Dormagen Weltenbummler im Wohnwagen

Dormagen · Seit über 50 Jahren fahren Karl-Heinz und Anne-Marie Paumen mit ihren Wohnwagen in die Welt. Für die verschiedenen Zielorte stehen unterschiedliche Wagen zur Verfügung. Ihr Motto: "Weit weg und doch zu Hause".

 Für Karl-Heinz und Anne-Marie Paumen ist der Westfalia-Wohnwagen auch in der Fremde ein kleines Stückchen zu Hause. Seit über 50 Jahren machen die Gohrer Campingurlaub.

Für Karl-Heinz und Anne-Marie Paumen ist der Westfalia-Wohnwagen auch in der Fremde ein kleines Stückchen zu Hause. Seit über 50 Jahren machen die Gohrer Campingurlaub.

Foto: a. baum

Aus der Distanz sieht der Westfalia-Wohnwagen aus wie eine antike Konservenbüchse: 592 Kilogramm beigefarben lackierter Stahl, zusammengeschweißt im Jahr 1965. Karl-Heinz Paumen (79) zieht den Wagen an der Anhängerkupplung einige Meter aus seiner Parklücke und schaut versonnen.

Ein Spitzengardinchen hängt im Fenster, braune Trodeln in der Tür, die den Blick freigibt auf ein Minizimmer aus der Wirtschaftswunderzeit. "Für uns ist das ein Stückchen Abenteuer und Freizeit zugleich", sagt Karl-Heinz Paumen, "darin sind wir auch in der Fremde zu Hause."

Die Paumens sind Camper, seit sie zusammen sind: 1951 haben sie geheiratet, 1954 fuhr das junge Paar zum ersten Mal mit Motorrad und Seitenwagen in den Urlaub nach Holland — "mit dem Zelt, der ,Hundehütte'". Es folgten Reisen an den Bodensee, zum Lago Maggiore und an den Gardasee.

Über die Jahre sind Fahrten nach Dänemark, Finnland, Österreich, England, Irland oder Schottland dazugekommen — und weitere Wohnwagen. Für jedes Ziel kuppeln die Paumens verschiedene Wagen hinter ihre Autos: den Smutti, der vom Käfer der Familie gezogen wird, einen der Dethleffs, die robust sind und geeignet auch für den Urlaub im Winter oder eben den Westfalia.

Anne-Marie Paumen (79) liebt es über die Märkte im Ausland zu streifen und frische Zutaten zu kaufen. Gekocht wird auf dem kleinen Herd im Wohnwagen, abgewaschen und getratscht in der Spülküche auf dem Campingplatz. Auch die zwei Töchter und der Sohn sind vom Campingvirus infiziert.

Natürlich haben die Paumens im Laufe der Jahre Lieblingscampingplätze gefunden: Im Sommer fahren sie am liebsten nach Zoutelande, dort gibt es einen Platz direkt hinter den Dünen; im Winter zieht es sie ins Tannheimer Tal auf 1300 Meter Höhe.

Dort haben sie auch eine heikle Situation überstehen müssen. Auf der Heimfahrt aus dem Tannheimer Tal will Karl-Heinz Paumen beschleunigen, nachdem sie das Ortsschild passiert haben. Es gibt einen Ruck. "Plötzlich sehe ich, wie mich der Wohnwagen von hinten überholt", erzählt der 79-Jährige. Das Gefährt landet schließlich im Vorgarten eines Hauses. Alle Beteiligten kommen mit dem Schrecken davon. Repariert hat Karl-Heinz Paumen den Wagen selber: "Liegen geblieben sind wir noch nie!"

Mit ihrer Leidenschaft haben es die Paumens sogar ins Fernsehen geschafft. In der ARD-Doku "Von Balkonien nach Bella Italia" sind sie zu sehen. Noch einmal in diesem Jahr wird es die Paumens nach Zeeland ziehen. Urlaub in einem Hotel hat die Familie im Übrigen auch schon gemacht: "Dort hatten wir überhaupt keinen Spaß."

(NGZ)
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