Uniklinik 19 Mio Euro für Leberzentrum

Düsseldorf · Das neue Leberzentrum der Uniklinik ist eröffnet. Das Land NRW stellte die Mittel und unterstützt damit die Spitzenforschung, die in der Klinik für Infektiologie und Hepatologie betrieben wird. Auf einer Isolierstation können jetzt erstmalig in NRW hoch ansteckende Fälle behandelt werden.

Das Team um Klinikdirektor und Leberspezialist Dieter Häussinger kann nun in diesen neuen Räumen forschen und behandeln.

Das Team um Klinikdirektor und Leberspezialist Dieter Häussinger kann nun in diesen neuen Räumen forschen und behandeln.

Foto: Andreas Endermann

Ab sofort ist die Uniklinik Düsseldorf auf einen speziellen Ernstfall mehr vorbereitetet: Lebensbedrohlich kranke Patienten und Menschen mit hochansteckenden Krankheiten können im Hochsicherheitstrakt des neuen Infektions- und Leberzentrums behandelt werden. "Dazu zählen seltene Krankheiten wie Ebola oder Lassa-Fieber", erklärt Dieter Häussinger, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie.

Aber auch für multiresistente Fälle von Tuberkulose und rätselhafte Fiebererkrankungen soll die Station beste Standards bieten. Bislang konnten Fälle dieser Art nicht vor Ort behandelt werden, und die Patienten mussten nach Hamburg oder Frankfurt verlegt werden.

Versorgungslücke geschlossen

Rund 19 Millionen Euro investierte das Land in die in NRW einzigartige Einrichtung, deren Betten zugleich Teil des landesweiten Seuchenalarmplans sind. Gestern wurde das neue Leberzentrum mit einer Feierstunde eröffnet. "Damit konnte jetzt eine Versorgungslücke in Nordrhein-Westfalen geschlossen werden", betonte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens in ihrer Rede. Zugleich appellierte sie an alle Bürger, sich insbesondere vor Fernreisen rechtzeitig über die Besonderheiten des Urlaubslandes und mögliche Gesundheitsrisiken zu informieren, um nicht schwere Krankheiten mit nach Deutschland zu bringen.

Das Zentrum mit einer Nutzfläche von 2000 Quadratmetern schließt direkt an die MNR-Klinik an und ersetzt diverse Altbauten, die auf dem Gelände der Uniklinik verteilt und mit der Zeit unwirtschaftlich geworden waren. Die neue Isolierstation befindet sich im Erdgeschoss des dreistöckigen Gebäudes. In den zwei oberen Etagen gibt es verschiedene Ambulanzen, etwa für Leber-, Hepatitis- oder HIV-Patienten, sowie einen Konferenz- und einen Seminarraum inklusive Studien- und Laborräumen.

Denn am neuen Standort wird nicht nur behandelt, sondern auch geforscht. Wolfgang Raab, der Ärztliche Direktor der Uniklinik, dazu: "Seit Jahren wird am Klinikum Spitzenforschung zu diesem Thema betrieben, die nun nach jahrelanger Wartezeit auch ein adäquates Gebäude bekommt." Das Team um Klinikdirektor und Leberspezialist Dieter Häussinger gilt bereits seit Jahren als eine der Anlaufstellen auf dem Bereich der Leberforschung. So wird es beispielsweise von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit mehreren Millionen Euro im Jahr gefördert.

Auch bereichern externe Wissenschaftler das Institut, die die Landeshauptstadt explizit als Standort für ihre Forschung gewählt haben. Dazu zählen etwa die Brüder Karl und Philipp Lang, die mit Forschungspreisen in Höhe von 3,3 Millionen Euro vor Ort arbeiten. Das Ziel der beiden jungen Spitzenforscher ist es, eine erfolgreiche Therapie gegen Hepatitis B und C sowie gegen HIV zu finden. Auch im Bereich der Virologie ist Düsseldorf eine weltweite Anlaufstelle. So werden Virenfunde aller Art vor Ort untersucht und nicht selten auf diese Weise auch neue Krankheiten entdeckt.

Aber das neue Leberzentrum ist nicht der einzige Ort, an dem Düsseldorf diesen Forschungszweig vorantreiben will. Ein weiteres ehrgeiziges Projekt liegt in Äthiopien. Dort wird mit Hilfe eines privaten Sponsors ein Institut für Tropenmedizin errichtet. Das Besondere: "Es soll von Düsseldorfer Forschern geleitet werden und offiziell zu unserem Institut gehören", sagt Häussinger. Das erklärte Ziel des Wissenschaftlers: "Wir wollen die Führung auf diesem Gebiet in Nordrhein-Westfalen übernehmen."

(RP)
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