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Düsseldorf 100 neue Plätze für junge Flüchtlinge

Düsseldorf · Die Stadt will in diesem Jahr erheblich mehr Wohnraum für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge schaffen. Das Jugendamt setzt auf kleine Wohngruppen, verteilt über die ganze Stadt. Die Jugendlichen werden eng betreut.

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Foto: Endermann, Andreas

Kinder und Jugendliche, die ohne Eltern nach Deutschland einreisen, stellen die Behörden vor besondere Herausforderungen - und lösen bei manchen Bürgern besondere Ängste aus. So etwa derzeit in Lörick. Dort soll neben einem Flüchtlingsheim mit bis zu 400 Plätzen auch eine Einrichtung für bis zu 20 unbegleitete jugendliche Flüchtlinge (UMF) entstehen. Bei der Bürgersprechstunde äußerten Anwohner die Sorge vor nicht betreuten und unbeschäftigten Jugendlichen, die im Stadtteil und auch im benachbarten Freibad "herumstromern". Jugendamtsleiter Johannes Horn widerspricht. Die wichtigsten Fakten zu UMF in Düsseldorf:

Wie viele unbegleitete Flüchtlinge gibt es in der Stadt?

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Foto: dpa, rwe jai

Aktuell verzeichnet das Jugendamt 453. Ihre Zahl ist seit dem vergangenen Sommer rapide gestiegen. Allerdings geht die Zahl der Neuzugänge deutlich zurück. Im Januar kamen noch 52 unbegleitete Kinder und Jugendliche, im nahezu abgelaufenen Monat April sind es bislang nur 17. Rund 95 Prozent der UMF sind männlich, davon rund 90 Prozent älter als 14 Jahre.

Was passiert nach der Ankunft der Kinder und Jugendlichen?

Genau wie bei deutschen Minderjährigen ohne Erziehungsberechtigte ist das Jugendamt verantwortlich. In einem ersten Schritt werden die Jugendlichen für rund vier Wochen in der Jugendschutzgruppe in Flingern untergebracht. Dort wird das Alter überprüft, außerdem der Gesundheitszustand untersucht. Anschließend kommen die Jugendlichen in das im Frühjahr eröffnete Heim in Mörsenbroich, das von mehreren Wohlfahrtsverbänden gemeinsam getragen wird. Dort findet für acht bis zwölf Wochen ein sogenanntes Clearing statt, bei dem Pädagogen die Jugendlichen einschätzen. Zudem erhalten sie einen gesetzlichen Vormund. Das Clearing entscheidet darüber, wie die Jugendlichen später wohnen, zum Beispiel in einer Gruppe, einer eigenen Wohnung oder einem Internat. Das Amt bleibt für die Betreuung bis zur Volljährigkeit verantwortlich.

Was plant das Jugendamt?

Da die Zahl der UMF so schnell gestiegen ist, fehlt es an Wohnplätzen. Das Amt will in diesem Jahr insgesamt 100 weitere an 15 Standorten schaffen. Im Mittelpunkt stehen dabei Wohngruppen wie in Lörick, wo der Wohlfahrtsverband SKFM die Betreuung übernehmen soll. In einer Gruppe leben bis zu zehn Jugendliche, nicht mehr als zwei Gruppen sollen an einem Standort entstehen. Durch das Clearing stelle man sicher, dass die Gruppen funktionieren, sagt Amtsleiter Horn. "Extremfälle würden wir nie in eine Wohngruppe schicken."

Wie ist die Betreuung organisiert?

Wie auch in anderen Wohngruppen für Jugendliche gibt es eine enge Betreuung: Auf zehn Wohnplätze kommen sieben bis acht Pädagogen, die im 24-Stunden-Betrieb im Einsatz sind. Für die Kinder und Jugendlichen gilt Schulpflicht. Ziel ist es, sie in eine Ausbildung oder ein Studium zu bringen. In der Freizeit gibt es Sprachkurse sowie Sport- und Freizeitangebote. "Die Jugendlichen haben eine klare Tagesstruktur und lungern nicht herum", sagt Horn. Jede Wohngruppe geht Kooperationen mit Jugendeinrichtungen und Vereinen ein, um die Integration der Jugendlichen zu fördern. Johannes Horn hält den Standort in Lörick auch deshalb für gut geeignet, schließlich gebe es eine Reihe von Jugendeinrichtungen in der Nähe.

(arl)
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