Dormagen lebt mit dem Coronavirus Das Lernen von zu Hause aus läuft vorbildlich

Knechtsteden · Wegen eines Corona-Verdachtsfalls lernten die 30 Schüler der Klasse 6e am Norbert-Gymnasium zwei Wochen lang via iPad – ein unfreiwilliger, aber erfolgreicher Test für den nun eingetretenen Ernstfall. Denn auch das NGK muss vorübergehend geschlossen werden.

 Lernen von Zuhause aus: Der Screenshot auf der Schulhomepage zeigt durchweg gut gelaunte Schüler und Lehrer.

Lernen von Zuhause aus: Der Screenshot auf der Schulhomepage zeigt durchweg gut gelaunte Schüler und Lehrer.

Foto: Fothen/NGK

Videokonferenzen per Facetime, Aufgabenstellungen per E-Mail und Austausch per WhatsApp – so sah der digitale Schulalltag der Klasse 6e des NGK für ganze zwei Wochen aus. Denn für sie galt strenges Schulbesuchsverbot: Nachdem eine Mitschülerin aus Grevenbroich-Hülchrath in Kontakt mit einem Corona-infizierten Kleinkind aus Gangelt stand, wurde die gesamte Klasse von 30 Schülern sowie sechs Lehrern und einzelnen Schülern aus anderen Klassen, die Kontakt mit dem Mädchen hatten, vom Unterricht ausgeschlossen. Und nach der Entscheidung der Landesregierung von Freitag werden die Schüler diese Art des Lernens nun fortsetzen.

Nachdem Eltern und Kinder über das Schulbesuchsverbot in Kenntnis gesetzt wurden, war die Aufregung erst einmal groß. Ein glücklicher Zufall jedoch war, dass mit den Kindern der 6e ausgerechnet die sogenannte „iPad-Klasse“ des NGK betroffen war. Hierbei handelt es sich um eine Projektklasse, bei der jeder Schüler seit Beginn dieses Schuljahres ein eigenes iPad für den Unterricht nutzt. Damit wird erprobt, wie der digitale Unterricht der Zukunft aussehen könnte. Dass die Schüler nun für zwei Wochen nicht am normalen Unterricht teilnehmen durften, stellte somit gleichzeitig eine ernsthafte Herausforderung sowie auch eine einmalige Chance dar: Schüler und Lehrer konnten testen, wie Unterricht für sie funktioniert, wenn sie nicht gemeinsam in einem Raum sitzen.

 Lukas Fothen und Ellen Nötzel mit Schülerinnen der iPad-Klasse am Norbert-Gymnasium Knechtsteden.

Lukas Fothen und Ellen Nötzel mit Schülerinnen der iPad-Klasse am Norbert-Gymnasium Knechtsteden.

Foto: DIeter Staniek

Klassenlehrer Lukas Fothen, der sich um die technischen Voraussetzungen für die digitale Vernetzung der Schüler und Lehrer kümmerte und selbst von dem Schulbesuchsverbot betroffen war, zieht eine positive Bilanz: „Nachdem alles eingerichtet war, lief die Kommunikation ziemlich reibungslos ab.“ Funktionen wie FaceTime oder Nachrichten versenden waren auf den iPads für die Schüler zuvor gesperrt gewesen, um zu vermeiden, dass der Klassenunterricht durch ihre Nutzung gestört wurde. Daher mussten sie für das Arbeiten von Zuhause erst einmal installiert werden.

Täglich verabredeten sich die Schüler mit ihren Lehrern per FaceTime für eine Videokonferenz, in der neue Unterrichtsinhalte besprochen und Fragen geklärt wurden. „Das war wie im normalen Klassenunterricht“, findet Ellen Nötzel, ebenfalls Klassenlehrerin der 6e. Die Schüler nutzten den Videochat auch untereinander, um gemeinsam zu arbeiten und sich gegenseitig zu helfen. „Nachdem ich die Videokonferenz verlassen habe, konnte ich sehen, dass der Chat zwischen den Schülern noch weitergeführt wurde“, stellte Fothen zufrieden fest. Ihn erreichte auch bereits von Eltern die positive Rückmeldung, dass die Schüler die digitalen Möglichkeiten intensiv genutzt hätten, um gemeinsam zu arbeiten, Informationen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Was Schülerin Jule Schumann am Lernen mit dem iPad besonders gut gefallen hat, war die Möglichkeit, sich nach seinem individuellen Lerntempo zu richten: „In der Schule macht man sonst immer direkt mit der nächsten Aufgabe weiter“. Den frühen Schulbeginn hat die 12-Jährige ebenfalls nicht vermisst. „Es war sehr entspannt, dass man auch mal etwas später aufstehen konnte.“

Obwohl den Schülern offiziell keine Quarantäne verordnet wurde und sie sich damit weiterhin frei bewegen konnten, schränkten sich die Schüler in ihrer Freizeit teilweise erheblich ein. „Klavierunterricht habe ich bei meiner Klavierlehrerin nur noch im Einzelunterricht genommen“, berichtet Lilly Häusler. Denn die Nachricht von der angeblichen Quarantäne der Schulklasse verbreitete sich in der Umgebung der Schüler weiter und vereinzelt kamen sogar Gerüchte auf, einige der Kinder hätten sich tatsächlich mit dem Corona-Virus infiziert. Um kein Öl ins Feuer zu gießen, vermieden die Schüler in ihrer Freizeit zum Teil den engeren Kontakt mit anderen. Im Laufe des zweiwöchigen Schulbesuchsverbots wurde jedoch festgestellt, dass sich die Mitschülerin mit Verdacht auf Corona-Virus überhaupt nicht infiziert hatte. Der Ausschluss vom Schulunterricht für die gesamte Klasse blieb dennoch für die vollen 14 Tage gültig.

Als es am 11. März für die Schüler und Lehrer schließlich wieder zurück in den vertrauten Schulalltag ging, machte sich deutlich Erleichterung unter ihnen breit. „Als es hieß, dass wir von zuhause aus unterrichtet werden, war alles noch ganz spannend und aufregend, später ließ bei den meisten aber die Euphorie nach“, berichtet Lilly. Lehrer Fothen weist darauf hin, dass die Bedeutung der Schule als sozialer Raum nicht unterschätzt werden dürfe. „Es tat uns allen gut, uns wieder zu sehen.“

Schulleiter Johannes Gillrath sieht das digitale Lernen daher als eine Erweiterung und nicht als Ersatz des klassischen Schulunterrichts an. Es soll den Schülern neue und vor allem andere Lernmöglichkeiten bieten. Den unfreiwillige Testverlauf sieht er dennoch als zukunftsweisend für das digitale Lernen am NGK an: „In absehbarer Zeit könnten hier alle Schüler mit iPads ausgestattet werden“, sagt Gillrath. Ihm ist wichtig, Schüler frühzeitig für den Umgang mit Zukunftstechnologien zu sensibilisieren.

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