Geschichte Auf der Spur vergangener Generationen

Düsseldorf · Im Verein für Familienkunde forschen die Mitglieder nach ihren Vorfahren – Detektivarbeit, die oft in vergangene Jahrhunderte zurückführt.

 Harry Sebetzky, Herman Lohausen, Monika Degenhard und Horst-Ulrich Osmann forschen gemeinsam in alten Texten.

Harry Sebetzky, Herman Lohausen, Monika Degenhard und Horst-Ulrich Osmann forschen gemeinsam in alten Texten.

Foto: RP/Dominik Schneider

Monika Degenhard kennt mehr Mitglieder ihrer Familie als die meisten Menschen. Nicht persönlich, denn fast all die Menschen, deren Namen, Lebensdaten und Verwandtschaftsverhältnisse sie recherchiert hat, sind vor Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten verstorben. Monika Degenhard ist Genealogin, Familienforscherin – und kann ihre Vorfahren bis ins Jahr 1460 zurückverfolgen.

Die Leidenschaft, in der familiären Vergangenheit zu forschen, teilt sie mit den anderen Mitgliedern des Düsseldorfer Vereins für Familienkunde, dessen Vorsitzende sie ist. Ein Großteil ist bereits im Rentenalter, denn die Genealogie ist ein zeitintensives Hobby, erzählt Vereinsmitglied Harry Sebetzky. Denn die Daten, aus denen die Familienforscher Verwandtschaftsverhältnisse, Geburts-, Heirats- und Sterbedaten und vieles mehr ableiten, liegen sicher verwahrt in den Archiven der Städte. Und so müssen die Mitglieder teilweise weite Strecken zurücklegen, um an das Material zu kommen.

Bis 1810 stellen dies die Standesämter bereit. Wer weiter in der Vergangenheit forschen will, muss auf Kirchenbücher zurückgreifen, die bis in die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg zurückreichen. Monika Degenhard erklärt, wie ein Genealoge arbeitet. „Man beginnt immer mit dem, was man noch aus mündlicher Erzählung rekonstruieren kann: die eigenen Eltern, Großeltern, Urgroßeltern vielleicht.“ Danach müsse man anfangen, in den Archiven zu suchen. So könne man zum letzten bekannten Namen mittels der Geburtsurkunde die Eltern herausfinden. Manchmal stoßen die Vereinsmitglieder auf tote Enden, wenn Dokumente fehlen oder jemand seinen Namen geändert hat. Dann helfen die Vereinsmitglieder einander. „Wir überlegen, wie es weitergehen könnte, suchen Fehler im Vorgehen und entziffern gemeinsam unleserliche Schriften“, sagt Degenhard. Manchmal führen die Spuren, denen sie nachgeht, tatsächlich ins Leere. Aber manchmal findet man doch den gesuchten Namen oder das fehlende Datum. „Detektivarbeit“ nennen die Mitglieder ihre Arbeit scherzhaft.

Oft hilft der Verein auch anderen Interessierten, die auf der Suche nach ihren Wurzeln sind – so haben sich schon Amerikaner gemeldet, die nach ihren Vorfahren suchen. Und auch der Blick auf die Zeit, in der die Menschen lebten, ist wichtig. Die Biografien spiegeln immer auch die Epoche wider. So kommen die Genealogen Naturkatastrophen, Epidemien oder Wanderbewegungen auf die Spur. „Wenn sich dann ein Bild abzeichnet, fühlt man sich, als habe man Troja entdeckt“, schwärmt Monika Degenhard.
Dominik Schneider

Info Der Verein für Familienkunde ist erreichbar per Mail an monika.degenhard@t-online.de.

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