Dormagen Zwei Nievenheimer leben für den Zirkus

Dormagen · Helmut Grosscurth und Dirk Kuik beschäftigen sich in zwei Organisationen mit der Faszination der Manege und deren Fans. Sie reisen zu Festivals und sitzen dabei teilweise auch in der Jury. Ihre Begeisterung für die Shows ist ungebrochen.

"Es ist eine große Faszination. Ich kann das bis heute nicht beschreiben, wofür genau - für diese andere Welt, das Ausleben davon, was im bürgerlichen Leben nicht so passt. Und die artistischen Leistungen habe ich schon als Kind sehr bewundert." Mit sieben Jahren war Helmut Grosscurth das erste Mal im Zirkus - heute ist er Präsident der Gesellschaft der Circusfreunde (GCD) und Geschäftsführer der European Circus Association (ECA). Zusammen mit seinem Lebens- und Geschäftspartner Dirk Kuik lebt und arbeitet er in Nievenheim.

Den ersten Kontakt mit der GCD hatte Grosscurth bereits als Zehnjähriger. Der erste Mitgliedsantrag wurde aufgrund seines Alters noch abgelehnt, mit elf Jahren wurde er aber aufgenommen und gehört dem Verein seitdem an. Während seines BWL-Studiums in Berlin war er schon für die Redaktion der Circus Zeitung tätig, die die GCD monatlich herausgibt. Nachdem er im Anschluss an sein Studium ein Jahr als Pressesprecher beim Circus Roncalli gearbeitet hatte, verschlug es ihn nach Düsseldorf, wo er 26 Jahre im Mediamanagement eines großen Waschmittelherstellers tätig war - was so gar nichts mit Zirkus zu tun hatte.

"In der Zeit zog die Redaktion der Circus Zeitung von Berlin nach Köln und dann nach Nievenheim - der Redakteur wurde krank und ich habe Anfang der 90er Jahre die Redaktion übernommen", erzählt Grosscurth. Als Redakteur war er laut Satzung schon Mitglied im Vorstand, vor fast zwölf Jahren wurde er dann zum Präsidenten gewählt - die Arbeit als Redakteur stellte er vor fünf Jahren ein.

Der Verein ist eine Organisation für Zirkusfans und zählt rund 2000 Mitglieder. "Die haben alle so ihre Spezialitäten", erklärt Grosscurth, "es gibt Sammler, Bastler und auch Historiker, die sich aktuell mit einem Jubiläum beschäftigen, im nächsten Jahr feiern wir 250 Jahre Zirkus." Denn 1768 gründete Philip Astley in London den Zirkus mit runder Manege, wie wir ihn bis heute kennen.

Die Form der Manege ist geblieben - in den letzten Jahrzehnten hat sich aber einiges verändert. "Es ist vielseitiger geworden", meint Grosscurth. "In den 70er Jahren gab es sechs, sieben Zirkusse, die alle ähnliche Programme hatten und zwei Mal im Jahr kamen. Heute gibt es Zirkusse mit vielen Tieren, mit wenigen Tieren, klassisch poetische wie Roncalli oder stuntmäßige wie FlicFlac nur mit Akrobaten bis hin zu Pferdeshows wie Apassionata."

Dirk Kuik, der ein ebenso großer Zirkusfan wie sein Partner ist und bei der ECA als Sekretär fungiert, stand selbst drei Jahre lang als Jongleur und Stepptänzer im Circus FlicFlac im Rampenlicht. "Das ist nicht so romantisch, wie man sich das vorstellt. Wir waren noch unbekannt, sind jeden Tag auf die Straße gegangen, um Werbung zu machen, jeder Zuschauer zählte. Auch der Auf- und Abbau war hart, man braucht viel Durchhaltevermögen."

Viele Zirkusse kämpfen heute ums Überleben. Ein zentrales Thema sowohl für die ECA als auch für die GCD ist es, den Zirkus als Kulturgut anerkannt zu bekommen. Im Europäischen Parlament war die ECA mit einer Resolution erfolgreich, in Deutschland sei das bisher nicht der Fall, so Kuik und Grosscurth. Subventionen für Zirkusse gebe es nicht.

Durch ihre Tätigkeiten in den Verbänden haben Grosscurth und Kuik viele Kontakte geknüpft, sie reisen zu Festivals, bei denen sie teilweise in der Jury sitzen. Ihre Begeisterung für die Shows ist ungebrochen. "Unser Jahr fängt an mit dem Festival in Monte Carlo, das ist jedes Mal großartig. Aber auch der kleine Familienzirkus hat seinen Reiz."

(NGZ)
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