Dormagen Viele Dormagener stornieren ihre Urlaubsreise in die Türkei

Dormagen · Die politischen Unruhen in der Türkei, nach einer alltours-Studie 2014 zweitliebstes Reiseland der Deutschen nach den Balearen, schrecken ab. "So viele Umbuchungen wie in diesem Jahr hatten wir noch nie", sagt Patrick Ohligschläger vom TUI-Reisecenter an der Kölner Straße. Ein Kunde habe dieser Tage noch drei Stunden vor Abflug seine Reise in die Türkei storniert. 16, 18 Kunden gleichzeitig drängten sich in der vergangenen Woche im Laden, alle auf der Suche nach einem neuen, vermeintlich sicheren Urlaubsziel.

 Urlaubs-Experte Patrick Ohligschläger rät in Sachen Türkei-Urlaub "weder zu noch ab", sagt er.

Urlaubs-Experte Patrick Ohligschläger rät in Sachen Türkei-Urlaub "weder zu noch ab", sagt er.

Foto: G. Salzburg

Bei vielen Dormagenern herrscht kurz vor dem Urlaubsbeginn blanke Angst. In etlichen Reisebüros der Stadt drängen sich Familien, die ihren Türkei-Urlaub umbuchen oder stornieren wollen. "Griechenland war wegen der Flüchtlingskrise letztes Jahr total raus und ist jetzt wieder im Rennen", so Ohligschläger. Umbuchungen sind in der Regel kostenpflichtig, wenn sie nicht mindestens 30 Tage vor Reiseantritt erfolgen. Wer seine Reise komplett storniert, zahlt zwischen 25 und 80 Prozent des Reisepreises. Die Türkei macht da keine Ausnahme. "Solange keine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für die Türkische Riviera vorliegt, haben die Reiseveranstalter keine Veranlassung, eine kostenlose Stornierung anzubieten." Kulantere Regelungen gebe es für Reisen nach Istanbul oder Ankara. Nicht alle wollen das verstehen, "wir wurden regelrecht beschimpft".

Die Suche nach kurzfristigen Alternativen gestaltet sich schwierig. In Spanien geht fast nichts mehr, weil die Flüge ausgebucht sind. Hinzu kommt, dass kein anderes Reiseland so viel Leistung fürs Geld bietet wie die Türkei. Das weiß Claudia Reuter vom Reisebüro Spiekermann in der Innenstadt. Anbieten könne sie "spontan noch alles, es ist aber eine Frage des Preises". Griechenland und Bulgarien liegen bei ihr im Trend, Nordafrika hingegen mit den Traumstränden in Tunesien sei "touristisch tot" - auch dorthaben Anschläge das Image einer vor Jahren boomenden Region beschädigt. Im eigenen Land bleiben? "Davon nehmen die meisten Abstand, weil Urlaub in Deutschland sehr teuer ist", sagt Reuter, und ergänzt, dass "das Geschäft im Moment sehr beratungsintensiv" sei, die Kunden extrem verunsichert. Manch Reiselustigen schrecken Militärputsch und Ausnahmezustand in der Türkei offenbar nicht. Ohligschläger hat gerade einen Cluburlaub in Side verkauft - auf ausdrücklichen Wunsch der Familie. Zwischen der Hauptstadt Ankara und der Ferienregion bei Antalya liegen 500 Kilometer. Dieter Brosseit hingegen vom gleichnamigen Reisebüro in Nievenheim berichtet von einem Paar, das aus Sicherheitsbedenken seinen Türkeiurlaub storniert hat, um Richtung Bayern zu fahren.

(NGZ)
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