Dormagen Weitere Nahversorger gesucht

Dormagen · Eine gute Nahversorgung wird vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft immer wichtiger, ist aber in Gohr oder Straberg auch in Zukunft wohl nicht gegeben. Die Wirtschaftsförderung setzt auf Bestell- und Lieferservices.

 Am Ortsrand von Stürzelberg entsteht unter anderem ein neuer Discounter.

Am Ortsrand von Stürzelberg entsteht unter anderem ein neuer Discounter.

Foto: H. Jazyk

Es tut sich was in Sachen Nahversorgung im Stadtgebiet: Vergangenen Freitag eröffnete der Rewe am Ortseingang in Delhoven (die NGZ berichtete). In Nievenheim nehmen die Pläne des Edeka-Betreibers Karl-Josef Knell weiter Gestalt an. "Wir warten derzeit auf die Genehmigung", gab er gestern an. An der Bismarckstraße 59 in Höhe der Salvator-Apotheke will er einen Lebensmittelmarkt eröffnen.

"Zum Zeitplan kann ich bisher noch nichts sagen", ergänzt Knell. Er rechne jedoch täglich mit der Genehmigung der Stadt Dormagen. Auch zum Sortiment des neuen Marktes macht er nur vage Angaben: "Es wird keine Überraschungen geben. Wir setzen auch dort auf Frische." Auch in Stürzelberg tut sich was: Der neue Lidl-Markt am Ortsrand ist samt Getränkemarkt schon gut zu erkennen.

"Insgesamt haben wir eine gute Nahversorgung", meint Wirtschatsförderin Gabriele Böse — "mit Ausnahmen". Gemeint sind vor allem Gohr und Straberg. Für Discounter oder Vollsortimenter sind die Orte zu klein. Grünen-Fraktionschef Info Kolmorgen brachte jetzt für Gohr den Anbieter tegut ins Gespräch. "Das Unternehmen unterhält auch Märkte mit Flächen, die andere Anbieter längst aufgegeben haben", sagt Kolmorgen. Das vor 60 Jahren gegründete Unternehmen aus dem hessischen Fulda hat mit dem "Lädchen für alles" ein neues Nahversorgungskonzept entwickelt, zu dem Supermärkte in sehr kleinen Ortschaften gehören.

Inzwischen gibt es in fünf Ortschaften mit nur rund 1000 Einwohnern Märkte zwischen 100 und 300 Quadratmetern Ladenfläche. "Wir haben ein funktionierendes Konzept gefunden", sagt Sprecherin Andrea Rehnert. Wichtig sei, dass die Bewohner nicht nur die vergessene Flasche Milch dort kauften, sondern ihre Wocheneinkäufe erledigten — anders ließe sich ein solcher Markt mit etwa 1500 gelisteten Produkten nicht wirtschaftlich betreiben. Außerdem seien die Lädchen nicht nur Supermarkt, sondern Dorfmittelpunkt, oft mit weiteren Dienstleistungen wie Post oder Geldautomat.

Als Lösung für Gohr kommt tegut aber nicht in Betracht. "Wir bewegen uns in einem Radius von 150 Kilometern rund um Fulda", sagt Andrea Rehnert. "In diesem Raum wollen wir expandieren." Eine Nachricht, die Ingo Kolmorgen nicht entmutigt: "Es kann auch ein anderer Anbieter sein. Den zu finden ist Aufgabe der Wirtschaftsförderung." Die sucht seit langem nach einer Lösung. "Aber selbst mobile und kleine Anbieter haben den Standort als ungeeignet empfunden", weiß Gabriele Böse. "Wir versuchen, über Bestell- und Lieferservices örtlicher Händler eine Lösung zu finden. Dass sich in Gohr oder Straberg ein Supermarkt niederlasse, sei aussichtslos.

(NGZ)
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