Dormagen Warum ein Grieche Deutscher wurde
Dormagen · Nektarios Papadimitriou ist einer von hundert Menschen, die jedes Jahr in Dormagen eingebürgert werden. Für den gebürtigen Kölner hatte dies auch pragmatische Gründe: Es war umständlich, den griechischen Pass zu verlängern.
Die deutsche Staatsbürgerschaft gab es für Nektarios Papadimitriou zum Geburtstag. Die Freunde hatten sich schon angekündigt, doch vorher wollte der Dormagener noch schnell seine Einbürgerungsurkunde im Rathaus abholen. Eine halbe Stunde dauerte die kleine Zeremonie mit dem Eid auf das Grundgesetz. Dann war Papadimitriou das, was er gefühlt bereits sein ganzes Leben lang ist: Deutscher.
Geboren ist Nektarios Papadimitriou 1976 in Köln, aus seiner Stimme hört man heraus, dass er im Rheinland aufgewachsen ist. Seine Eltern sind nach Deutschland eingewandert, sein Vater arbeitete bei Bayer. Ende der 1960er Jahren entschieden sie sich, dauerhaft in der Bundesrepublik zu bleiben. Für Nektarios Papadimitriou ist Griechenland weit weg. Das letzte Mal war er 1989 dort. Unter anderem, weil er den Wehrdienst verweigerte. Seine Sprachkenntnisse seien eher unterdurchschnittlich, wie er sagt. Dass er sich dazu entschlossen hat, Deutscher zu werden, hatte vor allem pragmatische Gründe. Irgendwann wurde es ihm zu lästig, alle fünf Jahre nach Düsseldorf zu fahren, um im griechischen Konsulat seinen Reisepass gegen eine Gebühr von rund 80 Euro verlängern zu lassen.
Nektarios Papadimitriou ist einer von rund einhundert Menschen, die sich pro Jahr in Dormagen einbürgern lassen. Nach Statistiken von IT.NRW waren es 2012 106 Personen. Seit zehn Jahren ist das Niveau nahezu gleich. Mit Blick auf NRW vertritt Papadimitriou die drittgrößte Nationen-Gruppe. Von den 30 282 Menschen, die 2012 eingebürgert wurden, hatten 1230 einen griechischen Pass. Die mit Abstand größte Gruppe hatte zuvor die türkische Staatsangehörigkeit (11 985).
Der Aufwand, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen, war aus Papadimitrious Sicht relativ hoch. Er habe unter anderem eine beglaubigte Geburtsurkunde, Auszüge aus dem Stammbuch, Lohnabrechnungen und einen Lebenslauf einreichen müssen. Die Urkunde hat 255 Euro gekostet. Einen Einbürgerungstest musste er nicht absolvieren, da er sein Abitur in Deutschland gemacht hat.
Anders war dies bei Argjentina Kraniqi Spahija. Die Dormagenerin ist im Kosovo geboren und hat zudem in der Schweiz gelebt. "Ich habe mich an drei Abenden nach der Arbeit auf den Test vorbereitet", sagt die 24-Jährige. Sie habe dies als hilfreich empfunden, da sie in der Schule keine deutsche Geschichte behandelt hat. Im Gegensatz zu Papadimitriou, der vor seiner Einbürgerung bereits EU-Bürger war, bedeutet der deutsche Pass für die Steuerfachangestellte eine große Erleichterung: Sie kann nun ohne größere Einschränkungen reisen. Mit dem kosovarischen Pass war ihr die Einreise in Länder verwehrt, die den Balkan-Staat nicht anerkennen – wie zum Beispiel Spanien.
Seit drei Wochen ist Papadimitriou offiziell Deutscher. Seinen Pass oder Personalausweis musste er noch nicht vorzeigen. "Wahrscheinlich ist das bei einer Polizeikontrolle das erste Mal der Fall", sagt der 37-Jährige, der als Außendienstmitarbeiter sehr viel Auto fährt. Wie er den Begriff Heimat definieren würde? "Heimat ist da, wo ich mich wohlfühle. Und das ist Deutschland", sagt Papadimitriou. Mit einer kleinen Einschränkung: "Nach Bayern würde ich nicht ziehen."