Neue Ideen für Wohnungen in Düsseldorf Architekturstudenten wollen mehr Wohnungen und mehr Grün

Düsseldorf · Wie bringt man 75.000 neue Wohnungen in der Stadt unter? Studierende der Hochschule Düsseldorf haben Bürgern und Politik ihre Visionen vorgestellt.

Nina Schumacher (links) und Laura Bertelt wollen die Heuss-Brücke autofrei machen und 75.000 Wohnungen in Oberkassel schaffen.

Nina Schumacher (links) und Laura Bertelt wollen die Heuss-Brücke autofrei machen und 75.000 Wohnungen in Oberkassel schaffen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

„Wir wollen weg von der Auto-Stadt und hin zur grünen Stadt“, sagen Nina Schumacher und Laura Bertelt. Die beiden Architekturstudentinnen stehen mit ihrer Projektidee und dem Nachbau im Maßstab 1:1000 vor den rund 30 interessierten Gästen aus Politik und Bevölkerung und erklären, wie sie 75.000 Wohnungen im linksrheinischen Düsseldorf unterbringen wollen – während sie gleichzeitig die dortige Lebensqualität erhöhen. Nicht mehr und nicht weniger

„Unsere Vision für 2050 beinhaltet, dass die Theodor-Heuss-Brücke autofrei und für Fußgänger und Radfahrer umfunktioniert wird.“ Ein Raunen geht durch die Reihen. Die kritischen Nachfragen lassen nicht lange auf sich warten. „Es ist für Fahrradfahrer unangenehm, über diese Brücke zu fahren“, pflichtet Astrid Wiesendorf, Planungsausschussmitglied der Grünen, zunächst bei: „Nur wie soll der Verkehr bei euch geregelt werden?“. Ein verbesserter ÖPNV sei ein Teil des Gesamtkonzepts, verraten Nina und Laura. „Wir wollen eine mobile Stadt, natürlich mit dem Abbau von Autos“, sagen die beiden zu ihrer Idee für 2050. Außerdem käme man dann ja auch über die Brücke schnell und vor allem entspannt auf die andere Rheinseite.

Ob nun dieser Projektvorschlag, die Wasserstadt am Rheinufer oder die Nachverdichtung in Flingern: Die im Masterstudiengang Civic Design entstandenen Visionen für 2050 sind bewusst polarisierend und radikal. „Oft denken Architekten nur an ihr eigenes Haus, aber wir wollten realistische Konzepte für die gesamte Infrastruktur der Stadt ausarbeiten“, erklärt Nina Schumacher. Auch bei den anderen beiden Gruppen, die sich der konstruktiv-kritischen Öffentlichkeit stellen, ist das Thema Auto präsent und sorgt für ordentlich Gesprächsstoff zwischen den Studierenden und dem Plenum. Wie es mit dem Straßenverkehr in der Wasserstadt aussähe, will zum Beispiel FDP-Ratsfrau Monika Lehmhaus vom Projekt-Duo Monika Dittrich und Kamila Lebert wissen.

Auch Lena Katharina Bach, die das Projekt für Flingern-Nord vorstellt, beantwortet Nachfragen zur Parkplatzsituation in ihrem neuen Quartier. „In Zukunft wird es ja sowieso dazu kommen, dass es immer weniger Autos in den Innenstädten geben wird“, sagt sie. Ihr Vorschlag der Verdichtung in Flingern-Nord und ähnlichen Stadtgebieten kommt beim interessierten Publikum am besten an. Vermutlich auch, weil er nach jetzigem Stand am realistischsten wirkt. In ihrem Projekt optimiert sie den verfügbaren Wohnraum in dem Stadtteil so, dass pro Hektar 140 Wohnungen Platz finden würden. Momentan sind es nur 42. „Aber wie sieht es mit der weiteren Infrastruktur aus? Wo sind Ärzte, Supermärkte, Schulen?“, kommt auch hier die Nachfrage aus dem Plenum. Auch darauf hat die Studentin eine Antwort. Das sei in ihrem Projekt alles berücksichtigt und könne in den neu entstehenden Häusern problemlos untergebracht werden.

Projekt der HSD: 75.000 neue Wohnungen für Düsseldorf - Fotos und Animationen
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75.000 neue Wohnungen für Düsseldorf

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Foto: Celina Dolgner
75.000 neue Wohnungen für Düsseldorf: Diskussion an der HSD
Foto: grafik

Über den Austausch zwischen Studierenden und Öffentlichkeit freuen sich am Ende ganz besonders die Lehrbeauftragten der HSD. „Mit diesem Projekt sollten die Studierenden eher Fragen aufwerfen als Antworten geben. Die politische Einbindung, wie wir sie heute hier haben, ist dabei definitiv gewünscht“, lobt Professor Pablo Molestina. Auch Oliver Thill, Gastprofessor aus Rotterdam, zeigt sich zufrieden: „Wohnraum in einer Stadt zu erschließen, ist zunächst immer ein quantitatives Übel. Aber man kann Wachstum auch nutzen, um eine Stadt attraktiver zu machen.“

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