Fachkräfte-Mangel 2030 bleiben 25.000 Jobs unbesetzt

Düsseldorf · Die Task Force für Arbeit schlägt Alarm: Der Mangel an Fachkräften ist da und verschärft sich bis 2030. In der Region Düsseldorf sinken künftig die Schulabgänger- und Ausbildungszahlen, das Durchschnittsalter der Mitarbeiter steigt. Ein "Zukunftsplan 2020" soll das Problem lösen helfen.

 In der Industrie (hier bei Vallourec & Mannesmann in Rath) und auch im Mittelstand werden in Zukunft Fachkräfte fehlen. Experten schätzen, dass in der Region Düsseldorf mindestens 25 000 Jobs unbesetzt bleiben werden.

In der Industrie (hier bei Vallourec & Mannesmann in Rath) und auch im Mittelstand werden in Zukunft Fachkräfte fehlen. Experten schätzen, dass in der Region Düsseldorf mindestens 25 000 Jobs unbesetzt bleiben werden.

Foto: Bretz, Andreas

Die Task Force für Arbeit sorgt sich um die Beschäftigungssituation in Düsseldorf. Die Mitglieder (IHK, HWK, Stadt, Agentur für Arbeit, DGB und Unternehmerschaft) befürchten, dass in den nächsten Jahrzehnten ein enormer Fachkräftemangel in der Region dafür sorgt, dass 25 000 Jobs unbesetzt bleiben müssen. Der Grund: immer weniger Schulabgänger, immer weniger Auszubildende und damit später immer weniger Beschäftigte in den Unternehmen. Jetzt hat die Task Force für Arbeit einen "Zukunftsplan 2020" entwickelt, der der Rheinischen Post vorliegt. In ihm verlangen die Beteiligten äußerste Kraftanstrengungen, damit der drohende Fachkräftemangel nicht die wirtschaftliche Stärke der Region Düsseldorf gefährdet.

"Einzelmaßnahmen werden kaum zum gewünschten Ergebnis führen", heißt es in dem 31-seitigen Gutachten. Und auf Seite 29 im Fazit ist unmissverständlich von "dringendem Handlungsbedarf" bei der Lösung des Fachkräftebedarfs die Rede. Dafür gibt es nach Ansicht der Task Force klare Argumente.

Wird für Düsseldorf ein Bevölkerungszuwachs von etwa 59 000 in den nächsten 20 Jahren erwartet (2030: 645 000 Einwohner), so wird im Kreis Mettmann die Einwohnerzahl um etwa 27 500 sinken. Das Durchschnittsalter wird in den kommenden 20 Jahren ansteigen: in Düsseldorf um 1,2 Jahre. Entsprechend der derzeitigen Altersstruktur in den Betrieben der Region werden bis 2020 durchschnittlich 25 Prozent der Beschäftigten altersbedingt ausscheiden, heißt es in der Studie.

Schon jetzt sei absehbar, dass die so entstehende Lücke nicht zu schließen ist. Der ungedeckte Bedarf an Fachkräften wird auf mindestens 25 000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte beziffert. Kommt es zur erwarteten positiven Wirtschaftsentwicklung in der Region, werde sich diese Zahl sogar noch erhöhen.

Außerdem steigt die Zahl der Beschäftigten mit einem akademischen Abschluss. Die Folge: Immer weniger Menschen mit geringeren Qualifikationen stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Da insbesondere im Kreis Mettmann die Zahl der Einwohner bis 2030 stark abnimmt, fehlt auch dort Potenzial für die Jobs in Düsseldorf, denn 62 Prozent aller Beschäftigten in der Landeshauptstadt sind Pendler aus dem Umland.

Einen branchenübergreifenden Fachkräftemangel gebe es derzeit zwar noch nicht, in bestimmten Berufen und Berufsgruppen wie dem Gesundheitswesen, dem Hotel- und Gaststättenbereich sowie dem Metallbereich gibt es allerdings schon jetzt große Engpässe bei der Besetzung offener Stellen. Die Task Force warnt deshalb: Geschieht nichts, werde sich die Situation in einzelnen Wirtschaftsbereichen in den kommenden 15 Jahren drastisch verschärfen.

Die Task Force für Arbeit hat zur Lösung des Problems mehrere Vorschläge: Die Betriebe müssten viel mehr Druck bei der Gewinnung des Nachwuchses für die Ausbildung entwickeln. Zudem sollen Frauen stärker in den Arbeitsprozess integriert werden, auch Teilzeitarbeitsplätze müssten geschaffen werden. Ältere Arbeitgeber sollten öfter und länger in der Beschäftigung bleiben. Außerdem erhöhe die Integration von Arbeitnehmern mit Migrationshintergrund letztlich auch die Zahl der Beschäftigten.

Im Zukunftsplan 2020 verlangt die Task Force deshalb, die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss deutlich zu reduzieren. Zudem müssten mehr Frauen in die Erwerbstätigkeit. 2009 waren 71,4 Prozent der deutschen Frauen erwerbstätig. In Düsseldorf (66,5 Prozent) und im Kreis Mettmann (65,6 Prozent) liegt der Wert weit unter dem Bundesdurchschnitt. Vor allem der Ausbau der Teilzeit soll helfen. Schließlich die älteren Arbeitnehmer: Bundesweit liegt die Beschäftigungsquote der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen bei 46 Prozent — in Düsseldorf nur bei 43,9 Prozent.

(RP/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort