Kirche in Düsseldorf „Hingehen, wo die Menschen sind“

Düsseldorf · Ende August geht Pfarrer Rainer Kemberg in den Ruhestand. In seinem Quartier und in den Gemeinden hat er starke Akzente gesetzt. Das große Abschiedsfest wird coronabedingt auf das nächste Jahr verlegt.

 Pfarrerin Brigitte Brühn, Pfarrer Rainer Kemberg und die Architekten Andrea und Hans-Jürgen Thelen (v. l.) im Jahr 2017 vor dem neuen Eingang zum Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf-Mitte.

Pfarrerin Brigitte Brühn, Pfarrer Rainer Kemberg und die Architekten Andrea und Hans-Jürgen Thelen (v. l.) im Jahr 2017 vor dem neuen Eingang zum Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf-Mitte.

Foto: Verena Kensbock

„Wir müssen als Kirche dahin gehen, wo die Menschen sind“, das ist seit 38 Jahren das Credo von Pfarrer Rainer Kemberg. Von 1982 bis zur Gemeindefusion 2015 war er Gemeindepfarrer der Evangelischen Zions-Kirchengemeinde in Derendorf. Nach Aufgabe der Zionskirche wechselte er zur benachbarten Kreuzkirche in Derendorf, die seit 2016 gemeinsam mit der Neanderkirche in der Altstadt die neue evangelische Kirchengemeinde Düsseldorf-Mitte bildet.

Ende August geht Pfarrer Rainer Kemberg in den Ruhestand. Superintendent Heinrich Fucks hat ihn bereits von seinen pfarramtlichen Aufgaben entpflichtet. Ein großes Abschiedsfest wird coronabedingt auf das nächste Jahr verlegt.

Schon in seiner Vikariatszeit ab 1979 in der Tersteegen-Kirchengemeinde in Golzheim brachte Kemberg Menschen unter dem Dach der Kirche zusammen. Diese Fähigkeit entfaltete er auch in seiner ersten Pfarrstelle in der Zionskirche gewinnbringend für die Gemeinde in Derendorf und den Stadtteil.

Kemberg gründete einen jungen Erwachsenentreff, besuchte mit den 17- bis 33-Jährigen Ausstellungen, lud zu selbstgewählten Themen Referenten ein und organisierte Ausflüge, zum Beispiel zum Bibelmuseum nach Wuppertal. In der Zionskirche an der Ulmenstraße setzte der Erwachsenenkreis dann viele Jahre unter Beteiligung einiger junger Leute auch aus der Tersteegen-Kirchengemeinde seine Arbeit fort. Der Donnerstagnachmittag war von 1982 bis zur Schließung der Zionskirche dem Seniorenkreis vorbehalten.

Der 65-Jährige ist ein Netzwerker, bekannt und beliebt in seinem Stadtteil Derendorf und darüber hinaus. So stemmte er über 18 Jahre lang gemeinsam mit 80 Ehrenamtlichen generationenübergreifend einen Weihnachtsmarktstand an der Nordstraße. „Es ging dabei weniger ums Geldverdienen als darum, dass die Gemeindeglieder ihre selbst gebastelten Marionetten, Strickwaren und vieles mehr der Öffentlichkeit präsentieren. So konnten sie zeigen, mit welch einfachen Mitteln man seine Freizeit sinnvoll gestalten und anderen eine Freude bereiten kann“, sagt Kemberg. Auch ihr Sommerfest feierte die Zions-Kirchengemeinde über viele Jahre draußen auf dem Spichernplatz in Derendorf.

Sobald Rainer Kemberg in seiner Umgebung einen Bedarf entdeckte, wurde er aktiv. So rief er in der Zions-Kirchengemeinde – unterstützt durch eine Religionspädagogin und eine Presbyterin – eine Betreuung für Kinder nach der Schule ins Leben, da der eine vorhandene Hort den Betreuungsbedarf bei weitem nicht decken konnte.

Er installierte eine Trauerbegleitung und engagierte sich viele Jahre im Trauernetz des Kirchenkreises Düsseldorf, dessen Sprecher er zeitweise war.

Seit den 1990er Jahren war Kemberg jedes Jahr im Januar Ansprechpartner für Heiratswillige zu allen Fragen rund um eine evangelische Trauung am ökumenischen Kirchenstand bei der Hochzeitsmesse „Trau Dich“  in Düsseldorf. „In den Gesprächen machten sich Leute auch mal Luft, wenn sie sich einmal über die Kirche geärgert hatten. Das konnte ich dann gut auffangen.“

Auch vor dem Thema Altersarmut in Düsseldorf hat Kemberg nicht die Augen verschlossen. Maßgeblich wirkte er mit an der in seinem Stadtbezirk entwickelten Broschüre „Viel für wenig“, die Menschen mit wenig Geld über günstiges Einkaufen und Hilfsangebote in der Landeshauptstadt informiert.

Mit der Gemeindefusion hatte sich die neue Kirchengemeinde Düsseldorf-Mitte entschieden, das neben der Kreuzkirche gelegene Gemeindezentrum zu sanieren und zu erweitern. Kemberg begleitete diese und die folgenden Baumaßnahmen „Es hat mir immer schon Spaß gemacht, mich mit Finanzen und Bauplänen zu beschäftigen. Da habe ich mich dann in das Thema reingefuchst“, sagt er.

Zum 31. August geht der Macher Rainer Kemberg in den Ruhestand. Bei DEG-Spielen kann man ihn treffen, wo er seit 1975 eine Dauerkarte hat und bei Fortuna. Und seiner Kirche bleibt er auch verbunden. „Wenn gewünscht, werde ich mich weiter einbringen und ab und zu auch predigen.“

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