Von den Problemen der Achenbach Art Consulting ist offenbar auch die Schwesterfirma, die AG State of the Art, betroffen. Mitglieder des Aufsichtsrates bestätigten jetzt, man arbeite fieberhaft an einer Rettung der Firma, die vor allem die drei Restaurants Monkey's West, East und South betreibt. Wie das am Ende ausgeht, ist noch offen. Es gilt als sicher, dass State of the Art zumindest beim Verkauf der Oldtimer an Berthold Albrecht eine Rolle spielte, während die Kunstwerke über Achenbach Art Consulting vertrieben wurde.

Der Kunstberater wird weiter in Untersuchungshaft sitzen, denn eine Haftbeschwerde lehnte ein Essener Gericht vergangene Woche ab. Ob die Anwälte Achenbachs jetzt auf anderen Wegen und nochmals versuchen, die Haft zu beenden, steht noch nicht fest. Wenn Achenbach weiter in Haft bleibt, muss die Justiz zeitnah Anklage erheben, weil die Dauer einer U-Haft per Gesetz gedeckelt ist.

Achenbach sitzt seit dem 10. Juni in Untersuchungshaft in der JVA Essen. Nach einer Anzeige von Babette Albrecht, der Witwe des 2012 verstorbenen Berthold Albrecht, wirft man Achenbach Betrug, Urkundenfälschung und Untreue vor. Die Staatsanwaltschaft beantragte einen Haftbefehl, der wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr erging.

Achenbach verkaufte Albrecht Kunstwerke (Richter, Picasso, Kokoschka) und Oldtimer im Gesamtwert von rund 120 Millionen Euro. Angeblich verkaufte er sowohl Kunst wie Autos zu überhöhten und so nicht abgesprochenen Preisen an Albrecht.

Achenbach selbst und seine Familie bestreiten die Vorwürfe. Sämtliche Geschäfte mit Albrecht seien nach persönlichen Absprachen zwischen Achenbach und Albrecht abgelaufen, die beiden seien sogar enge Freunde gewesen. Achenbach wurde auf dem Flughafen Düsseldorf verhaftet, als er - via Miami - aus Brasilien heimkehrte, wo er das WM-Quartier der deutschen Fußballnationalmannschaft mit Kunstwerken Düsseldorfer Künstler gestaltet hatte.

(RP)
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