Abschlussveranstaltung der "Festlichen Tage Alter Musik" Vermächtnis Bachs facettenreich intoniert

Knechtsteden. Sicherlich eine der imposantesten Mess-Kompositionen der Musikgeschichte überhaupt stand jetzt auf dem Programm der Festlichen Tage Alter Musik in der Klosterbasilika in Knechtsteden. Zum Abschluss der einwöchigen Konzertreihe hatten Hermann Max und seine Ensembles "Rheinische Kantorei" und "Das Kleine Konzert" die Messe in h-moll von Johann Sebastian Bach einstudiert.

Knechtsteden. Sicherlich eine der imposantesten Mess-Kompositionen der Musikgeschichte überhaupt stand jetzt auf dem Programm der Festlichen Tage Alter Musik in der Klosterbasilika in Knechtsteden. Zum Abschluss der einwöchigen Konzertreihe hatten Hermann Max und seine Ensembles "Rheinische Kantorei" und "Das Kleine Konzert" die Messe in h-moll von Johann Sebastian Bach einstudiert.

Die Aspekte dieser Komposition sind vielfältig: Manch einer sieht darin das musikalische Vermächtnis des Genies Bach, andere die Quintessenz seiner gesamten Schaffenskraft, und wieder andere sprechen von dem erhabenen und eindringlichen Glaubensbekenntnis seines Schöpfers. Eines ist jedoch klar: auf Grund der Entstehung eines großen Teils des Werkes kurz vor dem Tod des Thomaskantors umgibt ein mystischer Schleier bis heute diese weit über das Maß einer liturgischen Komposition herausreichende Vertonung. Hermann Max betrachtete sie unter dem Aspekt der Bildlichkeit, der in diesem Jahr das Motto der Festlichen Tage darstellte.

Die musikalische Umsetzung des Messtextes bietet dabei reichlich Möglichkeiten zur Analyse von Wort-Ton-Beziehungen. Die beiden ersten Teile, Kyrie und Gloria, stammen schon aus dem Jahre 1733 und bildeten eine Komposition, deren Entstehung möglicherweise mit Bachs Bewerbung als Hofkomponist in Dresden zusammenhängt. Bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1750 vollendete er den restlichen Teil der Messe, das eindrucksvolle Credo, sowie Sanctus, Benedictus und Agnus Dei.

Geschlossenes Werk

Wie häufig in Bachscher Musik anzutreffen übernahm er dazu Einzelsätze aus bereits bestehenden Kantaten und textierte diese um beziehungsweise erweiterte ihre Instrumentation. Es wirkt bis heute erstaunlich, dass ihm trotzdem ein Werk von solcher Geschlossenheit in der Anlage und Passform im Ausdruck gelang. Von inniger Frömmigkeit zeugt das gregorianische Thema des Credo, das Herzstück der gesamten Messe. Sehr klar und im Ansatz präzise intonierte der Chor auch die folgenden Passagen trotz der vielen nicht leicht umzusetzenden Temposchwankungen.

Das gilt vor allem für den Übergang zwischen dem majestätischen Sanctus und der Fuge "Pleni sunt coeli.....". Einfühlsam interpretierte Bernhard Scheffel im Duett mit Julia Dickson (Traversflöte) das Benedictus, dem mit "Osanna in excelsis" eine der ekstatischen Chorfugen folgt. Einem stillen, einfühlsamen Gebet entspricht die Alt-Arie Agnus Dei (Lena Susanne Norin), in der die Solistin mit Ausdruckskraft überzeugen konnte. Den Friedenswunsch "Dona nobis pacem" übernahm wieder der Chor im gleichen musikalischen Gewand wie im Gloria und mit festlicher Schlusswirkung. Sowohl Chor als auch Orchester verstanden es mit großer Präzision der komplexen Musiksprache Bachs gerecht zu werden.

Hermann Max' agile Konzeption des Werkes wirkte sich vor allem am Beginn des Kyrie sehr positiv auf die melodische Entwicklung aus. Dagegen nahm er die Tempi mancher folgender Chorsätze etwas zu eilig, wodurch eine gewisse Unruhe im Stimmengefüge entstand. Zum Schluss gab es berechtigt langen und kräftigen Applaus, sowohl für eine gelungene Aufführung als auch eine facettenreiche Alte Musik-Woche im Kloster Knechsteden. Jan Ritterstaedt

(NGZ)
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