Düsseldorf 65 Jahre lang durch dick und dünn

Düsseldorf · Sowohl das Ehepaar Hilger als auch die Eheleute Flessenkemper feierten gestern ihre "Eiserne Hochzeit", den 65. Hochzeitstag. Auch noch in hohem Alter teilen die Ehepartner ihr Leben, das nicht immer einfach war.

 Einen üppigen Blumenstrauß bekamen Josephine und Bernhard Flessenkemper zur "Eisernen Hochzeit" geschenkt.

Einen üppigen Blumenstrauß bekamen Josephine und Bernhard Flessenkemper zur "Eisernen Hochzeit" geschenkt.

Foto: Andreas Bretz

Zwischen Helga und Michael Hilger passt noch ein ganzes Kissen. Als die Eheleute nebeneinander für ein Foto auf dem heimischen Sofa Platz nehmen sollen, wirkt das seltsam ungewohnt. Dabei feiern die beiden an diesem Mittwoch ihren 65. Hochzeitstag, die "Eiserne Hochzeit". Fremd können sie sich nach all den Jahren nicht mehr sein. Helga Hilger lacht ihrem Mann fröhlich ins Gesicht. "Leg ruhig deinen Arm um mich", sagt sie. "Nach der langen Zeit sitzen wir schon etwas weiter auseinander." Doch der Schein trügt. Michael Hilger umarmt seine Ehefrau und drückt sie fest an sich. So also sieht Liebe aus, die nie gerostet ist.

 Michael Hilger legt den Arm fest um seine Ehefrau Helga. Auch nach 65 Ehejahren wirken die beiden auf dem heimischen Sofa unzertrennlich.

Michael Hilger legt den Arm fest um seine Ehefrau Helga. Auch nach 65 Ehejahren wirken die beiden auf dem heimischen Sofa unzertrennlich.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

1947 lernten sich die damaligen Teenager in einem Tanzlokal an der Düsseldorfer Kürtenstraße kennen. "Das war noch richtig zünftig", schwärmt Michael Hilger. Jeden Mittwoch und Samstag seien die beiden tanzen gewesen. "Das Tanzlokal war sehr schön aufgezogen, nett gemacht. Aber so etwas gibt es ja heute nicht mehr", bedauert er.

Das junge Paar zögerte nicht lang und gab sich am 3. Dezember 1949 das Jawort. Ein Jahr später kam bereits die Tochter zur Welt. 65 Jahre danach sitzt die 85-Jährige neben dem 89-Jährigen und beide haben nichts an ihrer Zuneigung eingebüßt. Michael Hilger, der mit einem Stock durch die Wohnung in Unterrath läuft, ist inzwischen der Koch der Eheleute. Fast jeden Mittag steht er am Herd und sorgt so für ein großes Stück Lebensqualität im Alltag der Rentner. "65 Jahre Erbsensuppe", scherzt seine Frau. Für die Festgäste lassen sie das Essen jedoch nach Hause kommen.

Sie arbeitete 13 Jahre lang als Telefonistin bei der Oper und schwärmt noch heute von den damaligen Aufführungen. "Das war eine tolle Zeit", sagt die aufgeweckte Dame, während sie den Besuch herzlich begrüßt. Ihr Mann arbeitete in einem Fuhrunternehmen, das es heute nicht mehr gibt.

65 Jahre Ehe - wie schafft man das? Nun, Helga und Michael Hilger durchlebten freilich auch schwierige Phasen. "Es waren nicht nur gute Zeiten, aber es ist alles glatt gelaufen", erzählt Helga Hilger. Ein konkretes Geheimnis für das Gelingen gebe es gar nicht.

Auf die Frage können auch Josephine und Bernhard Flessenkemper eine Antwort geben. Denn dieses Düsseldorfer Paar hat sich am 3. Dezember 1949 trauen lassen und daher ebenso die "Eiserne Hochzeit" feiern können. Der 87-Jährige frühere Montagemeister wohnt seit zwei Monaten im Hans-Jeratsch-Haus der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Eller. Seine zwei Jahre jüngere Ehefrau Josephine ist noch selbstständig, wohnt allein, besucht ihren Mann aber so oft sie kann. Berufstätig war sie zwar nicht, mit der Erziehung ihrer Kinder und dem Haushalt hatte sie aber Arbeit genug.

Zur Währungsreform 1948 lernten sich die Jugendlichen beim Baden im Unterbacher See kennen. "Damals kostete ein Lutscher noch drei Mark", erinnert sich Josephine Flessenkemper am Mittwochnachmittag bei Kaffee und Kuchen im Heim ihres Mannes. Kinder, Enkel, Urenkel und Freunde sind gekommen, um mit den Jubilaren an einer großen, festlichen Tafel zu feiern. Bei einem Glas Sekt stößt die Gesellschaft auf 65 muntere Ehejahre an.

Josephine Flessenkemper überlegt nicht lang, als man nach dem Geheimnis einer langen Ehe fragt. "Wir hatten immer viele Bekannte und eine Menge unternommen", erzählt sie. Wandern, Kegeln oder Gärtnern, die Mitgliedschaft im Karnevalsverein und vor allem große Reisen in die ferne Welt hielt das Paar stets zusammen. Ihre Reiselust führte die beiden bis in die Karibik, nach Neuseeland, Kanada oder Marokko. Am schönsten von allem aber sei New York, finden die Flessenkempers.

(RP)
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