Finanzielle Gründe Abschied von der Gnadenkirche

Düsseldorf · Aus finanziellen Gründen trennt sich die evangelische Gemeinde Gerresheim von ihrer Predigstätte an der Dreherstraße. Auch die Apostelkirche wird bald abgerissen, die Gustav-Adolf-Kirche alleiniges Zentrum sein.

Die Prozession von der Gnadenkirche zur Gustav-Adolf-Kirche empfanden viele Mitglieder der evangelischen Gemeinde Gerresheim als einen Trauerzug. Denn sie mussten einen Verlust beklagen: Die Gnadenkirche wurde — so die offizielle kirchenamtliche Feststellung — außer Gebrauch genommen. Damit ist sie zum Abriss freigegeben, der im März beginnen soll.

Die evangelische Kirche Gerresheim trennt sich von der Gnadenkirche und dem gesamten Grundstück, weil die sinkenden Einnahmen aus Kirchensteuern zum Sparen zwingen. Ähnliche Probleme wie in Gerresheim gibt es im gesamten Kirchenkreis Düsseldorf. Angebote in einzelnen Gemeinden für Jugend, Senioren oder für Kirchenmusik werden zusammengelegt und neue Schwerpunkte gebildet. Mit ähnlichen Schwierigkeiten kämpft die katholische Kirche. Sie will die Christus-König-Kirche in Oberkassel aufgeben. Die ukrainische Gemeinde, die dort Gottesdienste feiert, soll in der Heilig-Geist-Kirche in Pempelfort untergebracht werden.

Wegen der fehlenden Geldmittel könne sich die Gemeinde Gerresheim nur noch eines statt drei Zentren leisten, begründet das Presbyterium die Pläne. Es wird die Gustav-Adolf-Kirche an der Heyestraße sein, die ausgebaut wird. Neben der Gnadenkirche soll die Apostelkirche an der Metzkauser Straße in wenigen Monaten abgerissen werden.

Glocken schwiegen

In der Gnadenkirche herrschte gestern wegen dieser Sachzwänge Trauer. "Ich werde das Geläut der Gnadenkirche vermissen", schrieb eine Nachbarin in das Abschiedsbuch. Die Glocken, die vor dem Beginn des Abschiedsgottesdienstes noch geläutet hatten, blieben stumm, als sich Gemeindemitglieder mit Altartüchern, Kelchen, Taufschale und Gebetbüchern auf den Weg zur Gustav-Adolf-Kirche machten. Zuvor hatte Pfarrer Heinrich Fucks in seiner Ansprache betont, dass es schwer falle, die Kirche und damit auch das Gute, das hier geleistet wurde, zu verlassen.

Mit Glockengeläut wurde die Prozession dann in der Gustav-Adolf-Kirche empfangen. "Aber es gibt keinen Grund zum Jubeln, es ist ein Tag der Trauer", stellte Pfarrerin Cornelia Oßwald in ihrer Predigt fest. Schuldzuweisungen seien jedoch unangebracht, die gesamte Gemeinde habe zu spät auf erkennbar falsche Entwicklungen reagiert. Durch die Expansion, durch den Bau neuer Kirchen seien Untergemeinden entstanden, die sich untereinander ein Stück entfremdet hätten. Solange Geld in alle Zentren gepumpt wurde, sei das nicht deutlich geworden. Durch den Sparzwang jedoch müsse die Gemeinde wieder zusammenfinden und sich darauf besinnen, dass ihr Mittelpunkt nicht ein Gebäude, sondern Gott sei. Auf ihn müsse die Gemeinde vertrauen und Mut fassen, die Spannungen untereinander abbauen. Eine versöhnte Gemeinde sei ein Zeichen für die ganze Stadt, dass Gott präsent sei.

(RP)
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