Düsseldorf 440 Bäume müssen Pipeline weichen

Düsseldorf · Die Stadt Düsseldorf genehmigt die umstrittene Erneuerung der Gas-Leitung durch den Aaper Wald. Sie sieht keine Alternative. Allerdings gibt es zum Ausgleich umfangreiche Pflanzungen. Im Januar beginnen die Arbeiten.

 Im Aaper Wald müssen demnächst Hunderte Bäume gefällt werden, damit eine Gas-Pipeline erneuert werden kann.

Im Aaper Wald müssen demnächst Hunderte Bäume gefällt werden, damit eine Gas-Pipeline erneuert werden kann.

Foto: Andreas Bretz

Die Firma Open Grid Europe darf die Gas-Pipeline durch den Aaper Wald erneuern - obwohl Hunderte Bäume für die Arbeiten gefällt werden müssen. Dies hat Umweltdezernentin Helga Stulgies gestern Abend auf einer Bürgerveranstaltung in Rath mitgeteilt. Gutachter hätten im Auftrag der Stadt ermittelt, dass es keine rechtlichen Gründe gegen den Bau gibt, alternative Routen am Rand des Waldes seien laut Experten nicht geeignet. Die Stadt werde deshalb die Genehmigung erteilen. "Dieser enorme Eingriff schmerzt sehr", sagte Stulgies. Sie betonte aber zugleich, die Leitung habe eine "hohe Bedeutung für Bürger, Gewerbe und Industrie". Bereits im Januar sollen die Arbeiten beginnen.

Seit 85 Jahren verläuft die Pipeline auf einer Länge von 2,6 Kilometern entlang des Wanderwegs "Aaper Schneise". Sie gehört zu einer insgesamt 66,5 Kilometer langen Gasleitung zwischen Duisburg und Köln. Durch diese Leitung werden rund 75 Prozent des Gasbedarfs in Düsseldorf gedeckt. Das Bauwerk wird derzeit in Stücken erneuert, nun will der Betreiber den Austausch im Wald angehen. Dafür muss ein 14,8 Meter breiter "Arbeitsstreifen" angelegt werden, unter anderem, damit Baumaschinen sich bewegen können. Dafür sollen nach aktuellen Berechnungen 440 Bäume gefällt werden. Das sind 0,5 Prozent des Holzbestands in diesem Wald.

 Unterschiedliche Reaktionen löste die Einschätzung der Umweltdezernentin bei den Bürgern aus.

Unterschiedliche Reaktionen löste die Einschätzung der Umweltdezernentin bei den Bürgern aus.

Foto: Bernd Schaller

Gegen das Vorhaben gibt es seit Monaten Protest aus der Bevölkerung. Insbesondere nach den großen Verlusten durch Orkan "Ela" stießen die Pläne auf großes Unverständnis. Auch gestern bei der Bürgerveranstaltung in der Joachim-Neander-Schule war das Interesse groß. Rund 130 Bürger hörten sich Vorträge von Amtsmitarbeitern und Gutachtern an und fragten nach.

Stulgies sagte, man habe die Wünsche von Politik und Bevölkerung aufgenommen und sich intensiv mit allen Aspekten des Projekts beschäftigt. Ein Ergebnis: Der Bau soll ökologisch verträglicher verlaufen als ursprünglich geplant. Durch Verbesserungen beim Ablauf, die ein Gutachter erarbeitet hat, sollen 134 Bäume weniger weichen, für 25 weitere besteht Hoffnung. Die zunächst kommunizierte Zahl von 650 zu fällenden Bäumen hatte sich ohnehin als falsch erwiesen: Sie beruhte auf einer Zählung des Bestands vor dem Orkan. Zudem wird die Baustelle "ökologisch begleitet", Mitarbeiter sichern zum Beispiel Bäume vor rangierenden Baggern.

Eine weitere gute Nachricht: Es soll einen Ausgleich für die Fällungen geben. Bis auf einen vorgeschriebenen Schutzstreifen soll der Boden nach Abschluss der Arbeiten mit 1000 Baumsetzlingen und 2000 Waldrandsträuchern neu bepflanzt werden. Zudem sollen rund 100 alte Biotopbäume im Aaper Wald markiert werden. Darüber hinaus wird am ehemaligen Truppenübungsplatz Gruitersaap ein 1,5 Hektar großes Gelände mit rund 7500 Setzlingen aufgeforstet.

Wegen der Kritik hatte die Stadtverwaltung auch alternative Trassen im Westen und im Osten des Waldes prüfen lassen. Ein Gutachter berichtete allerdings von diversen technischen, rechtlichen und ökologischen Hürden. Die Stadt könnte das Unternehmen ohnehin nicht zu einem Ausweichen verpflichten.

Steckbriefe: Wälder in der Region
6 Bilder

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Von den Bürgern wurde mehrfach nachgefragt, ob sich das Rohr nicht nach einem modernen Verfahren ohne einen Graben verlegen lässt. Laut dem Projektleiter ist dafür der Untergrund aber nicht geeignet. Zudem seien solche Verfahren in diesem Fall gefährlich, da möglicherweise noch Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg im Untergrund liegen.

(arl)
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