Entscheidung im Rathaus Grüne kippen Konzert von Ed Sheeran in Düsseldorf

Düsseldorf · 85.000 Musikfans werden enttäuscht sein: Das Konzert von Ed Sheeran am 22. Juli wird zumindest nicht in Düsseldorf stattfinden. Die Grünen wollen in der entscheidenden Sitzung am Mittwoch dagegen stimmen.

Ed Sheeran wollte am 22. Juli in Düsseldorf auftreten. Daraus wird nun nichts.

Ed Sheeran wollte am 22. Juli in Düsseldorf auftreten. Daraus wird nun nichts.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Geplant war das Konzert  auf dem Messeparkplatz 1 unterhalb der A44, wo eigentlich auch dauerhaft eine Open-Air-Fläche eingerichtet werden soll. Nur SPD und FDP sind für das Gastspiel, die CDU hatte sich früh auf ein Nein festgelegt. Jetzt einigten  sich auch die Grünen auf eine Ablehnung.

Die formelle Abstimmung ist am Mittwoch im Ausschuss für Stadtplanung. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) sagte unserer Redaktion am Montagabend, er werde die Abstimmung trotz der abzusehenden Niederlage nicht absagen. „Jeder muss sich überlegen, wie er abstimmt“, sagte Geisel. „Alle Ratsmitglieder tragen Verantwortung für die Stadt.“ Seine Zuversicht, dass sich doch noch eine Mehrheit findet, sei aber inzwischen „sehr begrenzt“.

Was die Entscheidung für die 85.000 Besucher bedeutet, ist noch unklar. Veranstalter Folkert Koopmans sagte unserer Redaktion, man werde so schnell wie möglich alle Optionen prüfen. Mit diesem Votum habe man nicht gerechnet. „Wir haben alle Unterlagen geliefert und jeden Wunsch erfüllt.“ Falls sich nicht noch kurzfristig ein anderer Standort findet, was angesichts der Dimension als unwahrscheinlich gilt, muss das Konzert abgesagt werden. Die Zuschauer sollen dann das Geld für die Tickets zurückerhalten, der Veranstalter würde einen Millionenverlust erleiden. Die städtische Veranstaltungsgesellschaft rechnet damit, dass der Fall wegen möglichem Schadensersatz vor Gericht geht.

Grüne werfen Geisel mangelhafte Kommunikation vor

Die Befürworter des Konzerts hatten die Grünen, die in ihrer Fraktion schon einmal gegen das Konzert gestimmt hatten, durch hohe Investitionen in Straßenbäume umstimmen wollen. Dafür hatten sich bereits diverse Spender gefunden. Die Fraktion sah aber in ihren wichtigsten Kritikpunkten keinen Fortschritt. Daher gab es eine breite Mehrheit für die Ablehnung: 30 Mitglieder der erweiterten Fraktion stimmten für Nein, 7 für Ja. Es gab eine Enthaltung. Ohne Klarheit über die dauerhafte Nutzung des Geländes wolle man nicht 104 Bäume fällen, sagte Fraktionssprecher Norbert Czerwinski unserer Redaktion. „Die Bäume hätten auch stehen bleiben können, wären die Tribünen für das Sheeran-Konzert anders positioniert worden“, kritisiert er.

Zudem hätten Oberbürgermeister Thomas Geisel und Veranstaltungs-Manager Michael Brill eine falsche Kommunikation betrieben. „Eine Zusage für das Konzert hätte ohne Beschluss der Politik nicht gegeben werden dürfen“, sagt Czerwinski. Erst daraus resultiere der Imageschaden, den es nun für Düsseldorf gebe.

Für zusätzlichen Unmut sorgten die Drohungen von Konzertveranstaltern, über die unsere Redaktion am Montag berichtet hatte. Czerwinski: „Politik darf sich ihre Entscheidungen nicht diktieren lassen.“ Auch die CDU zeigte sich darüber empört.

Geisel: „Gigantischer Bärendienst für Ökologie in Düsseldorf“

Die Grünen hatten auf das Angebot von Oberbürgermeister Geisel verzichtet, am Montagabend vor der Entscheidung noch einmal vor ihrer Fraktion zu sprechen. Geisel kritisiert das ablehnende Votum. „Die Grünen erweisen der ökologischen Entwicklung von Düsseldorf einen gigantischen Bärendienst“, sagte er mit Blick auf die nun wohl ausfallenden Baumspenden.

Zudem fürchtet Geisel einen wirtschaftlichen Schaden. „Die städtische Veranstaltungsgesellschaft war auf einem guten Weg, Düsseldorf international als Event-Location zu etablieren“, sagt Geisel. Dies erlebe nun einen großen Rückschlag.

Die Grünen sind Teil der Ampelkooperation mit SPD und FDP. Markus Raub, Fraktionschef der SPD, meint zum Grünen-Beschluss: „Damit wird Düsseldorf in ein schlechtes Licht gerückt, wenn so etwas aus politischen Gründen abgesagt wird. Wir müssen dann genau überlegen, ob ein B-Plan-Verfahren für eine dauerhafte Einrichtung der Fläche noch Sinn macht, wenn nicht abzusehen ist, ob die Mehrheit dafür verlässlich ist.“

Sein FDP-Amtskollege Manfred Neuenhaus äußerte, er respektiere die Entscheidung der Grünen, auch wenn er sie überhaupt nicht teilen könne. Die Verwaltung habe auf alle Fragen eine Antwort gehabt. „Jetzt gibt es einen Imageschaden für Düsseldorf, der erheblich ist.“ 

CDU-Fraktionsvize Andreas Hartnigk wirft Oberbürgermeister Thomas Geisel vor, er habe aus der Tour de France keinen Deut gelernt. „Er ist der Hauptschuldige.“ Geisel habe nicht im Vorfeld eine gemeinsame Basis geschaffen.

Bürger und Unternehmen wollten Hunderte Bäume spenden

Für die Grünen war die Fällung von 104 Bäumen auf der neuen Open-Air-Fläche von Anfang an kaum hinnehmbar. Zuletzt kamen von unterschiedlicher Seite Vorschläge für einen Ausgleich dieses Verlustes, der den Grünen eine Zustimmung erleichtern sollte.

FKP Scorpio, Veranstalter des Konzerts, bot neben der Ausgleichssumme von 300.000 Euro für die Pflanzung neuer Bäume an, weitere 500.000 bis 700.000 Euro aufzubringen, um als Ersatz 150 Straßenbäume zu pflanzen. Dies ist weit teurer, als irgendwo Bäume auf einem Feld einzusetzen.

Michael Brill, Chef der städtischen Veranstaltungstocher D.Live, kündigte an, ab 2019 von jeder für das Gelände verkauften Eintrittskarte 50 Cent  für Grünprojekte abzuführen. Bei zwei Konzerten im Jahr wären  dies mindestens 80.000 Euro.   

Zudem gab es weitere Vorstöße aus der Bürgerschaft und von Unternehmen, die durch Baumspenden den Verlust der 104 Parkplatz-Bäume  mehr als nur ausgleichen wollen. So kündigte Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven an, mit der Ela-Initiative „Blickwinkel“ 300 Bäume  im Düsseldorfer Norden zu finanzieren.

Auch der Hotel- und Gaststättenverband wollte eine fünfstellige Summe für das Stadtgrün spenden. Die Düsseldorfer Unternehmerschaft kündigte an, mit anderen Initiativen wie der Digitalen Stadt für die 104 Bäume aufkommen zu wollen.

Die Messe erklärte sich bereit, jene 60 Bäume, die bereits umgepflanzt wurden, auf dem Messeparkplatz 2 einzupflanzen und diese Zahl durch zusätzliche Pflanzungen auf 100 zu erhöhen. Alle Initiativen einte die Idee, dass die Open-Air-Fläche ein Gewinn für Düsseldorf sein könnte.

Ob diese nun in einem ordentlichen Verfahren – für Ed Sheeran hätte es eine Ausnahmegenehmigung gegeben – überhaupt noch eingerichtet werden soll, ist fraglich. „Was jetzt nicht möglich sein soll, soll dann gehen?“, fragt D.Live-Michael Brill ungläubig. „Die Bäume werden gefällt und ich versuche dann, neue Konzerte zu akquirieren?“ Er glaube, dass es in der Branche erst einmal viel Gegenwind gebe, und wolle vor allem Sportthemen ausbauen.

Das Ed-Sheeran-Konzert ist damit an zwei Standorten gescheitert. Eigentlich war es auf dem Flughafen Essen/Mülheim geplant gewesen, dort gab es aber Probleme mit dem Vogelschutz und mit möglichen Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg.

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