Angebot der Diakonie 24-Stunden-Notruf für Schwangere

Düsseldorf · Was für manche Frauen die Erfüllung eines lang gehegten Wunschs ist, kommt für andere einem Alptraum gleich: das Entdecken einer Schwangerschaft. Wer nicht in einer festen Partnerschaft oder soliden finanziellen Verhältnissen lebt, fühlt sich mit der plötzlichen Verantwortung schnell überfordert. Bei dem Gedanken an die weitreichenden Folgen einer Mutterschaft befällt einige Frauen gar die nackte Panik. "Deshalb müssen wir den Betroffenen schnelle und unbürokratische Hilfe anbieten", sagt Jochen Schwab, Leiter des Adoptions- und Pflegekinderdienstes der Diakonie in Düsseldorf. Bisher konnten sich Frauen und junge Mädchen an das Diakonie-Sorgentelefon "Findelkind" wenden, doch deckte das nur die Zeit unmittelbar vor und nach der Geburt ab.

 Ist die Frau schwanger, legt auch der werdende Vater um die Hüften zu.

Ist die Frau schwanger, legt auch der werdende Vater um die Hüften zu.

Foto: ddp, ddp

"Zeigen, dass sie nicht allein sind"

Mit dem "Notruf für Schwangere" (Tel. 60 10 11 11), der seit gestern 24 Stunden am Tag besetzt ist, erweitert die evangelische Einrichtung ihr Angebot. Rund 500 Plakate im gesamten Stadtgebiet, die einen Babybauch und den Satz "Weißt du, wohin?" zeigen, sollen für die dringend erforderliche Aufmerksamkeit sorgen. "Wir wollen den Frauen schon während der Schwangerschaft zur Seite stehen, um mit ihnen nach Lösungen suchen", erläutert Notruf-Mitarbeiterin Hedwig Claes. Statt eine Beratungsstelle aufzusuchen oder gar auf einen Termin warten zu müssen, reicht ein Griff zum Hörer.

"Viele Frauen wünschen sich anonyme Hilfe, weil sie Angst vor der Reaktion ihres Umfelds haben. Das ist bei uns möglich", so Claes. Dabei betont sie, dass es nicht darum gehe, die Frauen zu einer Geburt zu überreden. "Wir möchten ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind. Ob sie das Kind bekommen, bleibt ihre Entscheidung." Dank einer Kooperation mit dem Evangelischen Krankenhaus (EVK) können die Anruferinnen anonym entbinden. Sogar Arztkosten werden gestellt, wenn die Frauen nicht ausreichend versichert sind.

Jochen Schwab und Hedwig Claes wollen mit dem "Notruf für Schwangere", der in enger Zusammenarbeit mit der Telefonseelsorge, der Schwangerenkonfliktberatung der Diakonie und dem Jugendamt entstand, vor allem ein Ziel erreichen: dass keine Kinder ausgesetzt oder gar getötet werden. "Bislang haben wir das in Düsseldorf zum Glück noch nicht erlebt. Wir wollen dafür sorgen, dass es dabei bleibt", sagen sie.

(RP)
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