Besonderheit in Dormagen Waisenfohlen Christa findet eine neue Mutter

Dormagen · Die Stute California vom Bergerhof in Broich hat das Waisenfohlen Christa als ihr Fohlen angenommen – eine Besonderheit.

Stute California mit ihrem Fohlen Centuria (l.) und dem angenommenen Waisenfohlen Christa auf der Weide des Bergerhofes in Broich.

Stute California mit ihrem Fohlen Centuria (l.) und dem angenommenen Waisenfohlen Christa auf der Weide des Bergerhofes in Broich.

Foto: on

Die Stute California vom Bergerhof in Broich hat das Waisenfohlen Christa als ihr Fohlen angenommen — eine Besonderheit.

Klaus Schleifer züchtet seit über fünf Jahrzehnten auf dem familieneigenen Bergerhof in Gohr-Broich Pferde, aber ein solches Phänomen hat er noch nicht erlebt. Und auch für Tierarzt Bernard Loer ist dieser Fall eine Premiere. Die beiden Pferdefachleute stehen staunend vor der Pferdebox der Stute California. Denn neben der großen Fuchsstute steht nicht ein Fohlen, sondern gleich zwei. Und es sind nicht etwa Zwillinge, die bei Pferden sehr selten sind und meistens nicht beide überleben. "Das war dramatischer", sagt Klaus Schleifer.

Der 70-Jährige hatte vier Zuchtstuten mit Fohlen, darunter auch California mit ihrem braunen Stutfohlen Centuria. Und Celine, die ebenfalls ein Stutfohlen namens Christa bei Fuß hatte. Doch vor knapp drei Wochen, als Christa zwei Wochen alt war, musste Schleifer seine Stute Celine einschläfern lassen. "Dünndarmverdrehung", erklärt Veterinär Loer, der in Anstel eine eigene Praxis führt. Er konnte der Stute nicht mehr helfen. Während der letzten Atemzüge der Stute legte sich Fohlen Christa neben seine sterbende Mutter. "Das war so rührend, wir hatten alle einen dicken Kloß im Hals", sagt Loer.

Danach blieb es dramatisch: "Die Kleine wollte die Flasche einfach nicht", erzählt Schleifer. Der passionierte Pferdeliebhaber grübelte verzweifelt, wie er das Leben von Christa retten könnte. So genannte Ammenstuten gibt es zwar, werden sogar in Börsen vermittelt, doch eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. "Wir haben es zunächst ganz vorsichtig mit unseren Stuten probiert — und Christa ist direkt zu California gelaufen", sagt Schleifer. "California hat sie schnell trinken lassen". Dem Broicher fiel ein Stein vom Herzen.

Vor vielen Jahren verlor er schon eine Stute, deren Fohlen daraufhin nicht überlebte. "Danach habe ich einige Jahre nicht gezüchtet", erinnert sich der 70-Jährige, der einst als Springreiter und heute als Trainer erfolgreich ist. Zwar war die fünf Wochen ältere Centuria zunächst wenig begeistert von der neuen "Stiefschwester", doch inzwischen toben die beiden auf der Weide. "Anfangs haben wir das Trio von den anderen Stuten und ihren Fohlen getrennt gehalten, um Stress zu vermeiden, aber inzwischen sind sie wieder in der Herde."

Christa, deren Name Klaus Schleifer bei ihrer Geburt plötzlich eingefallen ist, weicht ihrer neuen Mutter nicht von der Seite. "Das war natürlich ein traumatisches Ereignis für das so junge Fohlen", weiß der Tierarzt. Weil die Mutterstute mit ihren schätzungsweise rund 20 Litern am Tag nicht genug für zwei hungrige Fohlen geben kann, werden die beiden zugefüttert. "Einen solchen Fall habe ich noch nie selbst erlebt", sagt Tierarzt Loer, "das ist schon sehr emotional". Hätte California das Waisenfohlen nicht angenommen, wäre das wohl das Todesurteil für Christa gewesen.

Damit das Trio genug Platz hat, machte Klaus Schleifer aus zwei Boxen eine große, mit einem speziellen Trenngitter, durch das die Fohlen hindurch kommen, die Stute nicht. Centuria und Christa liegen aber gemeinsam im Stroh, während California über beide wacht.

Im Herbst werden Christa und Centuria "abgesetzt", von ihrer Mutter getrennt, und sie werden dann ihre "Flegeljahre" mit anderen jungen Pferden in der Herde auf der Weide verbringen. "Wenn Christa drei Jahre alt ist, werden wir weiter sehen, vielleicht wird sie ein tolles Springpferd", ist Klaus Schleifer schon gespannt.

(NGZ)
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