TuS Germania Hackenbroich Ein Fußballclub versteht sich auf Integration

Hackenbroich · Der TuS Germania Hackenbroich konnte mit seinem Integrationsprojekt bereits viele Erfolge erzielen und wurde mehrfach ausgezeichnet.

 Auf einer interkulturellen Adventsfeier des Vereins in Vor-Corona-Zeiten kamen sich die Spieler aus den verschiedenen Mannschaften noch näher und feierten gemeinsam diese besinnliche Zeit.

Auf einer interkulturellen Adventsfeier des Vereins in Vor-Corona-Zeiten kamen sich die Spieler aus den verschiedenen Mannschaften noch näher und feierten gemeinsam diese besinnliche Zeit.

Foto: TUS Hackenbroich

Der TuS Germania Hackenbroich setzt sich bereits seit vielen Jahren für Integration ein und genießt für diesen Einsatz bundesweites Ansehen. Im Jahr 2016 wurden der Verein von der Bayer 04 Leverkusen Sportförderung mit dem Ehrenamtspreis und im Jahr 2017 von der Bayer Cares Foundation als Role Model ausgezeichnet. André Heryschek ist nicht nur der Vorstandsvorsitzende des TuS Germania, sondern ebenso der Leiter des Integrationsprojektes, welches in den Jahren 2015/2016 startete.

Bereits vor dem verstärkten Zuzug von Geflüchteten war dem Verein das Thema  Integration wichtig. Die Ausländerquote des Dormagener Stadtteils Hackenbroich beläuft sich auf 28 Prozent, und auch darüber hinaus hat eine große Anzahl an Menschen eine Zuwanderungsgeschichte. „Integrationsarbeit wurde eigentlich schon in den letzten Jahrzehnten geleistet und ergab sich aufgrund der Struktur des Ortsteil Hackenbroich“, erklärt Heryschek. Durch das offizielle Integrationsprojekt sollte die Arbeit auf ein „solideres Fundament“ gehoben werden.

„Mit der großen Einwanderungswelle 2015/2016 ging es dann richtig los. Im Sommer 2016 haben wir uns in der Fußballabteilung zusammengesetzt und entschieden, dass sich keine Sportarbeit besser zur Integration eignet als der Fußball.“ Den Mitgliedern und dem Vorstand des Vereins sei es wichtig gewesen, dass „ein Miteinander und nicht nur ein Nebeneinander in unserem Ort existiert“, führt Heryschek aus. Im Rahmen des Projektes ging man daher auf die damals neu erbauten Flüchtlingsheime in Hackenbroich zu. Dafür hatte die TuS Germania Flyer in verschiedenen Sprachen gedruckt, um die verschiedensten Menschen zu erreichen.

 Gemeinsam kickt eine der Mannschaften auf dem Fußballplatz in Hackenbroich.

Gemeinsam kickt eine der Mannschaften auf dem Fußballplatz in Hackenbroich.

Foto: TUS Hackenbroich

„Zu Beginn lief es schleppend, doch durch Mundpropaganda hatten wir dann irgendwann 40 Geflüchtete, Kinder und Erwachsene, beisammen. Zunächst gab es eine gemischte Mannschaft, doch irgendwann spielten die Kinder getrennt von den Erwachsenen, und wir haben eine dritte Seniorenmannschaft zum offiziellen Spielbetrieb angemeldet“, erklärt der Vorsitzende. Insbesondere die schnelle und erfolgreiche Integration der Kinder im Grundschulalter habe ihn sehr erfreut: „Die haben wahnsinnig schnell deutsch gelernt und haben problemlos Anschluss gefunden, das freut einen natürlich.“ Hobbyfußballer André Heryschek kickte bei der dritten Seniorenmannschaft mit und war somit stets im Bild über die Integration der Erwachsenen: „In dieser Mannschaft war es zunächst deutlich frustrierender als bei den Kindern. Nicht, weil sich nicht alle bemüht haben, sondern weil die Sprachbarriere im Weg war. Man wollte sich unterhalten, aber es ging nicht.“ Daraufhin organisierte der Verein kurzerhand Sprachkurse für die Geflüchteten. „Es wurde daraufhin wirklich besser. Die innere Dynamik im Team wurde stärker, und man hat auch den Humor der anderen kennengelernt und verstanden. Das war ein Fortschritt.“

Daraufhin habe dann die richtige Integration und Verschmelzung stattgefunden. Heryschek führt aus: „Es ist uns gelungen, dass immer mehr der Spieler aus der dritten Mannschaft auch die Spiele unserer anderen Mannschaften angeschaut haben. Dann sind wir weitere Schritte gegangen, haben erfolgreich eine interkulturelle Adventsfeier durchgeführt und haben gemeinsame Fahrten ins Stadion organisiert.“

 Dieses Foto entstand im Sprachcamp für Geflüchtete in Hackenbroich.

Dieses Foto entstand im Sprachcamp für Geflüchtete in Hackenbroich.

Foto: TUS Hackenbroich

Im Sommer 2019 wurde die dritte Seniorenmannschaft dann jedoch aufgelöst. „Der Grund dafür ist eigentlich ein positiver: Viele der Geflüchteten haben eigene Wohnungen in anderen Orten bekommen, weswegen sie sich dann bei den jeweiligen örtlichen Vereinen angemeldet haben.“ Einige der Spieler sind jedoch immer noch im Verein aktiv: „Sie waren super integriert und spielen jetzt in unseren anderen beiden Mannschaften. Damit war das Projekt dann abgeschlossen, denn das ist doch erfolgreiche Integration.“

 Das offizielle Mannschaftsfoto der mittlerweile aufgelösten dritten Mannschaft.

Das offizielle Mannschaftsfoto der mittlerweile aufgelösten dritten Mannschaft.

Foto: TUS Hackenbroich
 Die E-Jugend besuchte gemeinsam das Stadion von Bayer Leverkusen.

Die E-Jugend besuchte gemeinsam das Stadion von Bayer Leverkusen.

Foto: TUS Hackenbroich

Weitere Projekte in der Integration, aber auch eine Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendtreff in Hackenbroich sind bereits geplant. „Corona hält uns diesbezüglich derzeit etwas auf, aber da wird noch einiges kommen“, verkündet André Heryschek.

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