Filmschätze 80 Jahre Düsseldorf in DVD-Box

Mehr als 400 Stunden bewegter Bilder haben die RP-Leser für das Projekt "Filmschätze Düsseldorf" eingesandt, nun ist die Edition fertig. Den ersten Blick auf die Dokumentation werfen heute die erfolgreichen Einsender, im Handel sind die fünf DVDs ab dem 5. November erhältlich.

 Bevor der Tunnel kam - mit dem Auto am Rhein entlang.

Bevor der Tunnel kam - mit dem Auto am Rhein entlang.

Foto: Segami Filmproduktion

Als die Bilder laufen lernten, war die perfekte Kulisse schon da. Bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts präsentierte sich die Düsseldorfer Königsallee als Prachtstraße, voller Spaziergänger und gesäumt von schönen Schaufenstern, etwa denen des Kaufhauses Tietz. Düsseldorf zeigte sich früh als moderne Metropole mit vielen großen Unternehmen und sogar als mögliche Millionenstadt.

Zwischen 1900 und 1980

Mit diesen Szenen beginnt eine spannende und bisher einmalige Dokumentation der Stadtgeschichte zwischen 1900 und 1980, die DVD-Edition "Filmschätze Düsseldorf". Die fünf jeweils 45-minütigen DVDs zeigen die 10er/20er, 30er/40er, 50er, 60er sowie 70er/80er Jahre. Vor einem halben Jahr hatte die Rheinische Post ihre Leser um Leihgaben aus deren privaten Film-Schatzkammern gebeten. Egal ob 8mm, Super 8 oder VHS, ob Karneval, Familienfest oder Stadtbummel — die Hauptsache war, dass Düsseldorf oder die nähere Umgebung die Hauptrolle spielten.

Die Resonanz war beeindruckend: Weit über 400 Rollen und Kassetten mit knapp 400 Stunden bewegten Bildern schickten unsere Leser. Bei der Produktionsfirma Segami belegten die digitalisierten Werke rund 2,1 Terrabyte auf den Festplatten. Das entspricht vier Milliarden Buchseiten. Als Dankeschön dürfen die Einsender, deren Material Teil der Edition geworden ist, als erste einen Blick auf die historischen Bilder und aktuellen Kommentare werfen. Sie sind Gäste der exklusiven Premierenfeier und erhalten eine persönliche DVD. Sie wird ihnen viel Freude bereiten, denn gemeinsam ergeben die vielen kleinen Filmschätze einen großen Schatz für alle Geburts- und Herzens-Düsseldorfer.

Dank der Edition ist für den Zuschauer sehr anschaulich, wie es in der heutigen Landeshauptstadt einst aussah. Die alte Kunsthalle am Grabbeplatz ist ebenso dokumentiert wie das ehemalige Stadttheater an der Stelle, an der inzwischen das Opernhaus steht, oder die Altstadt, als dort noch überall Autos fuhren. Die ersten Straßenbahnen drehen auf den DVDs ebenso ihre Runden um den Schloss- turm wie die Kinder im Hafen auf dem zugefrorenen Rhein oder zwischen den Gehegen der Eisbären, Nilpferde und Giraffen im Zoo.

Die historischen Aufnahmen sind klug aufgelockert durch die Berichte von Zeitzeugen und Historikern. Ehren-Oberbürgermeisterin Marlies Smeets schildert, wie die Düsseldorfer wegen der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg "ständig auf der Flucht, ständig in Anspannung" lebten. Polizeihauptkommissar Klaus Dönecke erzählt von den mutigen Männern um Aloys Odenthal, die im April 1945 verhinderten, dass die Alliierten einen Angriff mit 800 Bombern flogen. Auf dem Weg zurück in die Normalität, den Rosenmontagszug-Leiter Hermann Schmitz beschreibt, bewiesen die Düsseldorfer, dass sie auch ohne Alkohol Spaß haben können — im Zweifel sogar ohne Kostüme.

Zu den ersten Zügen nach dem Krieg kamen noch viele ohne Verkleidung oder sie bastelten etwas, aus dem wenigen, das ihnen geblieben war. "Sie haben einen kaputten Schirm mit Lappen und Bierdeckeln beklebt oder sich das alte Geld an die Kleidung gesteckt und sind als Graf Rotz gegangen", sagt Schmitz. Düsseldorf bleibt auch auf den letzten DVDs der Edition eine umtriebige und zu tiefst demokratische Stadt.

Große Bauprojekte wie die neue Messe oder der Tausendfüßler wurden begleitet von großen Diskussionen und bisweilen auch von guten Sprüchen. Als der erste Abschnitt der U-Bahn mit 1,5 Kilometern Länge fertig gestellt war, nannten die Düsseldorfer sie die schnellste U-Bahn der Welt. "Kaum biste drin, biste wieder draußen", sagt Hermann-Josef Vetten, damals Sprecher der Rheinbahn.

(RP)
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