Dormagen Wie kam der Nandu auf die Kuhweide?

Dormagen · Ein Exot gibt Rätsel auf: Ein Nandu aus Südamerika wurde jetzt auf der Viehweide eines Bauern entdeckt. Doch wem gehört das Tier? Vom Besitzer fehlt bislang jede Spur. Tierschützer kümmern sich um den großen Laufvogel.

Grevenbroich: Gefundener Nandu zu Gast im "Schneckenhaus"
7 Bilder

Grevenbroich: Gefundener Nandu zu Gast im "Schneckenhaus"

7 Bilder

Nandus leben in Südamerika. Die Heimat der großen Laufvögel sind die weiten Grasländer in Argentinien, Uruguay und Brasilien. Wie eines dieser straußenähnlichen Tiere auf die Weide eines Bauern in Delhoven kam, ist völlig unklar. Plötzlich war der Nandu da — und nun wartet er in Grevenbroich auf seinen Besitzer. Von dem fehlt allerdings jede Spur.

Der Reihe nach: Anita Rose-Schrills vom Dormagener Tierheim glaubte erst an einen verspäteten Aprilscherz. "Ein Nandu auf einer Viehweide — das hat man nicht alle Tage", meint sie. Was Feuerwehr, Ordnungsamt und Polizei nicht gelang, schaffte die resolute Tierschützerin mit Hilfe ihrer Kollegin Katrin Findeisen und der Landwirtsfamilie: Der exotische Vogel wurde behutsam und völlig ohne Stress eingefangen. "Gute Dienste leistete dabei ein Absperrgehege, das sonst für Kühe gebraucht wird", schildert Anita Rose-Schrills.

In einer großen Box aus dem Tannenbusch-Gehege wurde der Nandu nach Grevenbroich transportiert. Dort unterhält die Stadtverwaltung das "Schneckenhaus", eine Wildtierstation, in der hauptsächlich verletzte Greifvögel wieder aufgepäppelt werden. "Einen Nandu hatten wir allerdings noch nicht", sagt Leiter Norbert Wolf mit Blick auf den Vogel, der es aufrecht stehend immerhin auf eine Größe von 1,80 Metern bringt.

Der Exot wird jetzt vom Team des "Schneckenhauses" liebevoll in einem Gehege gepflegt, das ursprünglich für die Aufzucht von Frischlingen gebaut wurde. "Da hat er Auslauf und kann einigermaßen artgerecht gehalten werden", sagt Wolf. Das Füttern des imposanten Südamerikaners bereitet den Grevenbroichern keine Probleme, denn Nandus sind Allesfresser. "Salat, trockene Erbsen und Mais stehen ebenso auf dem Speiseplan wie Schnecken und Würmer", erklärt der Tierschützer. Auch die noch frostigen Nachttemperaturen könne der Exot locker wegstecken.

Ein Geheimnis bleibt vorerst, wie der Nandu auf die Delhovener Weide gelangen konnte. "Das ist mysteriös, denn das Gelände ist komplett eingezäunt — der flugunfähige Vogel hätte das von alleine nicht betreten können", erklärt Anita Rose-Schrills. Sie vermutet daher, dass der Nandu nicht aus einem Gehege geflüchtet ist, sondern vielmehr von seinem Besitzer ausgesetzt wurde. "Sonst wäre ja schon längst eine Verlustmeldung eingegangen", meint die Tierschützerin.

Der Nandu bleibt vorerst im Grevenbroicher Wildschweingehege. "Auf Dauer kann er allerdings nicht bleiben", betont Norbert Wolf: "Unser Ziel ist es, ihn so schnell wie möglich wieder in die Hände seines Halters zurückzugeben." Sollte der nicht aufzufinden sein, wollen sich die Tierschützer auf die Suche nach einem neuen Heim begeben. "Dort soll er es auf jeden Fall gut haben", meint Anita Rose-Schrills.

(NGZ/EW)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort