Dormagen Vereine verlieren "ihren" Sportplatz

Dormagen · Verwaltung und Politik planen einen Paradigmen-Wechsel in der Sportstätten-Landschaft der Stadt. Den Anspruch von Sportvereinen auf "ihre" Anlage wird es in der heutigen Form nicht mehr geben.

Dormagen: Vereine verlieren "ihren" Sportplatz
Foto: michael reuter

Sechszehn Ortsteile — genauso viele Sportplätze. Diese Rechnung, die seit Jahrzehnten bis heute gilt, wird bald neu aufgemacht werden müssen. Dormagen steht vor einem Paradigmen-Wechsel. Das auslaufende Jahr wird mit seinem Haushaltssicherungskonzept (HSK) dafür stehen, dass künftig nicht mehr in jedem Ortsteil die gleiche Sportinfrastruktur angeboten werden wird.

CDU-Fraktionsvorsitzender Wiljo Wimmer hat in seiner Rede zur Verabschiedung des HSK den Weg gewiesen: "Es wird bald nur noch zwei, maximal drei Orte mit gehobenen Trainingsmöglichkeiten geben." Das subjektive Gefühl von Fußballklubs, auf einer "eigenen" Anlage zu spielen, wird der Realität weichen.

Zum einen ist es der demografische Trend, der in den nächsten Jahren dafür sorgen wird, dass deutlich weniger Kinder auf den Aschenplätzen Fußball spielen werden. Parallel werden mehr Senioren ihren Sport in Sporthallen ausüben wollen. Politik und Verwaltung haben diese Entwicklung erkannt, ebenso die Notwendigkeit, reagieren zu müssen.

Den Weg dafür hat Stadt-Kämmerer Kai Uffelmann bereitet, der vor den Sommerferien im Rahmen des HSK den Sportbereich unter die Lupe nahm. Seine Ausgangszahl: "Die Anzahl der Fußballer wird in den nächsten zehn Jahren um rund 40 Prozent zurückgehen."

Die Folge seien Überkapazitäten. Die Verwaltung schlägt den Rückbau von Großspielfelder in Kleinspielfelder vor, die Zusammenlegung von Sportanlagen und die Kapazitätsreduzierung innerhalb einer Anlage. Zum Beispiel Gohr: Weil das Rathaus davon ausgeht, dass kein ausreichender Bedarf für ein Großspielfeld vorhanden ist, wird der Rückbau in ein Kleinspielfeld vorgeschlagen. Das gleiche gelte auch für Delrath.

Für Aufsehen sorgte auch die vorgeschlagene Zusammenlegung der Sportanlagen von Stürzelberg und Zons in der Heide. Wie genau die Veränderung der Sportstättenlandschaft aussehen wird, ist noch unklar. "Die Fortführung des Sportstätten-Entwicklungsplans wird den Bedarf zeigen", sagt Wimmer. "Die Veränderungen sind finanziell auf dem Weg", sagt auch SPD-Fraktionschef Bernhard Schmitt.

Die wird es auch baulich geben: "Man muss nur einmal sehen, dass in Straberg, Delhoven und Knechtsteden drei Sportplätze in einem Umkreis von einem Kilometer liegen." Der Grundsatz gilt: Es handelt sich um Sportstätten, die die Stadt dem Sport zur Verfügung stellt, nicht einzelnen Vereinen. Bereits mit der Einführung der Sportstättennutzungsgebühr 2014 wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.

Die Stadt will alle Sportstätten in Betriebe gewerblicher Art überführen, um so von der Umsatzsteuer zu profitieren. Anlagen sollen vermietet, "Restzeiten", wie es Kämmerer Uffelmann nennt, anderen Vereinen oder Gruppierungen (gegen Geld) zur Verfügung gestellt werden.

(NGZ/ila)
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