Was tun nach einem Störfall Waschanlage für Chemie-Opfer

Was tun nach einem Störfall · Seit gestern steht auf dem Gelände der Dormagener Feuerwehr einer von landesweit fünf Containern, in dem Verletzte gereinigt werden können, die mit gefährlichen Stoffen in Berührung gekommen sind.

Seit gestern steht auf dem Gelände der Dormagener Feuerwehr einer von landesweit fünf Containern, in dem Verletzte gereinigt werden können, die mit gefährlichen Stoffen in Berührung gekommen sind.

Dormagen Störfall im Chempark: In einem Produktionsbetrieb ist die Filteranlage defekt, der Sicherheitsmechanismus hat versagt ­ und es tritt eine Wolke mit giftigen Feststoffen aus, die von der Haut aufgenommen werden und zu schweren Verletzungen führen können. "Bislang hatten wir in einer solchen Situation kaum eine Möglichkeit, schnell und zuverlässig vielen Menschen zu helfen”, sagt Christian Schröder,

Regierungsbranddirektor am Institut der Feuerwehr in Münster. Das soll sich durch ABV ändern, einen Abroll-Behälter zur Dekontamination von Verletzten im Wert von 1800000 Euro.

Was kompliziert klingt, funktioniert wie eine Waschstraße für Menschen, die mit gefährlichen Chemikalien, aber auch radioaktiv-verseuchten Stoffen in Kontakt gekommen sind. Auf einer Trage werden sie in einen großen Container gerollt, wo sie mit Spezial-Waschstoffen mit streng geheimer Rezeptur, die auch die Bundeswehr verwendet, eingeschäumt, mit einem Schwamm gereinigt und abgeduscht werden. "Dieser Container ist ein Meilenstein in der Geschichte des Katastrophenschutzes”, sagt Schröder.

Dass einer der ersten fünf AB Dekon-V, die im Zuge des NRW-Aktionsprogramms Katastrophenschutz im Land ausgeliefert werden, in Dormagen steht, ist kein Zufall. "Das hat nichts mit Ängsten hier vor Ort zu tun, wir sind seit 1917 ein Chemie-Standort und können damit gut umgehen”, sagt Bürgermeister Heinz Hilgers. Dazu gehöre aber zwingend, den Menschen die Wahrheit über die Risiken dieser Nachbarschaft zu sagen. "Alles andere ist auch gar nicht möglich, dafür leben hier in Dormagen viel zu viele Mitarbeiter der Chemie-Industrie mit dem entsprechenden Know-How, denen wir nichts vormachen können,” so Hilgers. Sicherheit sei gerade dort, wo die chemische Industrie stark sei, ein Standortfaktor im internationalen Wettbewerb, betont Landrat Dieter Patt.

Der neue Container, der im gesamten Kreis und darüber hinaus zum Einsatz kommen soll, sei ein wichtiger Baustein. Der Kreis hat einen Wechsellader angeschafft, mit dem die mobile Waschanlage transportiert werden kann.
Langfristig soll in jedem der 54 großen Städte und Kreise im Land ein AB Dekon-V stationiert werden. "Wir können terroristischen Bedrohungen, wie sie im Moment wieder ganz aktuell geäußert werden, nur bedingt präventiv begegnen, deshalb wollen wir für den Ernstfall gewappnet sein, auch wenn wir natürlich hoffen, dass dieser Container nie zum Einsatz kommen muss”, erklärt Manfred Palmen, parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium NRW. Je nach Art der Verletzung können in der Duschstraße bis zu 50 Menschen pro Stunde gereinigt werden. Dabei gehe es nicht nur darum, die Verletzten selbst von den gefährlichen Stoffen zu befreien, sondern auch um den Schutz des medizinischen Personals.
"Die Stationierung dieses Containers hier bei uns ist ein Vertrauensbeweis, der für unsere fachliche Qualifikation spricht”, sagt die Dormagener Feuerwehr-Chefin Sabine Voss. Die Löschzüge Dormagen-Mitte und Nievenheim würden in den nächsten Wochen beginnen, für den Notfall zu trainieren. Durch diese Spezial-Ausrüstung erhoffe sie sich auch einen Schub für das ehrenamtliche Engagement der Feuerwehrleute in Dormagen, weil neue spannende Herausforderungen auf die Einsatzkräfte zukämen.

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