Interview mit Michael Bison „Der Dormagener feiert gerne“

Dormagen · Der Wirtschaftsförderer setzt auf neue Konzepte in der Innenstadt und auf einen Autobahnanschluss Delrath ab 2022.

Herr Bison, eine Woche City-Beach. Es ist eine Premiere: Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

 Michael Bison ist derzeit täglich am City-Beach vor dem Historischen Rathaus anzutreffen.

Michael Bison ist derzeit täglich am City-Beach vor dem Historischen Rathaus anzutreffen.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Michael Bison Das Feedback, das wir von Besuchern und von umliegenden Einzelhändlern und Gastronomen bekommen, ist positiv. Der City-Beach kommt gut an.

Es ist eine Premiere. Wie ist die Idee entstanden?

Bison Vor anderthalb, zwei Jahren hatten wir eine solche Idee schon einmal im Kopf und vorkonzipiert. Wir haben den Grevenbroicher Playa beobachtet und in meinem früheren Wohnort Meschede gab es Ähnliches. Als der Bürgermeister im Herbst anregte, für den Sommer etwas Neues zu initiieren, haben wir die Planungen weitergeführt.

Mit der „Schlacht von Dormagen“ ist der SWD ein Coup geglückt...

Bison Die Planungen dafür haben dank der Idee und der sehr guten Kontakte des Leiters des Kulturbüros, Olaf Moll, keine Woche gedauert. Dieses Duell ist super angekommen, beide Klubs haben auch richtig die Werbetrommel gerührt.

Was hat die Aktion gekostet?

Bison Dazu kann ich Ihnen keine Zahl sagen. Aber wir bewegen uns im gesteckten Rahmen. Ohne unsere Sponsoren wäre der City Beach aber nicht möglich gewesen.

Märkte, Feste, Biermeile, City-Beach – Dormagen scheint die Feier-Hauptstadt im Rhein-Kreis zu sein. Wie groß ist das Potenzial für solche oder andere neue Veranstaltungsformate?

Bison Eines steht fest: Die Dormagener feiern gerne! Gleichwohl wollen und werden wir den Bogen nicht überspannen. Wichtig ist, dass wir die verkaufsoffenen Sonntag weiter stärken. Neue Formate können funktionieren, wenn sie gut abgestimmt werden.

Vom Stadtmarketing zur Wirtschaftsförderung: Bürgermeister Erik Lierenfeld ist in den Kampf gegen Gewerbesteuer-Dumping und Steuer-Oasen gezogen. Es gibt Untersuchungen, wonach die Gewerbesteuer nicht der ausschlaggebende Faktor für ansiedlungswillige Unternehmen ist.

Bison Es ist extrem gut und wichtig, dass der Bürgermeister dieses Thema angeht und zusammen mit anderen Kommunen Gewerbesteuer-Dumping wie in Monheim oder geplant in Leverkusen bekämpft. Unternehmen dürfen sich nicht der Verantwortung entziehen, ihren Beitrag zum Erhalt der Infrastruktur in der Stadt zu leisten, in der sie ansässig sind. Wir bekommen es ja regelmäßig mit, wie Unternehmen versuchen, Kommunen gegeneinander auszuspielen z.B. wenn es um die Preise für Gewerbeflächen geht. Es geht bei der Gewerbesteuer um die Großkonzerne. Denn ein mittelständisches Unternehmen eröffnet nicht in Buxtehude oder sonst wo einen Zweitbetrieb, um Steuern zu sparen. Sie haben aber Recht, dass nicht die Höhe der Gewerbesteuer der entscheidende Ansiedlungsfaktor ist, sondern die Lage. Da profitiert Dormagen als Stadt zwischen Köln und Düsseldorf. Erst im zweiten Betrachtungsschritt geht es bei Ansiedlungsgesprächen um die Gewerbesteuer oder die ÖPNV-Anbindung.

Wie gehen Sie als Wirtschaftsförderer damit in Gesprächen mit Unternehmen um?

Bison Das Thema Gewerbesteuer wird von uns ganz deutlich bei jedem Investorengespräch angesprochen.

Was macht der Silbersee? Still ruht der See...?

Bison Ganz im Gegenteil. Wir sind da sehr, sehr aktiv. Aber der Knackpunkt ist der noch nicht vorhandene Autobahnanschluss Delrath. Wir sind optimistisch und gehen davon aus, dass er 2022 da sein wird. Denn alle beteiligten Stellen arbeiten kooperativ daran. Es gibt viele Anfragen, in der Szene ist das Silbersee-Areal ein Begriff. Aber ohne diesen Anschluss können wir niemanden ansiedeln. Denn die B 9 ist verkehrstechnisch einfach schon ausgelastet.

Sie setzen weiter darauf, dass Logistiker DHL kommt?

Bison Es gibt den „Letter of Intent“, und DHL soll dort unsere „Anker-Ansiedlung“ sein.

Von DHL ist der Sprung zu Amazon nicht weit. Hat sich die Aufregung um zuhauf falsch parkende Lkw rund um das Lager an der B 9 gelegt?

Bison Ja. Wir haben nur noch sehr vereinzelt Situationen, wo Lkw-Fahrer ihr Gefährt nicht vorschriftsmäßig parken. Amazon arbeitet an einer Lösung, aber wir warten noch auf das finale Konzept von Amazon, in der sie uns erklären, wie sie das Parkproblem grundsätzlich lösen.

Die Wirtschaftsförderung hat im vergangenen Jahr die Initiative gestartet, junge Start-ups unter einem Dach zusammenzubringen. Davon hört man recht wenig...

Bison Das ist bei uns nach wie vor ein Thema. Es ist jedoch nicht ganz leicht, die vorhandenen Interessenten zusammenzubringen. Vor allem muss die Chemie zwischen den Beteiligten stimmen, die passenden Büros müssen vorhanden sein, und es sollten im Idealfall Synergien entstehen. Wir gehen davon aus, dass wir noch im Sommer eine erste Bürogemeinschaft hinbekommen. Dies braucht Zeit und viele Gespräche.

Herr Bison, wie fällt die Bilanz der neuen Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft nach zweieinhalb Jahren aus?

Bison Es ist gut, dass beide vorher selbständigen Bereiche zusammengekommen sind. Es gibt ein gutes Zusammenspiel unserer sechs Handlungsfelder. Sicherlich erwähnenswert ist das neue Erbbaurechts-Konzept, das die Politik befürwortet und verabschiedet hat. Denn es muss unser Ziel sein, auf möglichst viele Flächen Zugriff zu haben, um so die Ansiedlungspolitik in der Stadt zu steuern.

Wenn ein Unternehmen aber unbedingt eine Fläche kaufen will?

Bison Das wollen auch die meisten. Wir suchen uns dann die Unternehmen aus, die unsere Rahmenbedingungen akzeptieren.

Letzte Frage: Wie gut funktioniert die Zusammenarbeit mit der Werbegemeinschaft City-Offensive Dormagen?

Bison Die Zusammenarbeit läuft gut und das, was sie machen, ist auch gut! Ich finde es richtig, wenn die CiDo sagt, dass sie nur das angehen will, was sie auch leisten kann. Ich würde mir aber wünschen, wenn sie sich als Vertretung des Handels mitunter etwas stärker einbringen würde.

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