Innenstadt Dormagen Zweifel am geplanten Blindenleitsystem

Dormagen · Vor Umbauarbeiten fordert die Selbsthilfegruppe für Sehbehinderte einen Ortstermin.

 Ein Teil der Bordsteine an den Fußgängerüberwegen in der Innenstadt soll angehoben werden. Das soll Blinden helfen.

Ein Teil der Bordsteine an den Fußgängerüberwegen in der Innenstadt soll angehoben werden. Das soll Blinden helfen.

Foto: Jazyk, Hans (jaz)

Auf Antrag der CDU will die Verwaltung ein neues Blindenleitsystem in der Innenstadt installieren. An vier Fußgängerüberwegen mit Zebrastreifen soll die vorhandene Absenkung auf sechs Zentimeter erhöht werden und so eine Tastkante für Blinde geschaffen werden. Elisabeth Fittgen, die Vorsitzende der Selbsthilfegruppe für Sehbehinderte, in der 40 bis 50 Dormagener aktiv sind, hat jedoch Zweifel an dem Projekt.

„Für Blinde ist eine Erhöhung zwar sicherlich eine große Hilfe, da sie mit den Sensoren an ihren Stöcken die neue Kante erfühlen können“, sagt Fittgen, schränkt aber gleichzeitig ein: „Doch für Sehbehinderte, die ohne Stock laufen und ihre Sehkraft noch nicht vollständig eingebüßt haben, kann ein solcher Straßenüberweg zur Gefahr werden.“ Es sei schließlich möglich, dass jemand von ihnen an der Kante hängen bleibt oder stolpert.

Bevor die neuen Blindenleitsysteme in der Innenstadt installiert werden, möchte Fittgen, dass alle Interessen berücksichtigt werden – von der Politik, von Blinden und von Sehbehinderten. „Ich wünsche mir einen Ortstermin und möchte mir gemeinsam mit meiner Selbsthilfegruppe vor Ort ein Bild machen, was geplant ist“, sagt Fittgen.

Wie Thomas Wedowski, Leiter der Technischen Betriebe Dormagen, im Hauptausschuss erläuterte, „bedeutet Barrierefreiheit nicht nur das Entfernen eines Hindernisses, sondern eine Gesamtbetrachtung: Was für Gehbehinderte eine Erleichterung ist, kann für Blinde ein Erschwernis sein und umgekehrt“. Für die barrierefreie Umgestaltung von Zebrastreifen sei daher keine einheitliche Lösung möglich: „Wir müssen für jeden Zebrastreifen und jede Kreuzung individuell die optimale Lösung finden“, betonte Wedowski, der auch Betroffene miteinbeziehen möchte.

Die Kosten für den Rückbau einer ebenerdigen Querung seien aufgrund der Vielzahl an möglichen Lösungen nicht genau zu beziffern. TBD-Leiter Wedeowski geht jedoch von 1000 bis 1500 Euro pro Querungsumbau aus. Die finanziellen Mittel müssten für den Haushalt 2021 angemeldet werden. Der Umbau kann deshalb auch frühestens im nächsten Jahr starten.

Die Verwaltung prüft nun zunächst die Änderung der Zebrastreifen: „Wir werden dabei auch eine Reihenfolge der Querungen vorschlagen“, so Bürgermeister Erik Lierenfeld. Die neuen Überwege sollen u.a. an den Kreuzungen Römerstraße/Nettergasse, Römerstraße/Helbüchelstraße/Marktstraße und Römerstraße/Limesweg sowie an der Kurve der Castellstraße angebracht werden.

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