Düsseldorf/Dormagen 150.000-Euro-Taube gestohlen

Düsseldorf · Die Polizei geht davon aus, dass die Diebe sich in der Voliere an der Gerresheimer Landstraße auskannten. Der Züchter hat eine hohe Belohnung ausgesetzt.

Eigentlich hätte das nicht passieren können. Vogel 969 - das ist der Name des sechs Jahre alten und nach Angaben seines Eigentümers 150 000 Euro werten Täuberichs - hat in Unterbach schließlich ein standesgemäßes Quartier: mit Alarm und Videoüberwachung und allem Drum und Dran. Bloß am Wochenende war er zu einer Vogeldame in die Nachbarvoliere umgezogen. Als Züchter Hans-Paul Eßer seinen Superstar am Sonntagmorgen zurück setzen wollte, war allerdings das Vorhängeschloss geknackt - und 969 spurlos verschwunden. Eßer hat deshalb eine Belohnung ausgesetzt, wie sie in dieser Höhe in Düsseldorf nicht alltäglich ist: 10 000 Euro will er dem zahlen, der ihm den Vogel unversehrt zurückbringt.

Der Züchter will die Einschätzung der Kriminalpolizei nicht kommentieren, die davon ausgeht, dass Kenner im Taubenschlag zugange waren. Schließlich hatten sie aus der Vielzahl von Tauben den wertvollen Vogel gezielt herausgeholt und alle anderen Tiere unversehrt zurückgelassen.

Gewinne wird 969 dem Dieb jedenfalls nicht einfliegen können. Der Täuberich ist schließlich in Fachkreisen extrem bekannt. Eßer hat mit dem Vogel und dessen Nachwuchs schon etliche Titel geholt, unter anderem beim unter Taubenfreunden legendären "One-Million-Dollar-Race" in Südafrika. Der Titel "1. Ass-Vogel der Bundesrepublik Deutschland" galt 2010 als sensationelle Leistung des damals zweijährigen Vogels und dass der seine Karriere als Reisevogel im selben Jahr bei einem 619-Kilometer-Rennen gegen 3280 Tauben beendete, ließ seither zahllose Kaufangebote aus dem In- und Ausland bei Eßer eintreffen.

Doch der Dormagener, der auch Vorsitzender der Nievenheimer Brieftaubenvereinigung ist und die Liebe zum "Rennpferd des kleinen Mannes" vom Opa übernahm, lehnte alle ab. Denn erstens ist der passionierte Züchter an einer leistungsstarken Tierfamilie interessiert, für deren Stammbaum 969 unverzichtbar ist. Und zweitens konnte Eßer, der seine Firma vor einigen Jahren verkaufte, um sich ganz auf die Renntauben zu konzentrieren, bislang auch den Nachwuchs von 969 gut verkaufen. Das kann ein unrechtmäßiger neuer Besitzer übrigens ebenfalls nicht - zumindest wäre es nicht klug, im Abstammungsnachweis ausgerechnet mit "Eßers Racing Pigeons" zu werben, die in der Szene jeder kennt. 969 ist unter den Tauben etwa das, was Totilas unter Dressurpferden ist - da würde sich schnell herumsprechen, wenn er einen fremden Schlag mit seinen Federn schmücken würde.

Und selbst, wenn in der Szene demnächst besonders starke Jungtiere auftauchten, würde Hans-Paul Eßer sie als Nachwuchs seines gestohlenen Paradevogels identifizieren können, "Ich habe natürlich die DNA meiner Tauben", sagt er.

(RP)
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