Bildung in Dormagen VHS macht Alphabetisierung zum Schwerpunkt

Dormagen · Die VHS will künftig noch mehr sogenannte bildungsferne Menschen erreichen.Alphabetisierung oder Deutsch für Muttersprachler sind Schwerpunkte. Aber auch strukturelle Veränderung wird es geben.

 Kultur-Fachbereichsleiterin Ellen Schönen-Hütten (l.) und die neue VHS-Leiterin Heidi Markus vor dem Dormagener Kulturhaus.

Kultur-Fachbereichsleiterin Ellen Schönen-Hütten (l.) und die neue VHS-Leiterin Heidi Markus vor dem Dormagener Kulturhaus.

Foto: Klaus D. Schumilas kds

Hundert Jahre Volkshochschule in Deutschland, 60 Jahre in Dormagen – reichlich Gründe, um zu feiern, die Dormagener zu beschenken, aber auch um sich auf den Weg zu Neuem zu begeben. Die VHS will künftig noch mehr sogenannte bildungsferne Menschen erreichen, und sie wird eine strukturelle Veränderung vornehmen: Ab nächstem Jahr wird es ein Jahres- anstelle der bisher üblichen zwei Semester-Programme geben. „Die Kunden, aber auch wir können besser planen und Themen kontinuierlich laufen lassen“, sagt Leiterin Heidi Markus.“ Vielleicht sogar bald ohne die obligatorische Sommerpause.

Mit 5800 Teilnehmenden in 560 Kursen behauptet sich die Volkshochschule als (Weiter-)Bildungseinrichtung Nummer eins in Dormagen, und das soll nach dem Willen von Kultur-Fachbereichsleiterin Ellen Schönen-Hütten auch so bleiben. „Daran arbeiten wir engagiert“, sagt sie und hat mit den Mitarbeiterinnen ein Feld festgelegt, das künftig noch intensiver bestellt werden soll: Es geht um Menschen, die Deutsch als Zweitsprache lernen wollen, aber auch um Muttersprachler, die Probleme haben, und Analphabeten. „Bildungsfern“ heißt es gerne. Sie zu erreichen und für die vielfältigen Angebote zu gewinnen, ist das Kernproblem, weiß Schönen-Hütten. Aber wie? Netzwerk ist ein Schlüsselbegriff. „Der Nachbar, der weiß, dass es da jemanden gibt, der mit Sprache ein Problem hat und ihn auf unsere Angebote hinweist“, sagt Schönen-Hütten. Aber auch Caritas, Awo, Tafel & Co. sollen dabei helfen. Der unerwartete Erfolg des kommunalpolitischen Praktikums, an dem viele Jugendliche teilnahmen, nachdem sie persönlich angesprochen worden sind, könnte Hinweise liefern, wie man es manchen könnte.

Die spezifischen Angebote im künftigen Programmheft sollen in leichter Sprache formuliert werden, ein Projekt, das schon auf der Homepage der Stadt umgesetzt worden ist. Dafür wird dann erneut die Kooperation mit der Lebenshilfe und dessen Büro für „leichte Sprache“ in Anspruch genommen. Ein wichtiger Aspekt ist auch Bewerbungstraining für junge Menschen mit Hauptschulabschluss. „Dass es das auch bei uns gibt, dafür müssen wir mehr werben“, sagt Markus.

Heidi Markus, die am Jahresanfang aus Fürth nach Dormagen gewechselt ist und sehr begeistert ist von ihrer ersten Stelle in einem reinen Frauen-Team, hat nach internen Umorganisationen beim Zuschnitt der Programmbereiche noch viel vor. Es geht um die Betonung der Regionalität bei den Angeboten, um mehr Service – zum Beispiel ein EC-Automat im Haus – und eben um die neue Art des Jahresprogramms. „Menschen in Lohn und Brot bringen, dafür sind wir auch da“, sagt sie, „aber das ist noch nicht so bekannt“. Es geht um Übergänge vom Studium in den Beruf oder vom Beruf in die Rente – entsprechende Kurse und Vorträge mit kompetenten Referenten sollen dabei Hilfestellungen leisten. Markus: „Veränderung ist das Thema der Volkshochschule.“

Trotzdem bleibt es bei den Klassikern, die stark nachgefragt sind: Näh-Kurse boomen, Yoga-Kurse sind voll belegt, und auch Business-English ist überaus beliebt. Wer nichts zahlen möchte, muss in einer Generationen-Kombi kommen: zum Yoga am Samstag, zum gemeinsamen Nähspaß oder zum „Süppchen-Seminar“.

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