Dormagen Vorstand arbeitet Kolmorgen-Fall auf

Dormagen · Ein halbes Jahr dauerte die Aufräumarbeit bei der Deutsch-Hispanischen Gesellschaft, um die Veruntreuung ihres Ex-Präsidenten Ingo Kolmorgen zu bewältigen. Die exakte Schadenshöhe wird wohl nie ermittelt werden können.

 Der neue Vorstand der Deutsch-Hispanischen Gesellschaft, v.l. Sigrid Scheuss, Marita Geisler, Vorsitzende Bärbel Hoffmann, Wolfgang Geisler, Lucie Heydt, Hans-Peter Dresen, Agnes Meuther.

Der neue Vorstand der Deutsch-Hispanischen Gesellschaft, v.l. Sigrid Scheuss, Marita Geisler, Vorsitzende Bärbel Hoffmann, Wolfgang Geisler, Lucie Heydt, Hans-Peter Dresen, Agnes Meuther.

Foto: Linda Hammer

Tapitas und Rotwein auf den gedeckten Tischen erinnern an die spanische Partnerstadt Toro, die Stimmung ist heiter — äußerlich gibt es keine Hinweise auf die schwere Krise, die die Deutsch-Hispanische Gesellschaft getroffen hat.

Die wird erst beim Bericht von Schatzmeister Hans-Peter Dresen deutlich. Sein Vortrag ermöglicht einen Einblick in die Dimension der Veruntreuung von Geldern durch den Ex-Präsidenten und kommissarischen Schatzmeister Ingo Kolmorgen. Demnach hat Kolmorgen der DHG gegenüber schriftlich die Veruntreuung von 32 000 Euro eingeräumt, die im August vergangenen Jahres aufgeflogen war. Im Herbst zahlte der Ex-Präsident dann in neun gleich großen Raten 27 000 Euro zurück. Offen bleiben diese Differenz sowie weitere 9972,71 Euro, an denen sich Kolmorgen offenbar auf einem Konto der VR Bank bedient hatte.

"Wir hatten riesiges Glück, dass auf einem anderen Konto beantragte Zuschüsse noch nicht eingegangen waren", sagt Geschäftsführerin Lucie Heydt. Der anwesende Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann erklärt, wie dramatisch die Lage im Herbst war: "Das Finanzamt wollte der DHG wegen der Zweckentfremdung von Geldern die Gemeinnützigkeit aberkennen." In die Prüfphase fielen dann die Rückzahlungen Kolmorgens. Seit Januar sind allerdings keine weiteren Gelder eingegangen. Der Verein überlegt jetzt, ob er mit Blick auf die Einhaltung von Verjährungsfristen Kolmorgen verklagt. Mit einem Verfahren seitens der Staatsanwaltschaft muss Kolmorgen ohnehin rechnen, die festgestellt hat, dass der Vorgang ohne Schadenswiedergutmachung abgeschlossen wurde. "Das wirkt sich nicht vorteilhaft auf die Strafzumesssung aus", so Oberstaatsanwalt Ralf Herrenbrück.

Schatzmeister Dresen, der die bei seiner Amtsübernahme im vergangenen August vorgefundene Situation als "nicht einfach" bezeichnete, sagt, dass er lediglich für den Zeitraum bis heute einen "verbindlichen Kassenbericht" abgeben könne. Seine Recherche ergibt rund 70 Kontobewegungen im Zusammenhang mit dem Namen Kolmorgen, die aber nichts mit dem Verein zu tun gehabt hatten. Immer wieder gab es Barabhebungen und -einzahlungen. Einmal über eine Summe von 67,09 Euro — "das Geld muss er wohl an einem Münzzählautomaten aufs Konto eingezahlt haben", vermutet Dresen. Er habe zwar Kontobewegungen verfolgen können, für die es aber "keine Belege gibt". Auch gab es zu diesem Zeitpunkt keine aktuelle Mitgliederliste.

Durch die Rückzahlungen Kolmorgens sowie die große Hilfsbereitschaft, zum Beispiel von Unternehmen, ist die Kassenlage der DHG jetzt stabil, der Kontostand beträgt aktuell rund 26 000 Euro. Dementsprechend positiv blicken die 71 Mitglieder nach vorne, von denen 15 zur Versammlung ins Historische Rathaus gekommen sind. Personell setzt die DHG auf Kontinuität: Als Präsidentin wird Bärbel Hoffmann einstimmig wiedergewählt, die die DHG in unruhigem Fahrwasser übernommen hat. Gleiches gilt für Schatzmeister Hans-Peter Dresen. Beisitzerin bleibt Agnes Meuther, neu hinzu kommt Marita Geisler.

(NGZ)
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