Düsseldorf 20 Jahre Heine-Universität

Düsseldorf · Am 20. Dezember 1988 endete der jahrzehntelange Streit um den Namen der Düsseldorfer Universität. Der Name Heinrich-Heine-Universität hat der Hochschule seitdem viele Türen geöffnet.

Voller Stolz blicken sie zurück. "Das ist der wichtigste Tag in der Geschichte der Universität gewesen", sind sich die beiden emeritierten Professoren Wilhelm Gössmann und Manfred Windfuhr einig. Denn genau heute vor 20 Jahren beschloss der Senat in einer geheimen Abstimmung, der Hochschule den Namen Heinrich-Heine-Universität zu geben. Doch bis dahin war es ein langer Weg: Mehr als 20 Jahre hat der Streit um den Namen der Uni angedauert.

Bereits 1965 hatte Oberstadtdirektor Gilbert Just den Namen Heinrich-Heine-Universität vorschlagen. Aber richtig angefangen hatte dann alles drei Jahre später mit einem Schreiben von Manfred Windfuhr. "Kurz nachdem die heutige Form der Universität entstanden war, schlug ich allen Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern vor, die Uni nach Heine zu benennen", erinnert er sich. Doch dass dies die Landeshauptstadt umgehend in zwei Lager spalten würde, hätte er selbst nicht gedacht. Für viele Studenten, einige Professoren, Düsseldorfer Bürger und Politiker war Heine zur Identifikationsfigur für Aufbruch und Erneuerung von Hochschule und Gesellschaft geworden. Auf der anderen Seite stieß das aber auf heftige Gegenwehr. Vielen galten die Namensbefürworter als Kommunisten und Scharlatane. Und dass der Jude Heine vielen Deutschen in der Nachkriegszeit fremd war, dürfte auch eine Rolle gespielt haben.

Schnell waren die Fronten verhärtet, und schon wenige Jahre später erlangte der Streit weltweite Berühmtheit. Denn als der Satzungskonvent die Änderung zunächst ablehnte, führte das auch im Ausland zu heftigen Reaktionen. "Man konnte nicht verstehen, warum die Uni den Namen Heines nicht als Ehre ansah", so der damalige Rektor Gert Kaiser. Schließlich ist es wohl den Studenten, der Bürgerinitiative Heinrich-Heine-Universität, der Heine-Gesellschaft, der langjährigen Aufklärungsarbeit von Professoren wie Manfred Windfuhr und Wilhelm Gössmann und dem diplomatischen Geschick Gert Kaisers zu verdanken, dass der Streit der achtziger Jahre beigelegt wurde. "Ich habe damals unendlich viele Gespräche geführt", erzählt Kaiser.

Am 20. April 1988 um 17.48 Uhr war es dann soweit: Mit großer Mehrheit beschloss der Senat die Namensänderung. "Da bin ich aufgesprungen und habe spontan die ersten drei Strophen des Wintermärchens zitiert", erinnert sich Wilhelm Gössmann, langjähriger Vorsitzender der Heine-Gesellschaft. Bis heute seien die Gründe für die Änderung aktuell: "Heines Name hat das internationale Ansehen der Universität entscheidend verbessert, er gehört zu den geistigen Mitbegründern der deutschen Demokratie, und Düsseldorf ist seine Geburtsstadt", so Gössmann. Und Gert Kaiser fügt hinzu: "Der Name Heine hat uns damals alle Türen geöffnet."

So sind sich Windfuhr, Gössmann und Kaiser auch heute einig: "Ohne den Namen Heines wären die heutige internationale Ausrichtung der Uni, ihr hohes Ansehen im Ausland und ihr interdisziplinäres Studium nicht denkbar."

(RP)
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