Dormagen Wo Kunden "Schätze" heben können

Dormagen · Alltägliches und Altehrwürdiges findet in der "Schatzinsel" an der Kölner Straße neue Eigentümer. Wolfgang Pontzen verkauft hier für andere Trödel und Ausrangiertes. Auch mit sozialen Einrichtungen wird kooperiert.

"Man weiß nie, was hier morgen im Laden steht, und das macht für mich den Reiz aus", sagt Wolfgang Pontzen, der seit sechs Jahren das Geschäft "Die Schatzinsel" an der Kölner Straße betreibt. Von alten Kameras und Radios über aktuelle Elektrogeräte und Kleidung bis hin zu ausgefallenen Antiquitäten wie Kohle-Bügeleisen können dort diverse alte "Schätze" aufgestöbert werden.

 Diese Super-8-Kamera ist rund 50 Jahre alt.

Diese Super-8-Kamera ist rund 50 Jahre alt.

Foto: Tinter Anja

Das Konzept der Schatzinsel ist, dass "ich Regale vermiete, in denen die Leute ihre Sachen verkaufen können. Im Prinzip ist es wie beim Trödelmarkt", sagt Pontzen, nur muss der Verkäufer nicht auf seine Ware aufpassen, sondern stellt sie in seinem gemieteten Regal aus und lässt sie verkaufen. So haben schon viele Dinge den Besitzer gewechselt. Eines der ältesten Stücke war ein Kohle-Bügeleisen, "da musste man noch Kohlen heiß machen und einfüllen", sagt der 59-Jährige zu den über 100 Jahre alten Haushaltsgeräten. Auch historische Gegenstände aus Dormagen finden in der Schatzinsel Interessenten: "Früher hatte noch jeder Ort eine eigene Brauerei, und einige Leute kaufen und verkaufen Biergläser alter Dormagener Brauereien", berichtet Pontzen. Besonders Gläser des Dormagener Bieres "Kess-Kölsch", das damals am Höhenberg gebraut wurde, werden gesammelt. Nicht so alt, aber dafür umso skurriler waren "Haustiersärge aus Karton, die aussahen wie Holzsärge und in allen Größen für Haustiere vom Hamster bis zum Hund verkauft wurden. Pontzen: "Das war das Ungewöhnlichste, was wir je hier hatten."

 Wer Figürchen und Nippes mag, wird auch in der "Schatzinsel" fündig.

Wer Figürchen und Nippes mag, wird auch in der "Schatzinsel" fündig.

Foto: Tinter Anja

Für Technikinteressierte gibt es eine etwa 50 Jahre alte Super-8-Kamera. "Dort konnte man einen Super-8-Film einlegen und bis zu drei Minuten filmen. So haben Bilder laufen gelernt", sagt Pontzen, der mit den Super-8-Kameras groß geworden ist. Auch ein 60-Jahre altes Röhrenradio wird von einem Verkäufer angeboten. "In der Nachkriegszeit wurden die Radios noch in Deutschland gebaut, und es gab nur wenige Radioprogramme", sagt Pontzen. Es kommt auch schon mal vor, dass der Rheinfelder nicht weiß, was in seinen 150 Regalen liegt: "Wir hatten einmal ein altes Werkzeug von Bergarbeitern, bei dem wir gerätselt haben, was es genau ist, bis sich irgendwann ein älterer Kunde daran erinnert und uns aufgeklärt hat." Einige Kunden kommen auch auf der Suche nach etwas Speziellem in die Schatzinsel. Eine Dame benötigte etwa Requisiten für ein Theater und ging schließlich mit einem alten Lederkoffer und Kleidern nach Hause.

"Wir haben auch Kontakte zu sozialen Einrichtungen in Dormagen. Sollten sich Objekte hier nicht mehr verkaufen lassen, bekommen Einrichtungen wie Caritas, Tafel oder das Tierheim die Sachen." Wenn Wolfgang Pontzen mal nicht hinter der Ladentheke steht, geht er gerne in der Römertherme schwimmen. Im Freibad zieht er ein bis zwei Mal wöchentlich seine Bahnen. "Im Sommer bekommt man durch das Schwimmen Farbe, und ich werde im Laden manchmal angesprochen und gefragt, ob ich im Urlaub war."

(clü)
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