Düsseldorf 93-Jährige klagt wegen verlorenen Hörgeräts

Düsseldorf · Für den Verlust eines neuwertigen Hörgerätes während der Operation einer 93-jährigen Patientin soll die Leitung eines Krankenhauses geradestehen. Rund 2500 Euro Schadensersatz fordert der Sohn der betagten Patientin seit gestern in einer Zivilklage gegen die Klinik vor dem Amtsgericht. Vor einer Entscheidung setzte der Amtsrichter gestern allerdings eine Hörprobe im Gerichtssaal an - und will Anfang Juni noch mindestens eine weitere Zeugin befragen.

Turnusmäßig muss sich die 93-jährige Rentnerin alle paar Monate einer Operation am Harnleiter unterziehen. Wortgewandt bestätigte sie dies gestern im Zeugenstand. Demnach habe sie vor jedem Eingriff stets allen Schmuck ablegen müssen und auch Zahnprothesen. Nur nach ihren beiden Hörgeräten sei sie "nie gefragt" worden. Ihr leuchtet das ein: "Sonst hätte ich die Anweisungen der Ärzte ja auch gar nicht verstehen können." Tatsächlich bestätigte einer der Operateure gestern, dass es üblich sei, betagten Patienten bis zur Narkose nicht deren Hörgeräte wegzunehmen. Doch als die alte Dame nach dem Eingriff im August 2012 wieder zu sich kam, sei ihr linkes Hörgerät verschwunden gewesen. Ihr Verdacht: Das Gerät sei bei der OP offenbar herausgefallen, als sie unter Narkose stand und auf die linke Seite gedreht wurde. Ihr Sohn, der als Kläger auftritt, brachte ihr damals ihr altes Hörgerät in die Klinik.

Den Schaden für das angeblich erst wenige Wochen alte Neu-Gerät beziffert er jetzt mit 2300 Euro. Zudem habe er für rund 200 Euro einen Anwalt konsultieren müssen, um vor Gericht zu ziehen. Denn die Klinik behauptet, die Seniorin habe ihre Hörgeräte kurz vor dem Eingriff selbst entfernt.

Ob die Seniorin aber wirklich auf Hörhilfen angewiesen ist, um ärztliche Anweisungen kurz vor der Narkose hören zu können, wollte der Richter ganz genau wissen. Also bat er die 93-Jährige gestern darum, beide Hörgeräte herauszunehmen. "Verstehen Sie mich jetzt", sprach er die Zeugin an. Die 93-Jährige reagierte hilflos: "Ich weiß leider nicht, was Sie von mir wollen", sagte sie bedauernd und lächelte ihn an. Der Prozess geht am 3. Juni weiter.

(RP)
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