Gohr/Broich Zu Hause im Doppeldorf

Gohr/Broich · Achim und Sandra Schatzl suchten wegen ihrer Kinder 1997 eine neue Bleibe auf dem Land. In Gohr hat die Familie zugleich eine neue Heimat gefunden. Langeweile kennen die im Ortsgeschehen engagierten Schatzls nicht.

Stadtteil-Serie: Wir in Gohr/Broich
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Manchem Städter gilt das Leben auf dem Land als trist und öde. Achim und Sandra Schatzl wissen es besser: Der gebürtige Bonner und seine aus Würselen stammende Frau haben sich 1997 bewusst für ein Zuhause entschieden, "wo es etwas ruhig ist und man auch die Kinder mal auf die Straße lassen kann" , wie Achim Schatzl sagt. Damals hatte ihn die Metro mit einem Projekt in Delrath beauftragt — ständiges Pendeln von Bonn und zurück wäre auf die Dauer zu mühselig geworden. Gefunden haben die Schatzls eine neue Bleibe zunächst in Broich, wo sie sieben Jahre lang gewohnt haben.

Seit 2004 leben sie mit ihren Söhnen Lukas (17), David (15) und ihrer zwölfjährigen Tochter Luisa in Gohr: Die frühere Wohnung war auf die Dauer zu klein, "und als das Pfarrhaus frei wurde, ist die Kirche auf uns zugekommen", erinnert sich Sandra Schatzl (38) an den Umzug, mit dem die Familie einen regelrechten Glücksgriff getan hat.

Was Achim Schatzl (42) fasziniert: "Man ist hier im Ruhigen, aber langweilig ist es nicht." Natürlich könne, wer wolle, hier auch das Leben eines Einsiedlers führen. Doch die Familie Schatzl hat sich grundsätzlich anders entschieden und mischt seit langem im Ortsgeschehen mit: So sind der Vater und die beiden Söhne seit Jahren im Tambourkorps "Concordia" aktiv. Gleiches gilt für die Karnevalsgesellschaft der "Turfgrafen", wo auch Luisa Schatzl dabei ist und in den Reihen der Mini-Fünkchen tanzt. Lukas und David Schatzl zählen zu den Mitgründern der Band "Mundgerecht", die mittlerweile nicht allein im Karneval auftritt. Darüber hinaus engagiert sich die Familie auch in der Gemeinde St. Odilia: Die Eltern singen beide im Kirchenchor, wobei Achim Schatzl dem Kirchenvorstand ebenso angehört wie dem Ortsausschuss für den Seelsorgebereich Nord.

Besonders beeindruckt hat es Achim Schatzl, "wie man uns in die Dorfgemeinschaft aufgenommen hat." Anders als manche gestandenen "Ur-Gohrer" stört es die Schatzls auch nicht, dass es mit dem Einkaufen vor Ort nicht gut bestellt ist: "Wir wussten es, als wir hierher gezogen sind", sagt Achim Schatzl. Aus der Tatsache, "dass Neuss per Bus besser zu erreichen ist als Dormagen", wie Sandra Schatzl sagt, wurden ganz pragmatische Konsequenzen gezogen: Die drei Kinder gehen in Neuss zur Schule — Lukas und Luisa besuchen das Gymnasium in Norf und David das Nelly-Sachs-Gymnasium. Ihre Freizeit verbringen sie am liebsten in Gohr: "Hier kann man viel machen", sagt David Schatzl. Er und sein Bruder sind Messdiener und machen bei der KJG mit. Fußball spielt er bei SuS Gohr, der gemeinsam mit dem FC Delhoven ein B-Jugend-Team bildet. Luisa schaut sich derweil in einer vermeintlichen Männerdomäne um: Vor einem halben Jahr hat sie sich der Jugendfeuerwehr angeschlossen. Anders als ihre Freundin, die sie hierzu überredete, interessiert sie sich nach wie vor für die Arbeit der Florianer. Sandra Schatzl wird es auch dann in dem geräumigen Pfarrhaus nicht langweilig, wenn Mann und Kinder außer Hauses sind: Im Auftrag des Jugendamts betreut sie als Tagesmutter fünf Kinder.

(NGZ)
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