Düsseldorf-Süd 1908 und 1909 sind Benrather Schicksalsjahre

Düsseldorf-Süd · Zum 1. April 1908 wurden 5500 Werstener zu Düsseldorfern. Ein Jahr später folgten die Himmelgeister diesem Schritt.

 Mit diesem Stein wird unter anderem Melies gedacht.

Mit diesem Stein wird unter anderem Melies gedacht.

Foto: heimatarchiv

Die Jahre 1908/09 und besonders der 21. April 1908 sind markante Daten in der Geschichte Benraths, denn damals wurden zunächst Wersten, dann Himmelgeist aus der Bürgermeisterei Benrath aus- und nach Düsseldorf eingegliedert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Landbürgermeisterei Benrath aus den Einzelgemeinden Benrath, Garath, Himmelgeist-Wersten, Itter-Holthausen und Urdenbach mit zusammen 23.390 Einwohnern bestanden.

 Von 1906 bis 1926 war Julius Melies Bürgermeister von Benrath. Er war gegen die Eingemeindungspläne von Wersten und Himmelgeist.

Von 1906 bis 1926 war Julius Melies Bürgermeister von Benrath. Er war gegen die Eingemeindungspläne von Wersten und Himmelgeist.

Foto: Heimatarchiv

Jede dieser Gemeinden hatte ihren eigenen Haushaltsplan und einen eigenen Gemeindevorsteher. Dabei war der Benrather Gemeindevorsteher in Personalunion gleichzeitig Bürgermeister der Gesamtbürgermeisterei. Beschlüsse der Bürgermeistereiverwaltung mussten in jeder Gemeinde getrennt beraten werden.

Seit 1903 gab es bei den Werstener Gemeinderatsmitgliedern Bestrebungen, nach Düsseldorf eingemeindet zu werden. Davon versprach man sich große Vorteile, vor allem glaubte man, nur so die von Jahr zu Jahr schlechter werdende finanzielle Lage der Gemeinde stabilisieren zu können.

Das kam den Düsseldorfer Eingemeindungsbestrebungen sehr entgegen. Peter Hüttenberger hat dazu in der großen Düsseldorfer Stadtgeschichte gesagt: "Da die zahlreichen Nachbargemeinden durch gute Straßenverbindungen mit der Düsseldorfer Innenstadt verknüpft waren, neigten Bauunternehmen dazu, preiswerte Wohnungen in den verkehrstechnisch günstigen, aber außerhalb der Grenzen Düsseldorfs liegenden Gebiete zu errichten, und die Bevölkerung war zum Teil bereit, dieses Angebot anzunehmen. So zogen die Arbeiter gerne nach Wersten und gehobene Bürgerfamilien nach Oberkassel. Dem Düsseldorfer Stadtbudget gingen dadurch Steuereinnahmen ab, die Einzelhändler verloren Kunden."

Weiter führt Hüttenberger in diesem Zusammenhang an, der Düsseldorfer Oberbürgermeister und die Stadtverordnetenversammlung "begründeten ihren Wunsch mit dem Hinweis, nur ein 'Groß-Düsseldorf' sei in der Lage, eine vernünftige Raumordnung, wie sie der gesamten Industrieregion angemessen sei, zu gewährleisten und vor allem die unterversorgten Ortschaften mit Wasser, Gas, Strom und Abwasserkanalisation nach dem neuesten Stand der Technik auszustatten."

Trotz einiger warnender Stimmen stimmten die Gemeinderatsmitglieder Werstens für den Anschluss an Düsseldorf. Jetzt kam es auf Kaiser Wilhelm II. an. Die Rheinische Landgemeindeordnung von 1845 sah vor, dass Veränderungen in den Gemeindeverbänden nur mit Genehmigung des Königs vorgenommen werden konnten. Nur Kaiser Wilhelm in seiner Funktion als König von Preußen konnte die Trennung Werstens von der Bürgermeisterei Benrath vornehmen. Am 1. April 1908 hieß es in der "Düsseldorfer Zeitung": "Zufolge des Allerhöchsten Erlasses vom 16. November 1907 wird die Ortschaft Wersten mit dem 1. April 1908 von der Landgemeinde Himmelgeist-Wersten abgetrennt und der Stadtgemeinde Düsseldorf einverleibt." 5500 Werstener waren damit Düsseldorfer geworden.

Genau ein Jahr später wurde Himmelgeist nach Düsseldorf eingemeindet. All dies hatte gegen den Widerstand des Landkreises Düsseldorf und des Benrather Bürgermeisters Melies stattgefunden.

Aus den Eingemeindungsjahren 1908/09 ging Benrath gestärkt hervor. Fortan war es Melies' Bestreben, den Zusammenschluss der bisher selbstständigen, aber zur Landbürgermeisterei Benrath gehörenden Gemeinden Benrath, Itter-Holthausen und Urdenbach herbeizuführen. Dafür sprachen sich die Gemeinderäte der drei Gemeinden aus. Noch aber fehlte die Zustimmung des preußischen Königs. Anfang Mai 1908 hieß es im "Amtsblatt der königlichen Regierung zu Düsseldorf": "Des Königs Majestät haben durch Allerhöchsten Erlaß vom 21. April d. Js. zu genehmigen geruht, daß die Landgemeinden Itter-Holthausen und Urdenbach im Landkreise Düsseldorf mit Wirkung vom 1. April d. Js. ab mit der Landgemeinde Benrath in demselben Kreise zu einer Landgemeinde namens 'Benrath' vereinigt werden." 1908 entstand so die Großgemeinde Benrath, von den Bürgern meist als Groß-Benrath bezeichnet. Die Einwohnerzahl lag bei 17.494 im Oktober 1908.

(RP)
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