Dormagen Verständnis für Halloween fehlt

Dormagen · NGZ-Mobil auf dem Wochenmarkt: Bei den Dormagenern stehen das Totengedenken, Allerheiligen und St. Martin im Vordergrund. Halloween hat vor allem bei Jugendlichen eine Bedeutung.

 Halloween oder Allerheiligen? Gruselparty oder christliche Tradition? Die NGZ-Redakteure Chris Stoffels (l.) und Jens Krüger (M.) im Gespräch mit Josef und Margret Steiner sowie Gertrud Böhler (r.).

Halloween oder Allerheiligen? Gruselparty oder christliche Tradition? Die NGZ-Redakteure Chris Stoffels (l.) und Jens Krüger (M.) im Gespräch mit Josef und Margret Steiner sowie Gertrud Böhler (r.).

Foto: Hans Jazyk

Halloween? "Eine amerikanische Modewelle, die hier nichts zu suchen hat", sagt Josef Steiner. Für ihn ist der Monatswechsel Oktober/November mit Reformationstag und Allerheiligen als Beginn der stillen Feiertage verbunden, des Totengedenkens, der Einkehr. So auch für Theo Lang: "Ich denke an Teile meiner Familie, die in den letzten Kriegstagen von einer Fliegerbombe an der Sasser Straße getötet wurden." Für Halloween hat er kein Empfinden.

Die Mehrheit der Bürger bei der Aktion "NGZ Mobil" auf dem Wochenmarkt am Freitag in der Dormagener Innenstadt feiern das Wochenende für sich — und still mit der Familie. "Wir gehen traditionell auf die Friedhöfe", sagt auch Professor Heiner Springer; er hat gerade das Grab seiner vor wenigen Monaten verstorbenen Frau, der Museumsleiterin Helene Blum-Spicker, besucht. "Es ist die Zeit der inneren Einkehr, des Gedenkens an die Verstorbenen."

"Zeit der inneren Einkehr"

Auch nicht alle Jugendlichen sind jeck auf Verkleidung, möglichst entstellende Masken und beleuchtete Kürbisse: "In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es kaum Halloweenfeiern", sagt Julia Hopp (18). In ihrer Clique werden lieber Geburtstage gefeiert. Halloween sei zu künstlich und amerikanisch. Ähnlich sieht es Katharina Höhne, die bei der Sparkasse Neuss arbeitet: "Allerheiligen gehen wir auf den Friedhof und machen keine Party."

Spezielle Erfahrungen mit Halloween hat Stadtmarketingleiter Guido Schenk von der Stadtmarketing- und Verkehrsgesellschaft (SVGD) gemacht: Zerstörte Werbeflächen, demolierte Bushaltestellen, Schmierereien an den Wänden — "das alles muss doch nicht sein". Schenk: "Ich habe nichts dagegen, wenn Jugendliche feiern, aber es sollte nicht wie in den vergangenen Jahren ausarten." Auch Gertrud Böhler (75) meint: "Halloween — das ist doch nicht unsere Kultur." Sie glaubt allerdings, dass insbesondere ältere Menschen dieser Meinung sind. Das meint auch Horst Upadek: "Für die Jugend ist Halloween natürlich interessant, die Geselligkeit, die Partys." Er selbst kann mit den Kürbisfeierlichkeiten wenig anfangen — auch wenn er selbst Halloween im Rahmen einer Reise nach New York ("da gab es das World Trade Center noch") und San Francisco schon mit erlebt hat.

Doch es gibt auch Menschen, die sich auf die Gruselpartys schon so richtig freuen. "Bei mir kribbelt es schon den ganzen Tag", bekennt Karin Voss. Die 71-jährige Hamburgerin ist zu Besuch in Dormagen und besteht auf der Halloween-Party am Abend. "Das gehört bei uns einfach dazu", sagt sie.

In der Hansestadt ist dagegen das katholische Allerheiligen weitgehend fremd.

(NGZ)
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