„Weidetiere Zons“ Dormagenerin sieht in Projekt eine Lebensaufgabe

Zons · Anita Rose-Schrills kümmert sich tagtäglich im Rahmen des Projektes „Weidentiere Zons“ aufopferungsvoll um über 60 gerettete und aufgenommene Tiere. Die Projektleiterin hat in naher Zukunft nur einen einzigen großen Wunsch.

 Anita Rose-Schrills kümmert sich seit vielen Jahren hingebungsvoll um sämtliche Tiere ihres Projektes „Weidetiere Zons“.

Anita Rose-Schrills kümmert sich seit vielen Jahren hingebungsvoll um sämtliche Tiere ihres Projektes „Weidetiere Zons“.

Foto: Heiko Lissy

Um zwei Uhr morgens startet Anita Rose-Schrills in den Tag und das 365 Tage im Jahr. Mit der Stirnlampe ausgerüstet fährt sie auf den Hof, füttert und verpflegt tagtäglich über 60 Tiere. Rose-Schrills ist seit vielen Jahren die Leiterin des Projektes „Weidentiere Zons“, eine letzte Anlaufstelle für Tiere, die vor der Schlachtung gerettet oder aus anderen Umständen befreit wurden.

Es begann alles im Jahr 2008: Die Tierliebhaberin, die damals schon in einem Verein tätig war, wurde zur Rettung von acht Ziegen gerufen und begann sich um diese zu kümmern. Als der Verein sich sieben Jahre später auflöste, nahm sie die „Zügel in die Hand“, schloss sich nach einigen harten Monaten dem Tierschutzverein Neuss an und leitet seitdem ihr eigenes Projekt. Das Arsenal an Tieren, um die sich Rose-Schrills und ihr neunköpfiges Team kümmern, ist riesig: Zwei Rinder, zwei Schweine, acht Schafe, 15 Ziegen, 14 Gänse, fünf Enten und zehn Hühner wollen täglich versorgt werden.

Die „Chefziege“, wie sich Anita Rose-Schrills selber liebevoll nennt, arbeitet zusätzlich neben ihrer ehrenamtlichen Arbeit mit den Tieren noch als Schulassistentin. Ein klassischer Tagesablauf: „Nach der Weidearbeit am Morgen fahre ich zu meiner Stelle als Schulassistentin, und als ‚Frau Bauernhof’, wie mich die Kleinen nennen, helfe ich ihnen durch den Schulalltag.“ Auch in der Schule seien die Tiere täglich Thema. „Ausflüge zu unserem Hof stehen natürlich auf dem Programm. Auch das eine oder andere Tier bringe ich dann mit in die Schule, sehr zur Freude von Lehrern und Schülern. Nach der Schule geht es dann in meinen eigenen Betrieb die ‚Zonser Fliesenzentrale’“. Dazu käme viel administrative Arbeit und regelmäßige Einsätze bei Notfällen.

„Tiere, die hier aufgenommen werden, sind aus einer Weitervermittlung raus“, macht sie deutlich. „Abgesehen von Hühnern, die wir aus der Massenhaltung bekommen und  hier aufpäppeln und die dann zu ihren neuen Besitzern gehen.“ Stille Rettungsaktionen liefen währenddessen meist im Hintergrund: „In den letzten beiden Jahren wurden Pfaue, unsagbar viele Hühner,  Minischweine, Schafe, Ziegen, Pferde, Esel und Rinder, also bis zu 300 Tiere, vermittelt.“ Hilfreich sei dabei „die langjährige enge Zusammenarbeit mit vielen Kontakten aus ganz Deutschland.“ Bei dem Projekt „Weidentiere Zons“ handelt es sich nicht um einen Kinderbauernhof oder einen Streichelzoo, doch nach Anmeldung dürfen Einzelpersonen, Familien, Schulklasse, Kindergärten oder Behindertengruppen die Tiere besuchen. „Wir sind eine Anlaufstelle für Tiere, die jedem von uns bekannt sind, über die aber niemand richtig Bescheid weiß. Hier können Menschen jeden Alters eine Selbsterfahrung machen. Ohne erhobenen Finger lernt man hier im Umgang mit den Tieren eine sehr schnelle Änderung der persönlichen Sichtweise. Das Stück Fleisch auf dem Teller bekommt ein Gesicht“, erklärt Rose-Schrills. „Zudem haben unsere Tiere ein Gespür für Menschen, die Probleme jeglicher Art haben und gehen gezielt auf sie zu. Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich der Mensch entspannt, wenn sich die Tiere unvoreingenommen näher und Kontakt aufnehmen.“

Der Arbeitstag der leidenschaftlichen Projektleiterin ist hart, doch sie weiß, wofür sie es macht: „Die Zeit, die ich in den frühen Morgenstunden bei den Tieren verbringe, die gibt mir so viel. Ich kenne jedes einzelne Tier und sie kennen mich. Die Tiere merken, wenn etwas nicht stimmt und geben einem Trost und Halt. Ich kann bei dieser Arbeit meinen Akku auffüllen.“ Seit Jahren hat Rose-Schrills jedoch einen großen Wunsch - die Zusammenarbeit mit einem Landwirt: „Da wir auf einem kleinen, nicht optimalen Gelände stationiert sind, suche ich seit Jahren einen Landwirt, der uns unterstützt“, führt sie aus. „Wir suchen jemanden, der uns leere Stallungen oder Weideflächen zur Verfügung stellt. Selbstverständlich gegen Bezahlung und Mitarbeit. Viele der Landwirte haben keinen Nachfolger und so wäre ihnen ja auch geholfen, quasi eine Co-Existenz.“

Das Projekt finanziert sich vollständig über Paten und Spenden, „abgesehen  davon, was jedes Team-Mitglied privat einfließen lässt.“ Die Arbeit auf dem Hof sei ein Knochenjob, mit kuscheln und streicheln sei es nichts getan. „So ein Hof macht unfassbar viel ‚Mist’, es ist Tag für Tag harte Arbeit. Den Tieren ist es egal, ob Heiligabend ist oder Minusgrade, sie wollen versorgt werden.“ Umso dankbarer ist sie daher für ihr kleines Team. „In Corona-Zeiten wechseln sich meine Helfer ab und übernehmen verschiedene Schichten, damit immer jemand da ist, falls andere in Quarantäne müssten. Normalerweise haben wir jeden Sonntag gemeinsam auf dem Hof verbracht und geackert. Die ‚Weidentiere Zons’ wurde für uns zu einem wundervollen Ort der Ruhe und Harmonie.“

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