Dormagen - mit Video Unterwegs mit Handicap

Dormagen - mit Video · Wie behindertenfreundlich ist Dormagen? Die NGZ und der Club Behinderter und ihrer Freunde machen den Test und zeigen, wo Dormagen barrierefreier werden müsste. Heute: Busfahren, Gehwege, Stufen und Übergänge.

Wenn Elisabeth Conrady in diesen Tagen aus dem Haus möchte, muss sie mehr Hindernisse als gewöhnlich überwinden. Schlecht geräumte Bürgersteige, vereiste Stellen und tiefer Schnee machen es der Rollstuhlfahrerin zunehmend unmöglich, selbstständig einzukaufen. Mehrere Male blieb die Rheinfelderin bereits im Schnee stecken. Fremde Hilfe musste her. In einer Serie begleitet die NGZ Elisabeth Conrady in alltäglichen Situationen. Handlungsbedarf sieht sie bei Räumpflicht, Bus- und Bahnfahrten.

"Ich überlege mir im Moment genau, ob ich das Haus verlasse", sagt die 74-Jährige, die mit den Folgen einer Kinderlähmung in Rheinfeld lebt. Die anhaltende Kälte mit Schnee und Eis sorgen dafür, dass sie vermehrt auf Hilfe angewiesen ist. In Dormagen kümmert sich der Club Behinderter und ihrer Freunde (cbf) um die Belange von Menschen mit Handicap. Mit einem Fahrdienst sorgt der Verein dafür, dass auch Bürger im Rollstuhl über weitere Strecken mobil sind. Mit ihrem Elektro-Rollstuhl ist Elisabeth Conrady auch mit ihren 74 Jahren selbstständig unterwegs. "Bis vor einigen Monaten bin ich sogar noch Auto gefahren", erklärt sie. Nun machen ihr schlecht geräumte Gehwege zu schaffen. Dass die Rollstuhlfahrt in diesen Tagen einer Fahrt auf einer Buckelpiste ähnelt, macht ihr nichts aus. "Aber es ist gefährlich", ist sie sich bewusst.

"Was die Bürgersteige anbelangt, hat sich in den vergangenen Tagen viel getan", erzählt Karl Müsch. Der stellvetretende Vorsitzende des cbf ist einer der Fahrer des Vereins, der sich besonders dafür engagiert hat, das Gehwege auch für Rollstuhlfahrer passierbar werden. "An vielen Stellen sind abgesenkte Stellen eingebaut worden", erklärt er. Zudem seien Zebrastreifen eine Hilfe, die Menschen mit Handicap im Alltag zugute kommen.

Probleme bereiten aktuell besonders Bushaltestellen. Diese sind nur teilweise geräumt: "An der Bordsteinkante ist alles vereist, Schnee häuft sich dort", weiß Karl Müsch. Am Marktplatz bestätigt sich das Bild. Nur mit Mühe schafft er es, Elisabeth Conrady in den Bus zu schieben. "Es kamen jedoch sofort ein Busbegleiter sowie ein Fahrgast, die helfen wollten", sagt die Rheinfelderin. Doch sie weiß auch: "Das war die Ausnahme. Oft helfen selbst die Busfahrer nicht und fahren auch nicht die Rollstuhlklappe aus", mahnt sie an.

Am Bahnhof ergibt sich noch ein weiteres Problem, dass auch Menschen mit Rollatoren berührt: Die Aufzüge sind oft kaputt. "Man kommt dann nicht einmal aufs Gleis", erzählt Elisabeth Conrady. Fahren könne sie ohnehin nur mit der S-Bahn. Der Einstieg in den Regional-Express erfolgt über Stufen.

(NGZ)
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