Sicherheitstechnik aus Dormagen Bei Einbruch Nebel

"Was der Dieb nicht sieht, kann er nicht stehlen." Weil sich die Einbrüche häuften, schützt sich der Kiosk im Bahnhof Mechernich jetzt mit einem speziellen Sicherheitsnebel. Der kommt von der Dormagener Firma Bandit.

Die Alarmanlage piept, es zischt, und schon ist der Verkaufsraum des Bahnhofskiosks in Mechernich in dichten Nebel gehüllt. So dicht, dass die Hand vor Augen verschwindet, man jegliche Orientierung verliert. "Wir machen schnell die Fenster auf", ruft Alice Biesmans, Inhaberin des Kiosk. Langsam lichtet sich der Nebel.

Orientierungslos - genau so sollen sich auch Einbrecher fühlen, die den Mechernicher Kiosk ins Visier nehmen. Denn der Nebel ist nicht irgendein Nebel, es ist "Sicherheitsnebel". Das Motto lautet: "Was der Dieb nicht sieht, kann er auch nicht stehlen." Die Maschinen, die den Nebel produzieren, kommen von der Dormagener Firma Bandit. Eingesetzt werden sie in der ganzen Welt.

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Foto: RP-Grafik

Zigaretten, Zeitschriften, Schokoriegel verschwinden im Nebel

Im Kiosk im Bahnhof Mechernich häuften sich die Einbrüche. "Zuletzt hatten wir zwei in 14 Tagen", erinnert sich Inhaberin Biesmans. "Das letzte Mal haben sie die Fensterscheibe mit einem Kanaldeckel eingeworfen." Vor allem auf Zigaretten haben es die Diebe abgesehen. Die können sie unkompliziert weiterverkaufen. Der Schaden wächst schnell auf einen fünfstelligen Betrag - auch deshalb, weil bei jedem Einbruch Sachschaden im Kiosk entsteht. Nach dem letzten Vorfall kündigte außerdem die Versicherung.

Deshalb haben Alice Biesmans und der Vermieter des Kiosks, die Firma Schäfer Reisen, aufgerüstet. Die Fenster des Ladens schützen jetzt Rollgitter, den Eingang sichert eine Schutztür, es gibt eine Alarmanlage und mehrere Bewegungsmelder und Kameras im Verkaufsraum. Und eben den Nebel.

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Foto: Martin Kempner

Nebel soll Einbrecher abschrecken

Die Maschine, die ein bisschen aussieht wie eine Musikbox und oben hinter dem Tresen hängt, löst automatisch mit der Alarmanlage aus. Der Nebel strömt mit einer Geschwindigkeit von drei Metern pro Sekunde, 180 Quadratmeter sind in etwa 18 Sekunden komplett vernebelt. Das funktioniert deshalb so schnell, weil die Maschinen von Bandit ohne Pumpe, sondern stattdessen mithilfe von Druck arbeiten. Auf dieses Verfahren hat die Firma ein Patent. Eine Nebelmaschine kostet etwa 2500 Euro.

"Wir setzen dort an, wo mechanischer Schutz versagt", sagt Jan Ackermann von der Firma Bandit. Die vertreibt die Nebelmaschinen zum Einbruchschutz seit 2009. Die Idee ist aber schon älter und stammt von Bühnentechnikern, die ihr Equipment mit Theaternebel schützten.

Einbruchschutz mit Minzgeruch

Am Eingang zum Bahnhofskiosk in Mechernich weist ein gelbes Piktogramm darauf hin, dass hier Sicherheitsnebel eingesetzt wird. Mögliche Einbrecher sollen abgeschreckt werden. "Die Maschinen werden immer so montiert, dass der Nebel den Eindringlingen entgegen kommt", sagt Ackermann. Im Idealfall treten diese dann sofort den Rückzug an. Falls nicht, finden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit den Ausgang nicht mehr. Ackermann weiß aber von keinem Fall, in dem der Nebel einen Einbrecher "gefangen" hat. "Aber das ist auch gar nicht unser Ziel. Wir wollen abschrecken", sagt er.

Der Nebel ist ungiftig, pH-neutral und hinterlässt keinerlei Spuren, wenn er sich nach etwa einer Stunde wieder verzogen hat. Er riecht leicht nach Minze, damit er leicht von Reizgas zu unterscheiden ist. "Die Nebelmaschinen können in allen geschlossenen Räumen eingesetzt werden, auch in Privaträumen", sagt Ackermann. Derzeit werden sie vor allem von Banken, Juwelieren, Tankstellen, Kasinos und dem Einzelhandel nachgefragt. Die Polizei war anfangs skeptisch, steht dem Nebel aber mittlerweile laut Ackermann positiv gegenüber. Im Fall des Bahnhofskiosk in Mechernich war es gar die Polizei, die den Einbau einer Nebelmaschine ins Spiel brachte.

Hier wurde der Nebel bislang nur für Tests ausgelöst. "Ich schlafe ruhiger, seit wir den Nebel haben", sagt Biesmans.

(lsa)
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