Dormagen Zons aus neuer Perspektive

Dormagen · Die Zollfeste mit ihrem mittelalterlichen Stadtbild ist ein bekannter Besuchermagnet. Weit weniger Gäste genießen den Blick von außen auf die alten Mauern – und den Reiz der nahen Rheinauen.

 Kenner und Liebhaber der Zollfeste: Harald Krumbein führt Besucher durch Stadt und Umgebung.

Kenner und Liebhaber der Zollfeste: Harald Krumbein führt Besucher durch Stadt und Umgebung.

Foto: NGZ

Die Zollfeste mit ihrem mittelalterlichen Stadtbild ist ein bekannter Besuchermagnet. Weit weniger Gäste genießen den Blick von außen auf die alten Mauern — und den Reiz der nahen Rheinauen.

 Auch außerhalb der Mauern ein Blickfang: Die Altstadt von Zons mit ihren "Pfefferbüchsen".

Auch außerhalb der Mauern ein Blickfang: Die Altstadt von Zons mit ihren "Pfefferbüchsen".

Foto: NGZ

Harald Krumbein hat es eilig. Der Zonser, der seit etwa 30 Jahren Besuchern die Zollfeste näher-bringt, findet bei seinen Führungen selten Zeit, Geschichtsinteressierten über die Altstadt hinaus auch ihre nähere Umgebung zu zeigen. Doch ein Besuch der Wege vor den Toren der Stadt, der Rheinauen, des Deichs und entlang der Mauern lohnt sich. Nicht nur für Naturfreunde, sondern auch für alle, die jenseits der Mauern kulturgeschichtliche Erkenntnisse gewinnen wollen — und sich auf Zeitreise begeben.

 Charakteristisches Merkmal der Landschaft am Niederrhein. Kopfweiden und Pappeln.

Charakteristisches Merkmal der Landschaft am Niederrhein. Kopfweiden und Pappeln.

Foto: NGZ

"Wir befinden uns auf dem Treidelpfad, also dort, wo sich früher der Rhein befand", sagt Harald Krumbein, nachdem wir kurz vor dem Schlossgelände nach links abgebogen sind und die Mauern von außen betrachten. Die Pappeln rascheln im Wind, der Deich, der nach dem verheerenden Hochwasser im Jahre 1926 errichtet wurde und Zons seither hochwasserfrei hält, verbirgt den Rhein, der heute zwischen 300 und 800 Meter von der Stadt entfernt fließt. Entlang der typischen Kopfweiden, die den Korbmachern das Material für ihr Handwerk lieferten, vorbei an der Schlupfpforte, wo einst ein Rammbock ausgefahren werden konnte, führt der meist stille Pfad Richtung "Stumpe Turm".

 Weiter Blick: Die Landschaft öffnet sich bis zum maximal 800 Meter entfernten Rhein hin.

Weiter Blick: Die Landschaft öffnet sich bis zum maximal 800 Meter entfernten Rhein hin.

Foto: L. Berns

Von hier aus, schon unterhalb der Freilichtbühne, die sich hinter Mauern jüngeren Datums versteckt, erkennt man den alten Verlauf des Rheins ganz genau. "Sogar die Schleifspuren der Boote können sie noch an den Mauern erkennen", erklärt Harald Krumbein, der die Südseite der Altstadt "unsere Zuckerseite" nennt. Der Blick gen Altstadt ist beeindruckend, denn von der Mühle, die einst Wehrturm war, bis zum Schlossturm zeigt Zons sein uraltes, seit der Gründung kaum verändertes Profil. "Das macht die Feste so wertvoll. Sie ist in ihren Grundfesten erhalten, innerhalb einer Zeitepoche in nur 16 Jahren entstanden." Harald Krumbein staunt immer noch über die Leistung der Stadtgründer und Baumeister.

Einen Gesamtüberblick erhält man am besten von der Mühle aus, die freilich momentan innen saniert wird. Künftig wird auch der "lange Gang" oberhalb der Bühne vom Schlossgelände aus zugänglich sein und einen weiten Blick auf die Rheinauen erlauben. Der Rückweg führt Richtung Rheintor, das wohl aus repräsentativen Gründen als einziger Turm eckig gebaut wurde. "Das wirkte mächtiger für eine Zollfeste", meint Krumbein, der davor auf die prächtigen Patrizierhäuser verweist, deretwegen die Stadtmauer nach dem Katastrophen-Hochwasser von 1784 nicht mehr in alter Höhe errichtet wurde. "Die Leute wollten nicht mehr auf die Mauer schauen." Heute kommen die Besucher gerade deshalb in die Stadt, vor der Friedrich von Saarwerden grüßt. "Er steht sehr gut hier", sagt Harald Krumbein.

(NGZ)
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