Dormagen "Wahrzeichen" von Delrath abgerissen

Dormagen · Der Ex-RWE-Gaskessel am Zinkhüttenweg in Delrath ist Vergangenheit. Das Gelände soll vermarktet werden.

Rund 25 Jahre stand der riesige weiße Gaskessel am Zinkhüttenweg, jetzt ist er verschwunden. Die RWE-Tochter Innogy hat den Abriss vornehmen lassen und damit das "Wahrzeichen" von Delrath, auf das viele Bürger nicht besonders stolz waren, verschwinden lassen. Es ist den Autofahrern, die von der Bundesstraße 9 in das Gewerbegebiet eingebogen sind, sofort ins Auge gefallen, so stark prägte der ehemals 15 Millionen Kubikmeter Flüssiggas fassende Speicher die Umgebung. Wie geht es jetzt weiter? Fragt man die städtische Wirtschaftsförderung, so ist deren Haltung: "Wir freuen uns über jede Fläche in jeder Größenordnung, die wir in unserem Portfolio dazu bekommen."

Hier stand bis vor kurzem der Kessel. Auf diesem Gelände wünscht sich die Stadt Gewerbeansiedlung.

Hier stand bis vor kurzem der Kessel. Auf diesem Gelände wünscht sich die Stadt Gewerbeansiedlung.

Foto: woi

Im vergangenen Jahr war die 2012 um fünf Jahre verlängerte Betriebserlaubnis für den Tank abgelaufen, der seit Jahren nicht mehr in Betrieb gewesen ist. Seine Errichtung hatte seinerzeit für Proteste bei den Delrathern und für Ängste gesorgt, weil viele in dem Tank eine große mögliche Gefährdung gesehen haben.

Insbesondere der Bau der Glasschaumfabrik des Schweizer Unternehmens Misapor (das Werk wurde 2013 nach nur zwei Jahren Betrieb geschlossen) in unmittelbarer Nähe hatte für Unmut gesorgt: Gas, Feuer - verständlicherweise schürte diese Kombination Ängste. "Die Glasaufbereitung direkt neben dem Gastank - wir hatten schon ein mulmiges Gefühl", erklärte damals ein Anwohner. 14 Millionen Kubikmeter auf minus 165 Grad gekühltes Erdgas fasste der Tank. Bis Mitte 2011 wurde der Rohstoff abgepumpt, der Tank sollte laut Bezirksregierung stillgelegt werden.

Der Energieriese RWE hatte im März 2012 den "weißen Riesen" an seine Tochter Innogy verkauft. Weil klar war, dass der Speicher nicht mehr weiter genutzt werden sollte, suchte Innogy wieder einen Käufer und fand ihn schließlich in IPPE Dormagen LNG Development GmbH mit Sitz in Bitterfeld, einer Zweigstelle der "International Process Plant" mit Hauptsitz in New Jersey. Das Grundstück blieb aber im Besitz der RWE-Tochter. Die damalige Geschäftsführerin Regina Zarmer gab an, verschiedene Optionen prüfen zu wollen, unter anderem eine Befüllung mit Biogas. Dazu kam es aber nicht. "Die Anlage wurde im Jahr 2012 ordnungsgemäß außer Betrieb genommen", sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung vor einem Jahr. "Damit ist die Genehmigung erloschen. Für eine erneute Inbetriebnahme ist vorher eine Neugenehmigung erforderlich. Bei einer erneuten Beantragung wäre ein Genehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung vorzunehmen. Für ein solches Verfahren wäre mein Haus zuständig. Ein solcher Antrag liegt hier nicht vor." IPPE hatte offenbar ohnehin vor, den Gasspeicher direkt weiter zu verkaufen, was aber nicht gelang. Danach ging es darum, den Speicher zurückzubauen oder abzureißen. Und Letzteres ist nun passiert.

Für die städtische Wirtschaftsförderung ist es jetzt spannend, wie Innogy reagiert: Wenn das Unternehmen das Areal als Gewerbefläche vermarkten will, dann muss es, so erklärt Wirtschaftsförderer Michael Bison, erst eine Änderung des Bebauungsplans beantragen. Denn das Gebiet ist derzeit mit der Sondernutzung "Gas" belegt. Das Innogy-Gebiet grenzt direkt an das "Super-Areal" des Silbersees. Dort hat Bison eine verstärkte Aufmerksamkeit bei potenziellen Interessenten festgestellt, und zwar "seit das Silbersee-Thema stärker in der Öffentlichkeit ist".

(schum)
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