Eine Stadt und ihr Abfall Hat Düsseldorf ein Müllproblem?

Düsseldorf · Vielen Menschen in der Stadt fehlt das Bewusstsein für unnötigen Abfall, meint unser Autor in seiner Kolumne. Zu sehen ist das an überfüllten Container-Standorten, Parkplätzen und im Straßenraum. Verbesserungen gibt es dagegen in den Parks und Grünanlagen der Stadt.

 Achtlos weggeworfener Müll ist an vielen Stellen in der Stadt ein Ärgernis.

Achtlos weggeworfener Müll ist an vielen Stellen in der Stadt ein Ärgernis.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)/Hans-Jürgen Bauer

Neulich, im Supermarkt unseres Vertrauens am Belsenplatz, taten wir das, was wir dort immer machen: Wir schauten neugierig in die Einkaufswagen der vor oder hinter uns an der Kasse stehenden Frauen und Männer. Das finden Sie komisch? Ist es nicht – im Gegenteil. Es ist hochspannend, weil man interessante Details sieht. Motto: Sag mir, was Du kaufst, und ich sag Dir, wer Du bist. (Jedenfalls in meinen Vorurteilen.)

Dieses Mal fiel uns eine junge Frau auf, in deren Korb Äpfel, Birnen, Tomaten, Zucchini und Paprikaschoten lagen. An sich nichts Besonderes – bis auf eins: Das ganze Zeug war nicht in diese dünnen Tüten eingepackt, sondern lag lose beieinander.

An der Kasse packte sie alles aufs Band, die Kassiererin schob Obst und Gemüse jeweils sortiert über die Waage, und am Ende kam alles zusammen in einen Stoffbeutel, den die Kundin dabei hatte.

Eigentlich simpel und sicher ein guter Weg, Müll zu vermeiden. Was wir gerne machen würden, aber schnell an die Grenzen stoßen – denn alles ist verpackt. Selbst die angebliche Bio-Gurke ist eingeschweißt, geschälte und geschnittene Ananas wird in Plastikdosen angeboten, Eier in Kunststoffboxen – der pure Irrsinn. Da hilft es auch nicht, wenn der Supermarkt keine Plastiktüten mehr bereithält. (Am Rande: Was spricht eigentlich gegen die guten alten dreieckigen Papiertüten, die es immer noch in manchen kleinen Läden gibt? )

Angesichts solcher bequemen Gewohnheiten ist es nicht leicht, ein Bewusstsein für unnötigen Abfall zu entwickeln. Wir alle erleben das täglich: In Bio-Tonnen landen Pizza-Schachteln oder Joghurtbecher, angebissenes Obst vergammelt in der gelben Tonne (eigentlich für recyclefähigen Müll), und die Pfanddose klappert im Restmüll.

Da ist noch eine Menge Luft nach oben, wie man auch in der Stadt an verschiedenen Stellen sieht. Wieso lockt die rote Ampel an der A-52-Ausfahrt Büderich zur spontanen Müllentsorgung? Zigarettenkippen, Flaschen, Hamburger-Kartons und anderer Abfall werden offenbar während der Rot-Phase mal eben schnell aus dem Fenster geworfen. Vor kurzem hatte einer dort eine Klobrille an einen Baum gelehnt mit der Aufschrift „Ihr Schweine!“. Recht hat er – nur tut er den Schweinen unrecht.

Oder die Glas- und Papiercontainer am Barbarossaplatz: Wie lange will das zuständige Amt sich den sich türmenden Dreck eigentlich noch ansehen bis sich die Erkenntnis durchsetzt, dass das Ding schlicht zu klein ist für diese dicht besiedelte Gegend? Zudem könnte man Gewerbebetrieben in der Nähe mal den freundlichen Hinweis geben, den Glascontainer nicht für die kostengünstige Altglasentsorgung zu nutzen und mit hunderten leeren Weinflaschen zu bestücken. Die Liste ließe sich locker fortsetzen – beispielsweise mit morgens vermüllten Parkplätzen, wo nachts im Auto gepicknickt und die Verpackung aus dem Fenster geworfen wurde, nebst anderem Zeug, das hier nicht näher beschrieben werden soll. Nennen wir es mal – nun ja: Dessert-Überbleibsel.

Um mal was Positives zu sagen: Hier und da erkennt man Verbesserung. Noch vor wenigen Jahren war das komplette Rheinufer nach jedem warmen Sommerabend eine einzige Müllkippe. Das ist es jetzt – auch Dank vieler Abfallbehälter – nicht mehr, obwohl es nach wie vor noch Unbelehrbare gibt, die den wegen seiner Schönheit erwählten Ort des gemeinsamen Grillens später verdreckt verlassen. Was in deren Köpfen vorgeht, ist nicht zu begreifen. Aber vielleicht zu beeinflussen, wenn es härtere Strafen gäbe, die auch verhängt werden. Bußgelder, Platzverbote – alles möglich. Dazu müsste man potenzielle Übeltäter rechtzeitig ansprechen, von einem die Personalien feststellen und gegebenenfalls eine Rechnung schicken. Klar, schwierige Rechtslage, aber machbar, wenn man will. Auch klar: Man kann nicht alles kontrollieren. Aber einige durchgezogene Präzedenzfälle würden sich in Zeiten von WhatsApp und Instagram schnell herumsprechen und abschreckend wirken.

Denn, um die oben gestellte Frage zu beantworten: Düsseldorf hat kein Problem mit dem Müll, sondern mit eins mit dessen Verursachern.

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