Dormagen Zum Schutz: Junge Straftäter verlassen Raphaelshaus

Dormagen · Drei Jugendliche, die in der Horst-Wackerbarth-Gruppe im Dormagener Raphaelshaus untergebracht waren, sind am Freitag um 14.45 Uhr in eine Justizvollzugsanstalt nach Iserlohn verlegt worden. Mit diesem Schritt wolle man die Jugendlichen schützen, erklärte der Direktor des Raphaelshauses.

Abschied aus dem "Jugendvollzug in freien Formen"
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Abschied aus dem "Jugendvollzug in freien Formen"

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Die Jungen und Raphaelshausdirektor Hans Scholten zeigten sich sehr traurig darüber, dass der Modellversuch jetzt durch das Justizministerium gestoppt wurde. Das Projekt, das Anfang August gestartet war, hatte schon zu Beginn eine Debatte zwischen dem SPD-geführten Landesjustizministerium und dem CDU-Vize-Fraktionschef, Peter Biesenbach, ausgelöst.

Drei jugendliche Intensivtäter, die im Projekt "Jugendvollzug in freien Formen" untergebracht waren, waren bereits nach wenigen Wochen geflohen, zwei von ihnen sind auch nach gut einem Monat weiterhin verschwunden. Die Nachricht von ihrer Flucht war erst am Donnerstag bestätigt worden. Die beiden 17-Jährigen waren zu Haftstrafen von vier Jahren und zwei Monaten sowie eineinhalb Jahren verurteilt worden.

"Die geflohenen Jugendlichen sind zur Fahndung ausgeschrieben, die Suche der Polizei läuft", erklärt Peter Marchlewski. Der Sprecher des NRW-Justizministeriums hält sich mit Einzelheiten zurück. "Welche Schritte nun im Einzelnen unternommen werden, kann ich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen", sagt er. So weit dies möglich sei, habe die Polizei jedoch das häusliche Umfeld der Flüchtigen kontrolliert. Ob es bereits eine heiße Spur gebe, ließ der Sprecher offen.

Trauriger Abschied für Jugendliche

Die nun aus Dormagen nach Iserlohn verlegten Straftäter, zwei 16-Jährige und ein 15-Jähriger, waren bei ihrem Abschied traurig: "Das ist schrecklich", sagt einer der drei, die seit Anfang August in der neuen Gruppe waren, wo sie zur Schule gingen, handwerklich gefordert wurden und einen strukturierten Alltag hatten.

Am Freitagnachmittag wurden sie von Vollzugsbeamten im Auftrag des Justizministeriums in die Justizvollzugsanstalt nach Iserlohn gebracht. "Damit sollen sie vorerst aus der Schusslinie genommen und vor eventuellen Demonstrationen, Nachstellungen und Übergriffen geschützt werden", erklärt Raphaelshausdirektor Hans Scholten.

Er kämpft weiter um das Modellprojekt, von dessen Erfolg und Richtigkeit er nach wie vor überzeugt ist: "Die drei Jugendlichen, die mitziehen und ihr Leben ändern wollen, müssen eine Chance erhalten", weist Scholten darauf hin, dass mit Erziehung mehr zu erreichen sei als mit Wegsperren. Er appelliert an die Politik, das Projekt fortzuführen: "Damit können wir die Jungen auf ein gutes Leben nach der Verbüßung ihrer Strafe vorbereiten. Nur so haben wir die Möglichkeit, den Teufelskreis von Gewalt und Kriminalität zu unterbrechen."

(top/csr/top/jco)
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