Am Burgplatz soll Alkohol verboten werden 1000 Euro Strafe fürs Trinken

Wer mit Alkohol am Burgplatz erwischt wird, soll tief in die Tasche greifen. So wollen es OB Erwin, der Polizeipräsident und die CDU. Zum Vergleich: Wer eine Kippe auf den Bürgersteig wirft, muss zehn Euro zahlen.

 Alkohol soll am Burgplatz verboten werden.

Alkohol soll am Burgplatz verboten werden.

Foto: Susanne Kleybrink

OB Joachim Erwin macht ernst: Bis zu 1000 Euro will die Stadt künftig kassieren, wenn sie jemanden mit Alkohol auf dem Burgplatz erwischt. Das sieht ein Konzept aus dem Rathaus vor, das am nächsten Mittwoch den Politikern im Ordnungs- und Verkehrsausschuss vorliegt. Schon im April könnte das Alkoholverbot in Kraft treten. Es würde sich bis Ende Oktober erstrecken und täglich von 18 bis 6Uhr gelten. Die Begründung: "Durch Alkohol enthemmt grölende, pöbelnde und teilweise auch gewalttätige Personen in der regelmäßig anzutreffenden Massierung machen Angst, und zwar insbesondere älteren Personen." Ebenfalls verboten: Glasflaschen auf dem Abschnitt zwischen Burg- und Marktplatz.

Ob diese Vorlage so beschlossen wird, ist fraglich. Bisher signalisiert nur Erwins CDU Zustimmung. SPD, Grüne und die FDP lehnen das Alkoholverbot ab. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die Fraktionschefin der Liberalen, wirft dem OB "bloßen Aktionismus" vor. Die SPD spricht von Doppelmoral: Es sei schwer zu vermitteln, dass bei m Ski-Weltcup auf dem Burgplatz ungeniert getrunken werden darf; jemand, der sein Feierabendbier auf der Freitreppe trinkt, aber kriminalisiert werde.

Die Grünen halten Erwins Vorgehen schlichtweg für unverhältnismäßig. Schließlich komme ja auch niemand auf die Idee, in den Altstadt-Kneipen ein Alkoholverbot zu verhängen. Das sieht CDU-Mann Andreas Hartnigk anders: "Es nimmt überhand, dass Leute mit Alkohol durch die Gegend laufen. Das dürfen wir nicht tolerieren."

Für den italienischen Gastronomen Giuseppe Fusco kommt das geplante Alkoholverbot am Burgplatz zu spät. Vor wenigen Tagen erst hat er sein Restaurant direkt gegenüber dem Schlossturm aufgegeben. Weiterhin Gastronomie betreibt er aber im Schlossturm selbst. Fusco: "Ich habe vor knapp zehn Monaten mit großem Optimismus mein Restaurant eröffnet. Dann kamen die Probleme: Alkoholisierte Jugendliche und junge Erwachsene, die meine Gäste anpöbelten und anspuckten, mein Terrassenmobiliar zerstörten, Fensterscheiben einschlugen. Mein Personal hat mich deswegen oft spät am Abend aus dem Bett geholt." Er habe mit dem Umbau des Restaurants rund 100 000 Euro in den Sand gesetzt.

Tobias Ludowig, Mit-Chef im Weinhaus "Tante Anna" und seit einem Monat neuer Sprecher der Altstadtwirte, sieht ein Alkoholverbot am Burgplatz eher kritisch. "Mit Verboten kommt man oft nicht weiter. Wo will man da die räumliche Grenze ziehen?" Das Problem verlagere sich dann möglicherweise an eine andere Stelle. "Mit unserer Petition eines generellen Alkoholverbots in der Altstadt auf nicht konzessionierten Flächen, das den Verkauf an den Kiosken betroffen hätte, sind wir ja leider nicht durchgedrungen. Ich bin allerdings der Meinung, dass eine verstärkte Präsenz von Ordnungskräften am Burgplatz doch zu einem Rückgang der Auswüchse führen kann."

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