Beratung für Senioren Vorsicht bei Rad und Rollator

Beratung für Senioren · Die Seniorenberater bei der Dormagener Polizei haben sich seit zwei Jahren gut bewährt. Schwerpunkte sind Trickdiebstahl und Verkehrsaufklärung insbesondere bei Radfahrern.

 Polizei und Seniorenberater sprechen ältere Menschen in der Fußgängerzone an. Alfred Erich (2. v l.) und Berater Heinz Krosch informieren Christa Behmerborg (l), Käthe und Josef Sterzig über das richtige Verhalten mit Rollator: Nie die Tasche vorne im Korb lassen — Diebstahlgefahr.

Polizei und Seniorenberater sprechen ältere Menschen in der Fußgängerzone an. Alfred Erich (2. v l.) und Berater Heinz Krosch informieren Christa Behmerborg (l), Käthe und Josef Sterzig über das richtige Verhalten mit Rollator: Nie die Tasche vorne im Korb lassen — Diebstahlgefahr.

Foto: H. Jazyk

Es klingelt im fünften Stock eines Mehrfamilienhauses in Horrem. Die allein stehende Witwe gesetzteren Alters schaut durch den Spion. Eine junge Frau, südländischer Typ, mit orange gefärbten Haaren und weitere vier Gestalten stehen vor der Tür, wollen angeblich Staubsauger verkaufen... "Da gehen alle Warnlampen an", sagt Kurt Koenemann, Chef der Dormagener Polizeiwache. Vor ihm sitzt ein Dutzend ältere Menschen, die seit gut zwei Jahren Senioren zuhause aufsuchen und in Altenstuben gehen, um vor solchen Trickdieben zu warnen. "Kein gestellter Fall", so Koenemann, "Realität in diesen Tagen." Übrigens: Die Seniorin hatte die Kette vorgelegt und nicht aufgemacht — ein vorbildliches Verhalten.

Und so reagieren immer mehr ältere Bürger in Dormagen, haben Koenemann und sein Kollege Alfred Erich festgestellt. Großen Anteil daran haben die Seniorenberater, verdiente Männer und Frauen aus allen Stadtteilen, die Vertrauen erwecken, und die im Ort bekannt sind. Der Erfolg der Seniorenberater schlägt sich in der Statistik nieder: "Nirgendwo im Rhein-Kreis Neuss sind die Trick-Delikte so stark zurück gegangen wie in Dormagen", sagt Koenemann. Jeder fehlgeschlagene Versuch ist ein Triumph für den Bürger. So wie jener Senior, der den mutmaßlichen Trickdieb, der um 20 Euro für ein Essen an der Wohnungstüre bettelte, spontan zum Essen einlud, ihn dabei keine Sekunde außer Acht ließ — und sich ins Fäustchen lachte. Der Erfolg spricht sich herum. Landrat Dieter Patt will dieses Dormagener Modell jetzt kreisweit einführen.

Dafür bereitet Koenemann und Erich ein anderer Bereich große Sorge: das Verkehrsverhalten vieler Senioren. "Wir sehen mit Schrecken, dass immer mehr ältere Menschen — insbesondere Radfahrer — in Unfälle verwickelt sind." Zwei Radfahrer ließen im vergangenen Jahr auf Dormagener Straßen — in Hackenbroich und an der Haberlandstraße — ihr Leben. "Hätten sie einen Helm aufgesetzt, wären sie noch am Leben", ist Koenemann sicher. Seiner Auffassung nach gehören Helm und Fahrrad "untrennbar zusammen" — insbesondere bei Kindern und alten Menschen, die unsicher sind.

Doch das ist nicht das einzige: Bei vielen Senioren ist die Reaktionszeit deutlich verlängert, sie fahren so langsam, dass sie drohen umzufallen, einige können sich nicht mehr richtig umschauen... "Und viele sind uneinsichtig, wenn wir sie darauf ansprechen", berichtet Heinz Krosch, einer der Seniorenberater. Dagmar Drossart hält dem entgegen, das gerade für ältere Menschen das Radfahren als gesundheitsfördernd empfohlen wird. Wie dem auch sei — die Statistik spricht eine eindeutige Sprache: "Wir verzeichnen in Dormagen wesentlich mehr Unfälle mit Radfahrern und älteren Menschen als im übrigen Kreis", sagt Koenemann Und das bedeutet viel Kleinarbeit für die Seniorenberater. Auch zum Beispiel bei Tipps im Umgang mit dem Rollator: Immer noch liegen die Handtaschen mit dem Portemonnaie oftmals offen im Korb und sind für entsprechende kriminelle Interessenten schnell zu greifen.

Ein weiteres großen Problem bei den Senioren ist der Umgang mit Scheck- und/oder Kreditkarten. Mancher ältere Bürger gibt Karte und PIN-Nummer aus der Hand und lässt sich so Geld vom nächsten Automaten holen. Eine Beraterin berichtet, dass ihr das auch angeboten worden sei. Koenemann warnt: "Niemals die Karten oder PIN Nummer herausgeben oder annehmen. Das kann fatale Folgen haben." Der Karteninhaber riskiert, dass unter Umständen unbemerkt sein Konto leergeräumt wird. Derjenige, der das Geld holt, läuft Gefahr, dass es zu Ärger über das Abheben kommt.

Wenn die Karte gestohlen oder verloren wird, muss natürlich die Karte gesperrt werden (Telefon 116). Aber damit ist es nicht getan. Koenemann: "Das Lastschrift-Einzugs-Verfahren wird damit nicht erfasst. Und das bieten immer mehr Geschäfte." Daher: Sofort die Polizei verständigen, denn nur sie kann dieses Abheben unterbinden und das so genannte "Kuno" sperren.

Zur Sache Nachbarn

(RP)
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